Grevenbroich Schulen fürchten um ihre Martins-Tradition

Grevenbroich · Trotz der Pläne des Innenministers bleibt die Kreispolizei gelassen: Umzüge werden weiterhin von den Ordnungshütern begleitet.

Das sind die Martinszüge 2016 in Grevenbroich
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Foto: wka

Innenminister Ralf Jäger beabsichtigt, die Veranstalter von Martinsumzügen bei der Sicherung der Straßen künftig mehr in die Pflicht zu nehmen. Damit will der SPD-Mann die Polizei in NRW entlasten. Diese Pläne sorgen für Unsicherheit auch in Grevenbroich. "Ich sehe Probleme auf uns zukommen", sagt Veronika Majerke-Feldmann, Leiterin der katholischen Grundschule Stadtmitte, die alljährlich einen Martinsumzug mit mehr als 350 Teilnehmern veranstaltet. Zwar habe die Schule ein gut funktionierendes Elternlotsen-Team - doch: "Die Mütter und Väter sind als Privatpersonen rechtlich nicht befugt, in den laufenden Verkehr einzugreifen. Und ich möchte sie auch nicht ermuntern, das zu tun", betont Majerke-Feldmann. Dieses "hochbrisante Thema" will sie in der Schulkonferenz direkt nach den Ferien zur Sprache bringen.

 Martinsumzüge sind für Kinder ein Höhepunkt des Jahres. Grundschulleiterinnen fürchten um den Fortbestand dieser Tradition.

Martinsumzüge sind für Kinder ein Höhepunkt des Jahres. Grundschulleiterinnen fürchten um den Fortbestand dieser Tradition.

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In diesem Herbst wird sich das Problem voraussichtlich aber nicht stellen, zumindest demonstriert die Kreispolizei Gelassenheit. "Wir haben keinen neuen Erlass des Innenministers zur Polizeibegleitung bei Umzügen vorliegen", sagt Sprecher Hartmut Batz: "Insofern bleibt alles beim alten." Die Ordnungshüter würden, wie in der Vergangenheit, bei jedem Martinsumzug prüfen, ob eine Begleitung erforderlich sei. "In Abstimmung mit den Ordnungsbehörden werden dann die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Umzüge getroffen", schildert Batz.

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Nichtsdestotrotz haben die Pläne des Innenministeriums eine Diskussion in den Grundschulen in Gang gesetzt: "Wir führen Kinder zu einem Brauchtum hin - und auf der anderen Seite müssen wir erfahren, dass es immer mehr Einschränkungen gibt", ärgert sich Veronika Majerke-Feldmann: "Dabei wird übersehen, dass das Brauchtum auch ein wichtiger Faktor ist, um die Gesellschaft zusammenzuhalten." Ähnlich denkt auch Ruth Hennen von der Elsener Erich-Kästner-Schule. Sie kann sich beim Martinsumzug zwar auf die Unterstützung der Kirmesfreunde verlassen, doch auch sie fürchtet um den Fortbestand der alten Tradition: "Der Martinsumzug ist etwas ganz Wichtiges für die Jungen und Mädchen", meint Hennen.

Martinszug zieht durch die Innenstadt
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Dass die Polizei auch in Zukunft "Freund und Helfer" von St. Martin sein muss, steht für Erika Voets, Leiterin der 220 Kinder zählenden Grundschule "Erftaue" in Gustorf fest: "Unsere Schüler müssen eine große Hauptstraße überqueren. Zwar begleiten je zwei Eltern pro Klasse mit Warnwesten den Umzug, doch die Polizei gab uns bisher immer zusätzliche Sicherheit." Darauf möchte Voets ebenso wenig verzichten wie Marita Becker, Leiterin der Grundschule "Arche Noah" in Noithausen: "Sollte die Polizei-Begleitung gestrichen werden, müssen wir dringend eine Lösung finden."

Die Wählergemeinschaft "Mein Grevenbroich" hat bereits angekündigt, die Martinsumzüge auf die Tagesordnung des nächsten Stadtrats zu bringen. "Wir werden eine Resolution gegen die Pläne des Innenministers einbringen und hoffen auf breite Unterstützung", sagt Fraktionschef Thomas Wiedenhöfer.

(NGZ)
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