Grevenbroich Seit 15 Jahren stets die ersten im Freibad

Grevenbroich · Für die Frauen und Männer der "Mallorca-Clique" ist das Freibad im Sommer zum zweiten Zuhause geworden. Sie sind morgens die ersten am Beckenrand - und das seit vielen Jahren. Für die Sonnenfans ist die letzte Saison angebrochen.

 Die "Mallorca-Clique" aus dem Freibad: Käthe Kamps, Maritta Pawlikowski, Barbara Lennartz, Helmi Schober, Karlheinz Kamps, Irene Clahsen und Marlene Hassel (v.l.) sind im Sommer die ersten, die sich am Beckenrand tummeln.

Die "Mallorca-Clique" aus dem Freibad: Käthe Kamps, Maritta Pawlikowski, Barbara Lennartz, Helmi Schober, Karlheinz Kamps, Irene Clahsen und Marlene Hassel (v.l.) sind im Sommer die ersten, die sich am Beckenrand tummeln.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Scheint die Sonne, ist für Maritta Pawlikowski alles klar: Sie packt alles vom Strandtuch bis zur Thermoskanne für einen Kurzurlaub im Freibad ein. Spätestens um 10 Uhr trifft sich dort die "Mallorca-Clique" - Pawlikowski ist mit 78 Jahren die Älteste, Irene Clahsen mit 59 die Jüngste. Die zehn Grevenbroicher sind meist die ersten im Freiband - und das seit 1999.

Keine Frage, dass ihnen niemand die besten Plätze streitig macht, etwa die Tische an der Terrasse oder die Liegen auf der Wiese, die den acht Damen und zwei Herren einen ungestörten Blick aufs Becken garantieren. Natürlich schaut man nicht nur, sondern schwimmt auch. "Zwischendurch eine Abkühlung, das ist fast so gut wie ein Erdbeereis", sagt Pawlikowski. Allerdings schmeckt ihr das Eis derzeit nicht so gut, denn: "Es ist unsere letzte Saison im alten Freibad. Das macht mich nicht wehmütig, sondern wütend", sagt die Grevenbroicherin. Und Karlheinz Kamps ergänzt: "Wir wollen das Freibad nicht nur für uns erhalten, sondern auch für die Kinder und Jugendlichen."

Erinnerungen an Bademeister "Holze Karl", der mit Kapitänsmütze ein strenges Regiment zwischen Becken und Liegeweise führte, haben die meisten aus der "Mallorca-Clique". Der einstige Respekt ist noch spürbar, wenn etwa Hans Hammelstein erzählt: "Vor ,Holze Karl' hatten wir alle ein bisschen Angst. Er schien Röntgenaugen zu haben, dem entging nichts." Hammelstein selbst verbrachte viele Sommertage nach dem Unterricht im damaligen Kreisgymnasium (heute Erasmus) im Freibad: "Nach der Schule war das für uns der Treffpunkt." Jungs, die sich mit kühnen Kopfsprüngen ins kühle Nass stürzten und auf Bewunderung vom anderen Geschlecht hofften.

Mädchen, die - lange vor "Germanys next Topmodel" - den Beckenrand in Bikini oder Einteiler zu ihrem Laufsteg machten: Manchem sehnsuchtsvollen Blick folgte sogar die Einladung, auf dem fremden Badelacken Platz zu nehmen. An Bewunderung und vielleicht auch etwas Neid kann sich Maritta Pawlikowski auch erinnern: "Als junge Frau brachte ich aus Italien einen Bikini mit, blau mit bunten Blumen. Das war damals etwas Besonderes."

Damals wie heute interessierten sich die jüngsten Grevenbroicher weder für Liebe noch für Mode. Sie wollten springen, toben, Spaß im Wasser haben - den gab es erst recht, als die Stadt in neue Rutschen investierte. "Das ist immer ein Anziehungspunkt für Kinder", haben die sonnenbegeisterten Senioren beobachtet.

Noch genießen sie ihre Kurzurlaube. "Das Freibad ist im Sommer unser Lebensmittelpunkt", sind sie sich einig. Nur zum Mittagessen und Kaffeeholen geht Maritta Pawlikowski kurz nach Hause. Dass sie ihr zweites Zuhause nach 65 Jahren aufgegeben muss, das kann sich die Grevenbroicherin kaum vorstellen: "An einem Freibad sollte nicht gespart werden", sagt sie.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort