Grevenbroich Schüler knacken Ausweis-Chip

Grevenbroich · Neuntklässler des Pascal-Gymnasiums haben das Sicherheitssystem des neuen Ausweises ausgehebelt. Mit einfachen Mitteln deaktivierten die 14- und 15-Jährigen den Chip, der die personenbezogenen Daten speichert.

Der Chaos-Computer-Club sorgte unlängst bundesweit für Aufsehen, als er Sicherheitslücken beim neuen Personalausweis aufdeckte. Jetzt haben Schüler des Grevenbroicher Pascal-Gymnasiums im Physikunterricht das Sicherheitssystem ausgehebelt, das die personenbezogenen Daten speichert. Die Neuntklässler deaktivierten auf einem Test-Exemplar den RFID-Chip, der künftig in jedem Ausweis steckt. "Das war im Grunde genommen sehr leicht und hat nicht länger als zwei Unterrichtsstunden gedauert", resümiert Physik- und Informatiklehrer Werner Kirchhoff (54).

Die 14- und 15-Jährigen nahmen an einem Experiment teil, das vom WDR-Wirtschaftsmagazin "markt" in der vergangenen Woche inszeniert und gestern Abend gesendet wurde. Die Hilfsmittel der Schüler waren simpel: Neben einer Gebrauchsanweisung zur Chip-Deaktivierung — die mittlerweile in einschlägigen Internet-Foren kursiert —, waren lediglich eine Einweg-Fotokamera, Lötkolben und ein Schraubendreher notwendig.

"Den Blitz der Wegwerf-Kamera haben wir ausgebaut und durch eine Spule ersetzt. Beim Auslösen konnte damit ein elektromagnetischer Impuls erzeugt werden. Er war groß genug, um den Chip zu zerstören, auf dem man mittels Fingerabdruck und biometrischem Foto unverwechselbare persönliche Informationen hinterlegen kann", erläutert Werner Kirchhoff. Große Probleme hätten seine Schüler beim Bau dieses Geräts nicht gehabt: "Das ging eigentlich ganz leicht. Zumal unsere Mädchen das Löten vor noch nicht allzu langer Zeit beim Girls Day im Ausbildungszentrum von RWE Power gelernt haben", so der 54-Jährige.

Auf dem Chip werden Informationen gespeichert, damit Unbefugte, die einen gestohlenen Ausweis für eine neue Identität nutzen wollen, bei elektronischen Kontrollen entlarvt werden. Wie Kirchhoff erklärt, hätten seine Schüler im Rahmen des Experiments eine Lücke nachgewiesen: "Der Ausweis ist offensichtlich nicht so sicher, wie allgemein behauptet wird."

Während im "markt"-Beitrag von gestern ein Vertreter des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik bestritt, dass der Hochleistungschip so leicht zu zerstören sei, ist dem Ausweismissbrauch nach Ansicht anderer Sicherheitsexperten damit weiter Tür und Tor geöffnet. Constanze Kurz vom Chaos-Computer-Club bestätigte, für gute Schüler ab der achten Klasse sei eine Chip-Deaktivierung "keine große Schwierigkeit".

Ein Ausweis bleibe auch ohne funktionsfähigen Chip bei Kontrollen gültig: "Das Gesetz redet davon, dass der Fingerabdruck freiwillig und zusätzlich ist. Wenn er nicht ausgelesen werden kann, etwa weil der Chip defekt ist, hat das keine Konsequenzen", erklärte Stefan Becker vom Bund der Kriminalbeamten gegenüber dem WDR.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort