Spendenaktion in Grevenbroich Diese Kickerinnen liefen Corona davon
Hemmerden · Am Anfang stand diese Idee: Etwas für die eigene Fitness zu tun – und gleichzeitig anderen Menschen zu helfen. Bei ihrem Spendenlauf legten die Fußballerinnen des SV Hemmerden 1421 Kilometer zurück und sammelten so mehr als 1500 Euro ein.
Der Dauerlauf rangiert bei Fußballern eher auf den Abstiegsplätzen – wenn es um die Tabelle der beliebtesten Trainingsübungen geht. So gesehen haben die Kickerinnen des SV Hemmerden im zurückliegenden Monat erstens den eigenen Schweinehund überwunden, zweitens ihre Ausdauer gestärkt und drittens ein gutes Werk getan: Erst suchte jede der rund 20 Teilnehmerinnen Sponsoren. Dann ging‘s über Stock und Stein, wobei die Sponsoren für jeden gelaufenen Kilometer einzahlten. Am Ende wurden die zurückgelegten Distanzen aus den Fitnesstrackern aufaddiert: Für insgesamt 1421 Lauf-Kilometer darf die Initiative „Grevenbroich packt an“ mit einer Gesamtspende von mehr als 1500 Euro rechnen.
„Da haben wir deutlich mehr geschafft, als wir vorher gedacht haben“, sagt die Abteilungsleiterin Damen, Daniela Logtenberg, nachdem alle Daten ausgewertet sind. Sie ist stolz auf die Teilnehmerinnen samt Trainer, die gemeinsam die Herausforderung Spendenlauf mit viel Engagement annahmen. Das Ziel, mindestens die tausend Kilometer zusammen zu bekommen, lag nach etwas mehr als der Hälfte der Zeit hinter den elf Freundinnen.
Die da zwischen dem 4. Mai und dem 1. Juni ihre Runden drehten, sind nicht irgendwer: Die Damen des SV Hemmerden sind im Rhein-Kreis das Frauenteam, das in der ranghöchsten Leistungsklasse – der Niederrheinliga – spielt. Da geht es um Punkte, Tore, Tabellenplätze – und nicht bloß um ein Kaltgetränk in geselliger Runde nach dem Match. Während der Saison sind neben dem Spiel am Wochenende zwei Trainingseinheiten Pflicht. In Zeiten der Saisonvorbereitung stehen die Damen beinahe täglich auf dem Platz.
In dieser Saison aber fehlten acht Stammspielerinnen in der Hinrunde. Sie waren verletzt, schwanger, gerade Mutter geworden oder auf einem Auslandssemester weit entfernt von Hemmerden. „Tatsächlich lagen wir auf dem letzten Tabellenplatz“, sagt die Sportliche Leitung der Damen, Daniela Logtenberg, ohne irgendetwas zu beschönigen. Es wäre anstrengend geworden, dies in der zweiten Saisonhälfte wieder rauszureißen. Doch dann kam Corona – und in der Niederrheinliga: der vorzeitige Saisonabbruch. Niemand steigt ab. Frau wagt es kaum, so etwas laut auszusprechen: Aber an dieser Stelle hatte die Pandemie nicht nur Nachteile.
Doch wie motiviert sich ein Team zum Training, das nicht zusammen trainieren darf? Mehrere Spielerinnen kamen auf die Idee, Dauerläufe mit modernen Fitnessarmbändern aufzuzeichnen und miteinander zu vergleichen. Dann wurde überlegt, gegen andere Mannschaften anzutreten – und so durch Wettbewerb zusätzliche Anreize zu schaffen.
„An dem Punkt habe ich die Initiative ‚Grevenbroich packt an’ gefragt, ob wir einen Spendenlauf für sie durchführen können“, sagt Abteilungsleiterin Logtenberg. Dann hatte der SV Hemmerden einen Lauf. Manche Kickerin spulte einige hundert Kilometer ab, als klar war, dass der Lauf einem guten Zweck diente. Und wenn am Mittwoch die Damen-Elf erstmals wieder zu einem ordentlichen Training antritt, wird man sich einiges zu erzählen haben. Zum Beispiel die Geschichte von der schwangeren Kollegin, die zwar nicht lief, aber doch weiter Strecken zu Fuß zurücklegte. Sie wurde dabei von den unerbittlichen Trackern nicht aufgezeichnet, sammelte aber dennoch Sponsorengelder ein. Respekt!
„Vielleicht können wir ja ab jetzt jedes Jahr einen solchen Spendenlauf initiieren“, hat Jana Marx von der Initiative „Grevenbroich packt an“ laut nachgedacht. Dort werden etwa 50 wohnungslose Menschen mit Kleidung, Hygieneartikeln und Mahlzeiten versorgt. „Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, dass alle Menschen unserer Gesellschaft unterstützt werden“, sagt Abteilungsleiterin Daniela Logtenberg.
Wer noch spenden möchte: Die PayPal Adresse ist noch offen: Grevenbroich-packt-an@web.de
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