Grevenbroich RWE will altes Gut abreißen

Grevenbroich · RWE will das historische Gut Nanderath in Neurath abreißen. Laut Unterlagen, die der NGZ zugespielt wurden, liegt der Abbruchantrag am Mittwoch dem Arbeitskreis Denkmalschutz vor. Die Politiker sollen ihn nur zur Kenntnis nehmen.

 Gut Nanderath.

Gut Nanderath.

Foto: M. Reuter

Es ist das Postkartenmotiv schlechthin: Der historische Bauernhof vor den Kühltürmen des Neurather Kraftwerks zierte schon so manche Broschüre über Grevenbroich. Ländlich geprägte Struktur auf der einen, Industriestandort auf der anderen Seite. Ein Sinnbild für die Stadt der Gegensätze.

Das es bald so nicht mehr geben dürfte. Denn den Mitgliedern des Arbeitskreises Denkmalschutz liegt am Mittwoch ein Antrag von RWE Power vor. Der Energiekonzern — seit 1969 Eigentümer von Gut Nanderath — will den Hof abreißen lassen. Das zum Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude sei zum Teil verfallen oder einsturzgefährdet, heißt es in der Begründung.

Und das bringt Ludger Sutthoff in Rage. "RWE hat den Hof bewusst verkommen lassen", ereifert sich der Leiter der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Als Gut Nanderath 1984 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen wurde, sei der Hof noch in einem guten Zustand gewesen. "Heute verfällt er — weil halt Jahrzehnte lang nichts daran getan wurde", klagt Ludger Sutthoff an. Würde Nanderath abgerissen, wäre das ein aus seiner Sicht erheblicher Verlust: "Damit würde ein herausragendes Denkmal der Landwirtschaftsgeschichte verloren gehen, das für die Region von Bedeutung ist."

Über den Abriss entscheiden wird der Arbeitskreis Denkmalschutz übrigens nicht. Die Politiker, die hinter geschlossenen Türen tagen, sollen den Antrag des Energiekonzerns lediglich zur Kenntnis nehmen. Dass es für den Hof keine Rettung gibt, begründet André Bauguitte aus Sicht von RWE Power: "Der Hof ist derart zerstört, dass bei einer Renovierung nicht viel von der denkmalgeschützten Struktur übriggeblieben wäre." Das Unternehmen habe im Vorfeld sämtliche Nutzungsmöglichkeiten für Gut Nanderath untersucht — mit dem Ergebnis: "Weder von der Größe noch von der Lage und dem Zustand her ist es vermarktbar."

Ludger Sutthoff will das nicht gelten lassen: "Mit einem relativ vertretbaren Aufwand wäre die Hofanlage sogar noch zu retten", urteilt der Experte: "Wenn man mit kreativen Ideen an die Sache herangeht, dürfte sehr wohl eine neue Nutzung für die Anlage gefunden werden. Wenn man denn will."

Und wenn nicht? Sutthoff kündigt an, dass sein Amt keinesfalls zustimmen werde: "Wenn sich die Stadt für einen Abbruch entscheidet, haben wir die Möglichkeit, dieses Vorhaben abzulehnen." Gegebenenfalls könne dann auch der zuständige Minister eingeschaltet werden. Ob der LVR diese Möglichkeit ausschöpfen werde, stehe aber noch nicht fest.

(NGZ)
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