Grevenbroich Schulen droht deutlich mehr Unterrichtsausfall

Grevenbroich · Hiobsbotschaft aus Düsseldorf: Die Landesregierung kürzt die Gelder für Vertretungsunterricht um die Hälfte. Ein Schlag für die Schulleiter.

Der Ärger ist Gertrud Peltzer deutlich anzumerken. Daran konnte auch ein Telefonat mit der Bezirksregierung Düsseldorf nichts ändern. Dort hat die Leiterin der Diedrich-Uhlhorn-Realschule nachgefragt, was die jüngsten Sparmaßnahmen des Landes für die Arbeit vor Ort bedeuten. Das Ergebnis: nichts Gutes. "Wir haben zwei Anträge für Vertretungsunterricht laufen", sagt Gertrud Peltzer. Stand gestern würden diese vermutlich nicht bewilligt. "Das bedeutet weiteren Unterrichtsausfall. Leidtragende sind die Schüler."

Der Grund für die vermutliche Nicht-Bewilligung der beantragten Vertretungsstellen liegt in von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann jetzt mitgeteilten Sparmaßnahmen. Demnach werden 25 Millionen Euro für Vertretungsstellen aus dem Schuletat vorläufig gestrichen. Das entspricht der Hälfte dieses Budgets. Den entsprechenden Erlass haben die Bezirksregierungen als zuständige Schulbehörden bereits im März erhalten. Pro Jahr waren bislang 50 Millionen Euro veranschlagt, um Unterrichtsausfall durch Krankheiten oder Schwangerschaften aufzufangen. Im Haushalt des NRW-Schulministeriums werden diese Gelder als "Flexible Mittel" geführt.

Gertrud Peltzer findet deutliche Worte für die jetzt angekündigten Sparmaßnahmen. "Es ist schlicht unglaublich, dass dies gemacht wird", sagt sie. Eine Meinung, mit der sie nicht alleine steht. Viele ihrer Kollegen sehen durch die Sparmaßnahmen massive Probleme auf die Schulen zukommen. An der Hans-Sachs-Schule bangt man jetzt um eine mündlich bereits zugesagte Vertretungsstelle. "Bei einem kleinen Team wäre ein solcher Ausfall deutlich zu spüren", sagt Konrektor Georg Balster.

Manfred Schauf, Leiter des Pascal-Gymnasiums, hat zwar zurzeit keine Anträge auf Vertretungsstellen laufen. Dies hängt jedoch auch damit zusammen, dass schulintern Kapazitäten für Vertretungsunterricht frei werden — da die Abiturjahrgänge zwar noch ihre Prüfungen absolvieren, aber keinen Unterricht mehr haben. "Ab dem kommenden Schuljahr werden die Kürzungen im Etat aber zwangsläufig zu Problemen führen", sagt Schauf. Sein Eindruck war, dass man mit den bisherigen Mitteln im Haushalt des Schulministeriums gerade so hingekommen sei. Der Schnitt führe auf kurz oder lang vermutlich dazu, dass eine Erkrankung zwangsläufig zu Unterrichtsausfall führe.

Eine Situation, die an der katholischen Grundschule Stadtmitte zurzeit akut ist: "Eine Kollegin in Vollzeit ist erkrankt; eine Vertretung haben wir nicht", sagt Konrektorin Sabine Lüstenberger. Für die Grundschüler bedeutet dies weniger Unterricht: "Wir müssen die Stundenzahl anteilig kürzen; anders geht es nicht", sagt die stellvertretende Schulleiterin.

Als Nackenschlag empfindet auch Heinz-Gerd Schmitz, Leiter der Katholischen Hauptschule, die Sparmaßnahmen. "Meine Kollegen arbeiten schon sehr viel und leisten Überstunden. Das lässt sich nicht beliebig ausdehnen", sagt er. An Vertretungslehrern zu sparen sei "nicht verantwortungsvoll" — weder gegenüber den Schülern, noch gegenüber den Lehrern.

(NGZ/rl)
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