Experte aus Grevenbroich gibt Tipps Wie gefährlich Hausspinnen sind – und wie man sie fernhält

Grevenbroich · Sie ist flink, sie kann beißen und sogar im Staubsauger überleben. Aber ist sie wirklich gefährlich? Ein Grevenbroicher Experte klärt auf – und gibt Rat, womit man die Hauswinkelspinne effektiv vertreibt.

Spinnen in Deutschland: Die häufigsten Spinnenarten - Fotos
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Das sind die häufigsten Spinnenarten in Deutschland

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Foto: Pixabay / Brett_Hondow

Wenn es draußen allmählich kälter wird, kommen sie herein: Hauswinkelspinnen. Die kleinen Tierchen flüchten ins Warme – und sind in den meisten Haushalten ungebetene Gäste. Doch was tun, wenn sich ein Exemplar in die Wohnung verirrt? Wie gefährlich sind die kleinen Krabbeltiere? Wann beißen sie? Was kann man tun, damit sie gar nicht erst ins Haus kommen? Einer, der es wissen muss, ist Andy Riede. Der Grevenbroicher züchtet seit 16 Jahren Vogelspinnen und kennt sich auch sonst mit Spinnen bestens aus. Er beantwortet die wichtigsten Fragen.

Andy Riede mit einem seiner haarigen „Mitbewohner“: eine Vogelspinne, fast so groß wie seine Hand.   Archiv: STaniek

Andy Riede mit einem seiner haarigen „Mitbewohner“: eine Vogelspinne, fast so groß wie seine Hand. Archiv: STaniek

Foto: Dieter Staniek

Warum haben viele Menschen Angst vor Spinnen?

Angst und Ekel scheinen hier dicht beieinander zu liegen. Einen Grund für den Ekel sieht Andy Riede in der Fortbewegungsweise der Tiere: „Sie sind sehr schnell, haben acht Beine und sind oft haarig“, sagt der 38-Jährige. Helfen könne nur eines: eine Konfrontationstherapie. Seine Vogelspinnen – deutlich größer als Hauswinkelspinnen – hat er in den vergangenen Jahren vielen Bekannten näher gebracht. „Sie haben die Angst komplett verloren, einige haben inzwischen sogar selbst Vogelspinnen zu Hause.“

Wie gefährlich sind Hauswinkelspinnen?

Hauswinkelspinnen sind für den Menschen kaum gefährlich. Richtig ist: Sie können beißen. Andy Riede hat das schon häufig erfahren – am eigenen Leib. „Hauswinkelspinnen beißen aber nur in Ausnahmefällen: wenn sie sich zum Beispiel in die Enge gedrängt fühlen, wenn man ihr Netz zerstört oder sie Jungtiere haben. Ansonsten sind das eher Fluchttiere.“ Bei einem Biss schwillt die Haut an der Einstichstelle an, es brennt und juckt. Das liegt an dem Verdauungssekret der Spinne – ein Stoff, der Insekten lähmen, Menschen in der Regel aber nicht gefährlich werden kann. „Etwas schlimmer als ein Mückenstich, aber harmloser als ein Bienenstich“, sagt Riede: „Nach einer Woche merkt man davon nichts mehr.“

Wie wird man eine Spinne schnell los?

Wer eine Spinne lebendig herausbringen will, kann ein großes Glas über sie stülpen und eine Postkarte darunter schieben. „In den meisten Fällen läuft die Spinne ins Glas“, sagt Riede. Darin haben die Tiere kaum Halt: Sie rutschen auf der glatten Oberfläche aus, weil sie sich nicht festkrallen können. „Im Glas wird der Fluchtinstinkt der Spinnen geweckt. Lässt man sie frei, verschwinden sie in der Regel sofort.“ Ein Spinnen-Biss nach einer solchen Befreiungsaktion gilt also als unwahrscheinlich.

Überlebt eine Spinne im Staubsauger?

Wer sich doch dazu entscheidet, das Tier im Fall der Fälle zu erlegen, sollte auf die Staubsauger-Variante verzichten. Dass Spinnen durch den Sog sofort ersticken, ist ein Mythos, wie Riede erklärt: „Viele Spinnen überleben das und können sich aus einem Staubsauger befreien.“ Das dürfte für viele eine Horror-Vorstellung sein. „Ich habe das schon zweimal erlebt, als ich Spinnennetze weg gesaugt habe“, berichtet Riede. Gerade bei schwacher Saugstärke sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Tiere überleben. Ersticken würden sie nicht.

Können Menschen im Schlaf von Spinnen „heimgesucht“ werden?

Spinnen mögen Wärme und kommen deshalb bei Einbruch des Herbstes vielfach in Wohnräume. „Die Körperwärme eines Menschen ist den Spinnen aber zu warm“, sagt Riede. „Es ist unwahrscheinlich, dass sich eine Spinne von selbst auf einen Körper bewegt.“

Können Spinnen Menschen sehen?

Nein. Obwohl Spinnen mehrere Augen (bei Hauswinkelspinnen sind es sechs oder acht) haben, sehen sie anders als Menschen. Andy Riede: „Spinnen haben eine Rundumsicht, nehmen aber in erster Linie Licht, Bewegungen und Vibrationen wahr. Die Größe eines Menschen können sie nicht erkennen.“

Wie verhindert man, dass Hauswinkelspinnen ins Haus kommen?

Einen 100-prozentigen Schutz vor Spinnen gibt es nicht. Aber: Es gibt ein Hausmittel, das effektiv wirken soll. „Minze“, sagt Riede. „Den Geruch können Hauswinkelspinnen nicht leiden.“ Der Grevenbroicher empfiehlt, frische Minze zu zerreiben und ans Fenster zu stellen – da, wo die Spinnen am ehesten hereinkommen. Auch könne man Minzöl kaufen und das beispielsweise an Fensterrahmen auftragen. „Spinnen reagieren auf bestimmte Geruchsstoffe. Minze bleiben sie fern“, sagt Andy Riede.

Wie kommt Andy Riede dazu, Spinnen zu züchten?

Riede ist vor 16 Jahren durch einen Zufall auf die Vogelspinnen-Zucht gekommen: Damals hatte er sich eines erschöpften Achtbeiners aus einer Zoohandlung angenommen und ihn „aufgepäppelt“. „Angst hatte ich davor nie“, sagt er. Daraus ist ein Hobby geworden – inzwischen ist Andy Riede ein gefragter Experte, wenn es um krabbelndes Kleintier oder exotische Reptilien geht. Zwischenzeitlich war sein Wissen auch bei der Feuerwehr gefragt. Heute engagiert sich der 38-Jährige unter anderem in Tierschutz-Projekten.

Wie kommt das Hobby bei anderen an?

„Tegenaria domestica“: Das ist der lateinische Name für die Hauswinkelspinne.  Foto: dpa

„Tegenaria domestica“: Das ist der lateinische Name für die Hauswinkelspinne. Foto: dpa

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Andy Riede ist für sein außergewöhnliches Hobby bekannt. Seine Bekannten haben damit kein Problem – auch nicht seine Freundin: „Sie unterstützt mich und kennt sich ebenfalls gut im Umgang mit den Tieren aus“, sagt er. Die beiden teilen sich in der Grevenbroicher Innenstadt eine Wohnung mit zurzeit knapp 30 Vogelspinnen. Zwei davon haben inzwischen die Größe einer Erwachsenen-Hand mit gespreizten Fingern erreicht.

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