Grevenbroich Skippy — nicht zu fassen

Grevenbroich · Skippy ist schneller als die Polizei erlaubt: Seit dem Frühjahr hoppelt das ausgebüxte Känguru durch die Gegend – und es entkommt regelmäßig seinen Häschern. Auch Norbert Wolf und sein Schneckenhaus-Team sind machtlos.

Skippy ist schneller als die Polizei erlaubt: Seit dem Frühjahr hoppelt das ausgebüxte Känguru durch die Gegend — und es entkommt regelmäßig seinen Häschern. Auch Norbert Wolf und sein Schneckenhaus-Team sind machtlos.

Erst dachten die Polizeibeamten an einen schlechten Scherz. Ein Känguru in der Nähe der Autobahn 46? Blödsinn! Doch das, was Mitarbeiter von RWE Power beobachtet und den Ordnungshütern gemeldet hatten, stellte sich keineswegs als Halluzination heraus: Vor den Augen der Streifenbeamten kauerte ein Mini-Känguru — ein Wallaby — im Dickicht. Was tun?

Die Polizisten alarmierten den Grevenbroicher Umweltschutzbeauftragten Norbert Wolf, der gleich mit seinem Team zur "Kängurujagd" jenseits der Grubenrandstraße zum Jüchener Wasserwerk ausrückte. "Das Tier machte einen ruhigen Eindruck, es hockte auf dem Boden und bewegte sich kaum", schildert Wolf seine ersten Eindrücke in der freien Wildbahn. Der Naturschutz-Experte ging daher davon aus, dass das Känguru möglicherweise verletzt sein könnte: "Insofern hätten wir ein sehr leichtes Spiel gehabt."

Doch weit gefehlt: Kaum hatten sich die vier Grevenbroicher mit großen Netzen dem pelzigen Australier genähert, da setzte das hüfthohe Tier zu einem beherzten Sprung an — und machte sich in Windeseile aus dem Staub. "Das Känguru sprang förmlich über unsere Köpfe hinweg. Da war leider nichts zu machen", meint Norbert Wolf schulterzuckend.

Eine Erfahrung, mit der er nicht alleine steht: Denn bei dem quirligen Wallaby handelt es sich höchstwahrscheinlich um Skippy. Das kleine Känguru büxte im Frühjahr aus einem Tierpark bei Wanlo aus und sorgte seither immer wieder für Polizeieinsätze im Mönchengladbacher Raum. Offensichtlich hat das kleine Känguru die Stadtgrenzen verlassen und treibt sich nun zwischen Jüchen und Grevenbroich herum. "Das Tier wurde schon mehrfach gesichtet — doch es lässt sich nicht einfangen. Es ist in einem guten gesundheitlichen Zustand und topfit", weiß Kreispolizeisprecher Hans-Willi Arnold. Zwar wäre es möglich, dem Wallaby mit einem Betäubungsgewehr zu Leibe zu rücken — doch: "Experten raten davon ab. Das Känguru ist zu klein und würde die Dosis wohl nicht überleben", meint Arnold.

Dass das Wallaby in hiesigen Gefilden keinen Hunger leiden muss, steht für Norbert Wolf fest: "Es ernährt sich rein vegetarisch, fast schon so wie ein Reh." Allerdings geht der Umweltbeauftragte davon aus, dass es dem Australier schon in einigen Monaten schlechter ergehen könnte: "Ich fürchte, dass es den Winter nicht überleben könnte", meint Wolf.

Übrigens: Schon 1994 hatte es die Polizei in Grevenbroich mit einem Wallaby zu tun. Der junge Hüpfer wurde in einem Wevelinghovener Garten eingefangen — er war in Hülchrath von einer Pferdekoppel entflohen. "Große Schlagzeilen waren dem Känguru damals allerdings nicht beschert", erinnert sich Hans-Willi Arnold: "Denn kurz darauf gab es im Straberger See einen Kaiman namens Sammy . . ."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort