Solidaritätsgottesdienst Altenheim braucht Mut und Gottes Hilfe

Grevenbroich · Zu einem Solidaritätsgottesdienst für die Mitarbeiter und Bewohner des Seniorenstifts St. Josef kamen viel mehr Menschen, als die Kapelle fassen konnte. Langsam mischt sich Hoffnung in die Angst um das Fortbestehen des Heims.

 Eine übervolle Stiftskapelle und Fürbitten unter Tränen – der Solidaritätsgottesdienst in der Kapelle des Seniorenstifts St. Josef war sehr emotional. In seiner Predigt und in vielen Gesprächen am Rande sprach Pfarrer Meik Schirpenbach den Zuhörern Mut zu. Rechts: Georg Menne.

Eine übervolle Stiftskapelle und Fürbitten unter Tränen – der Solidaritätsgottesdienst in der Kapelle des Seniorenstifts St. Josef war sehr emotional. In seiner Predigt und in vielen Gesprächen am Rande sprach Pfarrer Meik Schirpenbach den Zuhörern Mut zu. Rechts: Georg Menne.

Foto: Markus Rick (rick)

Zwar ist die Schließung des Seniorenstifts St. Josef am 30. Juni 2020 erst einmal vom Tisch – der Kirchenvorstand von St. Maria Himmelfahrt hat der Gemeinde einen Aufschub gewährt, um einen neuen Investor zu finden. Dennoch graben sich tiefe Sorgenfalten in die Stirnen des leitenden Pfarrers Meik Schirpenbach und des Stiftsleiters André Rasch sowie der 82 Bewohner und der 90 Mitarbeiter. Entsprechend emotional war auch die Stimmung beim feierlichen Solidaritätsgottesdienst am Samstag. Kein Platz in der Stiftskapelle blieb unbesetzt, bis auf den Gang hinaus standen Menschen, um daran teilzunehmen. Zudem wurde der Gottesdienst in jedes Zimmer sowie in die Gemeinschaftsräume übertragen.

„Wir wollen damit zeigen, wie wertvoll uns allen dieses Haus ist, wie ausgezeichnet die Arbeit, die hier geleistet wird und wie gut der hier herrschende Geist ist“, betonte Pfarrer Schirpenbach. Er misst den Wert des Seniorenstifts St. Josef nicht nur durch den Wert von Immobilie und Grundstück, sondern vor allem durch die Menschen, die dort leben und arbeiten. „Ich bin dankbar dafür, dass wir hier einen Ort des Segens haben. Sowohl Bewohner als auch Mitarbeiter sind noch einmal ganz neu aufgeblüht, als sie den Geist dieses Hauses erlebt haben.“ Und so sei ein Ort zur Heimat geworden, zu dem einen der Zufall geschickt habe. „Heimat habe ich nicht, sondern Heimat schaffe und schenke ich. Wir wollen aus der Heimat Kraft schöpfen für das, was nun ansteht.“

Der Gottesdienst bot Raum für zahlreiche Fürbitten, die von Vereinen und verbundenen Personen teilweise unter Tränen vorgetragen wurden. Sie alle hatten einen Tenor: Sie beten für die Menschen, die einsam sind, die um ihre Heimat oder ihre Arbeitsstelle bangen müssen, um göttlichen Beistand. Doch der Aufschub der Schließung ist auch ein Lichtblick: „Ich habe in der vergangenen Woche eine konstruktive Atmosphäre im Haus gespürt“, sagt Meik Schirpenbach. „Die Bewohner haben Angst, sind aber auch voller Hoffnung. Allerdings hätten wir uns bei allem, was vorher war, noch mehr Resonanz aus dem Dorf gewünscht. Es braucht jetzt den Gemeinschaftsgeist.“

Wie Stiftsleiter André Rasch sind nun alle gespannt darauf, was die Zukunft bringt. Er registriert viel Zuspruch und Hilfsbereitschaft für das Altenheim aus dem Ort. „Wir hoffen nun, dass wir einen neuen Träger finden“, sagt er. Auch Pflegedienstleiter Christoph Lesinski weiß: „Dieses Zwischending müssen wir nun alle aushalten. Aber wir wollen im 135. Jahr dieser Einrichtung ein Zeichen setzen und Mut machen, dass es gelingt, solch ein Haus ein zweites Mal zu bauen. Wäre das Heim nicht mehr da, würde es im Stadtbild fehlen.“

Alles andere kommt auch für Harry de Zwaart nicht infrage. Der 89-Jährige ist froh, im Seniorenstift eine Heimat gefunden zu haben. „Wenn eine solche Gemeinschaft auseinandergerissen werden soll, weiß man nicht, welche Worte man finden soll. Ich wünsche mir, in diesem Haus noch einiges bewirken zu können.“

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