Grevenbroich SPD fordert eine klare Demografie-Strategie

Grevenbroich · Der demografische Wandel wird die Stadt massiv verändern. Die SPD will Konzepte mit einem Modell zur Quartiersentwicklung erarbeiten.

Die SPD plant mit Blick auf den demografischen Wandel ein Pilotprojekt "Quartiersentwicklung". Damit sollen Strategien entwickelt werden, wie die Stadt die Herausforderungen von alternder Bevölkerung, schrumpfender Einwohnerzahl und daraus hervorgehender neuer infrastruktureller Anforderungen meistern kann. SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Gerbrand weist darauf hin, dass die Zeit drängt. Es sei eine Mär, dass der demografische Wandel die Stadt erst in Zukunft treffe. "Er ist schon jetzt deutlich spürbar. Ein Beispiel sind erste Schließungen von Grundschulen wie im kommenden Jahr in Allrath", sagt Gerbrand.

Das seien jedoch nur die Vorwehen des demografischen Wandels. Laut aktuellem Kommunalprofil des Statistischen Landesamtes ist schon jetzt jeder fünfte Grevenbroicher 65 Jahre und älter, 2030 werden es laut Gemeindemodellrechnung mehr als 25 Prozent sein. Hinzu kommen rund acht Prozent in der Altersklasse 60 bis unter 65, derzeit sind es sechs Prozent. Zugleich sinkt der Anteil der Unter 25-Jährigen. Zum Stichtag 31. Dezember 2013 lebten 15 189 Grevenbroicher unter 25 Jahre in der Stadt, zum 1. Januar 2030 werden es laut Gemeindemodellrechnung 12 969 sein. Die Einwohnerzahl wird auf hochgerechnet 61 062 Bürger zurückgehen. Ähnliche Zahlen legt die Bertelsmann-Stiftung in ihrer 2011 vorgelegten Untersuchung zum demografischen Wandel vor, an deren Eckdaten sich nichts geändert hat.

All das bedeutet Konsequenzen für die Stadt. Zum einen führt eine alternde Gesellschaft zu veränderten Ansprüchen - zum Beispiel bei der Nahversorgung, Verkehrsanbindung, im Öffentlichen Personennahverkehr, bei Freizeitmöglichkeiten und bei der Barrierefreiheit. Große investive Maßnahmen sind jedoch angesichts der desaströsen Finanzlage der Stadt und der dringend erforderlichen Haushaltssanierung nicht drin. Daher muss sich die Stadt umso mehr Gedanken machen, wie sie dem demografischen Wandel mit all seinen Herausforderungen begegnet, um ein attraktiver Wohnort zu bleiben. "Wir werden neue Konzepte benötigen", betont Horst Gerbrand. "Das muss frühzeitig bei der Stadtplanung berücksichtigt werden."

In eine ähnliche Kerbe schlägt die CDU. Fraktionschef Wolfgang Kaiser betont, die Stadt benötige dringend eine Agenda, wie die Zukunft gestaltet werden soll. "Wir brauchen einen langfristig angelegten Plan, wie Grevenbroich in fünf, zehn, 20 Jahren aussehen soll." Auch die anderen Ratsfraktionen haben das Thema im Blick. Besprochen wird es derzeit im Arbeitskreis Demografie.

Gut möglich, dass der SPD-Vorstoß zur "Quartiersentwicklung" dort bald diskutiert wird. "Ziel ist es, einen noch nicht bestimmten Stadtteil herauszupicken und mit Blick auf die Herausforderungen zu untersuchen und zukunftsfest zu machen", erklärt Gerbrand. Gemeinsam mit Bürgern, Vereinen, Kirchen und weiteren Einrichtungen sollen Konzepte entwickelt werden, die auch in anderen Stadtteilen umgesetzt werden können.

(NGZ)
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