Serie Unsere Malteser Vom Unfallopfer zum Lebensretter

Grevenbroich · Die dienstältesten Jüchener Malteser sind teilweise durch ein eigenes schweres Schicksal zum Helfer geworden. Andreas Koch und Sascha Klein wären bei Verkehrs- und Sportunfällen beinahe gestorben. Danach beschlossen sie, Lebensretter zu werden.

 Andreas Koch (v.l.) Bernadette Egidy und Sascha Klein gehören als Sanitäter und Helfer zu den Dienstältesten bei den Jüchener Maltesern.

Andreas Koch (v.l.) Bernadette Egidy und Sascha Klein gehören als Sanitäter und Helfer zu den Dienstältesten bei den Jüchener Maltesern.

Foto: G. Tillmanns

Jüchen Weshalb opfern Menschen ihre Freizeit, um bei schweren Unfällen oder Naturkatastrophen ihr eigenes Leben zu riskieren, um andere zu retten? Mindestens einer der langgedienten Malteser aus Jüchen kennt darauf die Antwort. Und manche, wie Andreas Koch und Sascha Klein, haben eine ganz besondere Antwort. Beide haben lebensgefährliche Unfälle mit jahrelanger Arbeitsunfähigkeit überstanden. In dieser Zeit haben beide viel Hilfe erfahren und ebenso viel über ihr Leben nachgedacht. Und beide sind unabhängig voneinander zu dem Schluss gelangt, aus Dankbarkeit etwas von dieser erfahrenen Hilfe auf ihre Weise zurückgeben zu wollen.

Das ist dem 54-jährigen Andreas Koch, der seit 1995 bei den Jüchener Maltesern im Dienst ist, bei vielen auch extremen Einsätzen gelungen. Zu seinen härtesten Bewährungsproben gehörte das Love-Parade-Unglück in Duisburg. Dort hat er auch Tote bergen müssen, immer in Kenntnis, dass er selbst nach seinem schweren Autounfall im Jahr 1992 dreimal wiederbelebt werden musste und beinahe das Leben und später fast ein Bein verloren hätte. "Drei Jahre bin ich damals in Duisburg in der Klinik gewesen. Da hatte ich viel Ruhe, um über mein künftiges Leben nachzudenken", erinnert er sich. Ein Mitpatient, der ebenfalls einen schweren Unfall überlebt hatte, begann noch während seiner Reha in der Klinik mit dem Medizinstudium: "Das hat mich motiviert. Und da die Malteser meine Ersthelfer am Unfallort waren, bin ich später auch Malteser geworden", sagt Andreas Koch, der nach jahrelangem Sanitätsdienst heute noch als "Allzweckkraft" überall von der Kleiderkammer bis zu Hilfen bei den Fahrzeugen gebraucht wird. Denn vor seinem Unfall arbeitete Koch als Tankwart und als Lkw-Fahrer.

An ein besonders schicksalhaftes Erlebnis erinnert er sich: "Bei einem Einsatz stand mir plötzlich der Einsatzleiter der Feuerwehr Jüchen gegenüber, der auch bei meiner eigenen Unfallbergung die Einsatzleitung hatte. Der hat nur gestaunt und gefragt: Bist du das wirklich?"

Eine Lebenswende vom Unfallopfer zum Unfallhelfer hat auch der heute 44 Jahre alte Maltesersanitäter Sascha Klein erlebt. Er hatte allerdings bereits als Kind mit 13 Jahren nach einem schweren Sportunfall mit 14 Monaten im Krankenhaus den Entschluss gefasst, anderen Menschen helfen zu wollen. Auch bei ihm stand es auf der Kippe, ein Bein zu verlieren. Auch er brauchte drei Jahre, bis er im Wortsinne wieder auf die Beine kam. Mit 17 Jahren kam Klein dann zu den Maltesern, kombinierte schließlich Ehrenamt und Berufsdienst als ausgebildeter Rettungsassistent in der Leitstelle: "Ohne Malteser geht bei mir gar nichts", beschreibt er seinen Lebensinhalt und seine Motivation, mit der er auch bereits seine Ehefrau "angesteckt" hat: Denise Klein packt seit Dezember als Helferin bei den Jüchener Maltesern fleißig mit an.

Über die Familie ist auch Bernadette Egidy zu den Maltesern gelangt. Die stellvertretende Ortsbeauftragte hat mittlerweile die komplette Organisation der Helfer bei jährlich rund 100 Veranstaltungen unter sich, bei denen die Malteser mit eingesetzt werden. Ihr Sohn Frank hat die Mutter ursprünglich für die Malteser begeistert: "Er hat immer so viel von den Maltesern erzählt," erinnert sich die 67-jährige Altenpflegerin, die seit 1996 ihre Freizeit den Maltesern opfert.

Die ersten Jahre fuhr Bernadette Egidy Einsätze im Rettungsdienst mit. Inzwischen ist Ortsbeauftragter Daniel Bönnen froh, dass er in seiner erfahrenen Stellvertreterin eine Frau hat, die auch dann den Überblick und die Ruhe behält, wenn sich die Einsätze häufen, wie jüngst im Karneval und nun bald wieder bei den Schützenfesten.

(NGZ)
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