Menschen im Revier In Ausbildung zum Technik-Allrounder

Grevenbroich · Der Fachkräftemangel geht auch an RWE Power nicht spurlos vorüber. Deshalb werden Ausbildungsplätze angeboten.

Paul Kaminski lernt Industriemechaniker bei RWE. Auch über das Kohle-Ende hinaus sieht er seine Zukunft im Konzern.

Paul Kaminski lernt Industriemechaniker bei RWE. Auch über das Kohle-Ende hinaus sieht er seine Zukunft im Konzern.

Foto: Kurt Lehmkuhl

Kerstin Schiemann, bei RWE Power in der Ausbildungsabteilung tätig, hat alle Hände voll zu tun: „Der Fachkräftemangel geht auch an unserem Unternehmen nicht spurlos vorüber.“ Die Zahl der Mitarbeiter, die sich dem Rentenalter nähern oder mit einer Vorruhestandsregelung liebäugeln, ist hoch. „Da müssen wir bei der Ausbildung weiter zulegen, um unseren Bedarf an qualifizierten Kollegen auch im nächsten Jahrzehnt decken zu können.“ Insofern kann Paul Kaminski relativ beruhigt in die berufliche Zukunft blicken. Der 20-Jährige aus Hückelhoven-Ratheim ist im zweiten Ausbildungsjahr. Sein Ziel ist es, Industriemechaniker zu werden. Dafür lernt er nun schon seit eineinhalb Jahren im RWE-Ausbildungszentrum Weisweiler. Jetzt freut er sich auf die praktische Umsetzung des Erlernten. Er wird demnächst in den Tagebauen eingesetzt, um die Ausbildung zu vervollständigen.

„RWE hat mich immer schon fasziniert“, sagt der junge Mann aus der ehemaligen Zechenstadt Hückelhoven. Mit dem Bergbau ist und war die Familie stets eng verbunden. Viele Verwandte  haben bei der ehemaligen Zeche Sophia-Jacoba in Hückelhoven gearbeitet, andere sind schon „seit Urzeiten“ bei RWE und vorher Rheinbraun tätig. „Die Größe und die Ausstrahlung des Unternehmens waren für mich mit ausschlaggebend, mich um eine Lehrstelle zu bewerben. Es war schon cool, als ich dann die Stelle tatsächlich bekommen konnte.“ Immer noch gratuliert er sich zu dieser Entscheidung. „Viele meiner ehemaligen Kollegen, die mit mir das Fachabitur im Fachbereich Technik absolviert haben, sind bei anderen Betrieben beschäftigt. Wenn ich ihre betriebliche Ausbildung mit meiner vergleiche, habe ich wegen der Vielfalt und der Möglichkeiten das große Los gezogen. So viel, wie hier möglich ist, das ist vom Allerfeinsten.“

Von einem Erkelenzer Gymnasium wechselte Kaminsi zum Berufskolleg in Erkelenz und nahm nach dem Fachabitur die Ausbildungsstelle bei RWE an. Jetzt gehört er zu den zurzeit 70 Industriemechanikern, die in Weisweiler ausgebildet werden. Die dreieinhalbjährige Ausbildung, für die der Hauptschulabschluss Mindesvoraussetzung ist, ist ziemlich komplex. „Kein Wunder“, meint der junge Mann und lacht, „die Industriemechaniker sind die Allrounder unter den Technikern.“ Ihm macht es Spaß, sich mit der Montage technischer Systeme zu beschäftigen, sie zu warten oder instand zu halten, Maschinen umzurüsten oder die Steuerungstechnik zu überprüfen. Die Abwechslung ist groß, jeder Tag bringt eine neue technische Aufgabe.

Seine berufliche Perspektive bezeichnet Kaminski als sehr gut. „Man ist zwar schon ein wenig verunsichert, wie es bei RWE weitergeht, weil jede Woche etwas anders gesagt wird. Da wäre es schön, wenn wir Klarheit hätten.“ Für seine Zukunft bei dem Konzern macht er sich indes keine Sorgen: „Der Betrieb setzt sich dafür ein, dass wir hier übernommen werden.“ Und auch das absehbare Ende des Braunkohleförderung bedeutet nicht zwangsläufig auch ein Ende einer beruflichen Tätigkeit. „Das heißt ja, nicht, dass der Konzern schließt“, meint Kaminski.

Nach dem Tagebau folgt eine Rekultivierung, bei der Industriemechaniker ebenso gebraucht würden wie bei einer möglichen Umgestaltung der Kraftwerke etwa zu einem Gaskraftwerk. Insofern scheinen Kaminskis Perspektiven sicher und spannend. „Dabei habe ich vor Beginn meiner Ausbildung schon meine Bedenken gehabt, ob ein technischer Beruf das Richtige für mich ist“, erinnert sich Kaminski. „Aber jetzt bin ich von meiner Berufswahl überzeugt.“

Der Azubi geht Schritt für Schritt seinen Weg. „Möglich wäre ja nach der Lehre ein Studium an einer Fachhochschule oder eine weitergehende Qualifizierung.“ Doch daran verschwendet er noch keinen Gedanken. „Ich bin jetzt hier und möchte meine Ausbildung zum Industriemechaniker erfolgreich absolvieren.“

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