Grevenbroich Spezial-Fahrtraining für Lebensretter

Grevenbroich · Zwölf Grevenbroicher Feuerwehrleute trainierten gestern auf dem ADAC-Gelände mit Einsatzfahrzeugen brenzlige Fahrsituationen.

 Mit schweren Löschfahrzeugen aufglatter Fahrzeug bremsen - das übten zwölf feuerwehrleute gestern im Fahrsicherheitszentrum.

Mit schweren Löschfahrzeugen aufglatter Fahrzeug bremsen - das übten zwölf feuerwehrleute gestern im Fahrsicherheitszentrum.

Foto: L.Berns

Eile ist geboten, Sascha Quaty (30) schaltet die Gänge des schweren Feuerwehrfahrzeugs hoch. Der Motor dröhnt, als der 18- Tonner beschleunigt. Plötzlich taucht vor dem Lkw ein Hindernis auf, Quaty steigt auf die Bremse, doch die Fahrbahn ist spiegelglatt. Zu keinem Brand oder Verkehrsunfall rückte der hauptamtliche Feuerwehrmann gestern aus, zwölf Wehrmitglieder nahmen an einem besonderen Training für Einsatzfahrzeuge im ADAC-Fahrsicherheitszentrum teil. Denn im Einsatzfall ist nicht nur Geschwindigkeit, sondern vor allem sicheres Fahren gefragt.

"Im Jahr bieten wir für unsere Fahrer, für Haupt- und Ehrenamtler, fünf solcher Trainings an", erklärt Detlev Schwerdtner, bei der Feuerwehr für Ausbildung zuständig. Rund 40 Fahrzeuge - vom Kommandowagen bis zur Drehleiter - gehören zum Fuhrpark. Bei Einsätzen werden oft Millionen-Werte bewegt, fahren zudem Kameraden mit. "Fahrten mit Sonderrechten, mit Signalhorn und Blaulicht, sind Stress pur", schildert Schwerdtner. Der Fahrer muss das Fahrzeug beherrschen, den Verkehr im Blick haben, immer mit der Unsicherheit anderer rechnen. "Wenn sich Einsatzfahrzeuge nähern, dann wissen viele Autofahrer nicht, wie sie sich verhalten sollen", weiß Schwerdtner. "Auf der Autobahn soll die Rettungsgasse freigemacht werden, wenn sich der Stau bildet, und nicht erst, wenn Fahrzeuge mit Blaulicht kommen", ergänzt Thomas Eilers, Cheftrainer im ADAC-Zentrum. Dort gibt es einen Parcours speziell für Lkw "mit Steigungen und Wasserhindernissen, die elektronisch gesteuert werden können", sagt Eilers. Schwere Lastkraftwagen würden anders reagieren als Pkw. Bei der insgesamt modern ausgestatteten Feuerwehr Grevenbroich ging gestern auch ein rund 25 Jahre altes Fahrzeug ohne Antiblockiersystem auf die Piste.

Rund 25 Kurse für Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste gibt es im Jahr im Zentrum. Nicht nur Fahrkönnen ist beim Training gefragt. "Die Fahrer müssen während der Fahrt etwa sich Gegenstände am Fahrbahnrand merken oder von 100 in Siebener-Schritten abwärts zählen. Durch solche Zusatzaufgaben erzeugen wir Stresssituationen, um realistisch zu trainieren", sagt Eilers. Zunächst einmal aber war - ohne Zählen - Bremsen auf glatter Fahrbahn angesagt. "Bremsen Sie, bis das Fahrzeug wirklich steht", hatte Fahrtrainer Bernd Schwarz mit auf den Weg gegeben.

Im schweren Tanklöschfahrzeug hat Gerardo Gallucci (26) das Steuer von Sascha Quaty übernommen, er beschleunigt auf Tempo 30. Als vor ihm jäh die Wasserfontänen-Wand hochschießt, tritt Gallucci aufs Bremspedal. Von hinten "schieben" 5000 Liter Löschwasser, doch dann steht der Bolide, bleibt trotz glatter Fahrbahn in der Spur. Bei der gleichen Übung mit Tempo 50 kommt der "Tanker" aber erst weit hinter dem Wasserhindernis zum Stillstand. "Man merkt, was es ausmacht, wenn man etwas schneller fährt - und dass man in solchen Situationen lieber das Tempo drosseln sollte", zieht Gallucci Bilanz.

(NGZ)
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