Grevenbroich Schützen-Kneipe schließt nach 41 Jahren

Grevenbroich · Die Traditionsgaststätte "Jägersruh" in der Südstadt war Jahrzehnte lang das Stammlokal von 17 Schützenzügen. In der Nacht zu gestern machten die Betreiber dort zum letzten Mal das Licht aus. Ein Nachfolger ist bis jetzt nicht gefunden.

 Abschied von der Traditionsgaststätte "Jägersruh": Heinz-Gerd Paulsen (l.) vom Marinezug "Klabautermann" und Manfred Wosnitza (r.) vom Jägerzug "Graf Kessel" übergeben Margret und Rudolf Schneider ein Abschiedsgeschenk.

Abschied von der Traditionsgaststätte "Jägersruh": Heinz-Gerd Paulsen (l.) vom Marinezug "Klabautermann" und Manfred Wosnitza (r.) vom Jägerzug "Graf Kessel" übergeben Margret und Rudolf Schneider ein Abschiedsgeschenk.

Foto: lH

Zum Schluss fällt der Abschied schwer: Nach 41 Jahren haben sich Margret und Rudolf Schneider als Betreiber der Grevenbroicher Traditionsgaststätte "Jägersruh" an der Neuenhausener Straße dazu entschieden, den Betrieb aufzugeben und in den Ruhestand zu gehen. Den hat sich das Ehepaar verdient - doch ein Nachfolger für die gemütliche Eckkneipe ist bis jetzt nicht gefunden. Vielen Schützen, die sich dort in den vergangenen Jahrzehnten ihr Stammlokal eingerichtet haben, bereitet das große Sorgen. Sie wissen bis heute nicht, wo sie in naher Zukunft ihre Versammlungen und Feiern abhalten sollen.

"Von der ersten Stunde an war ich Gast in der Kneipe", sagt Manfred Wosnitza vom Jägerzug "Graf Kessel" und blickt sentimental auf die vergangenen 41 Jahre zurück. Margret und Rudolf Schneider als gute Seelen des Lokals sind nicht nur ihm mit den Jahren ans Herz gewachsen. "Jeden zweiten Samstag im Monat haben wir hier unsere Versammlungen abgehalten. Auch die Weihnachtsfeier und sogar der Königsehrenabend gehörte dazu", berichtet Manfred Wosnitza. Zum Abschied gab's eine Geldspende an die Betreiber sowie eine Collage mit alten Fotos, die das lebendige Geschehen in und um die Gaststätte zeigen. 17 Schützenzüge aus Grevenbroich, darunter auch der Marinezug "Klabautermann" und zwei aus Allrath, waren Stammgäste in der "Jägersruh", die vor allem für Margrets Currywürste bekannt war.

Standesgemäß verabschiedeten sich die Schützen am Sonntag in Uniform und würdigten damit noch einmal die gute "Betreuung" und Bewirtung in der Kneipe. "Eine Ära geht vorbei", bedauern die vielen Schützen und Stammkunden. "Doch nach 41 Jahren wird es für uns Zeit. Irgendwann muss ja mal Schluss sein. Ich werde die vielen Gäste vermissen", sagt Margret Schneider, die von Donnerstag bis Dienstag jeden Tag ab 10 Uhr gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf für einen reibungslosen Betrieb in der Gaststätte sorgte. "Jetzt muss ich stark bleiben. Doch die Geschenke zum Abschied rühren mich sehr", sagt die 73-jährige Grevenbroicherin, die mit ihrem Mann nur zwei Straßen weiter wohnt.

Am Sonntag öffnete die "Jägersruh" noch einmal ab 10 Uhr bis in die späten Abendstunden ihre Pforten - bis auch der letzte Gast sein Bierchen ausgetrunken hatte. Am letzten Tag standen die Schneiders mit ihrem Sohn Dirk und ihrer Tochter Heike sowie zwei Enkelkindern hinter der Theke: "Allein können wir den großen Andrang zum Abschied gar nicht stemmen", sagt Rudolf Schneider (74).

Die Schützen zeigten sich für die Entscheidung der Schneiders verständnisvoll. Jedoch bleibt für sie die große Ungewissheit: "Die Kneipenlandschaft in Grevenbroich ist relativ mau. Wir wissen noch nicht, wo wir künftig unsere Versammlungen abhalten können. Es wird immer schwieriger, Nachfolger für diese kleinen, traditionellen Kneipen zu finden. Den meisten fehlt der Mut, sich damit selbstständig zu machen", sagt Manfred Wosnitza.

(cka)
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