Grevenbroich RWE reißt Kühltürme in Frimmersdorf ab

Grevenbroich · Eine routinemäßige Untersuchung ergab: Sieben der stillgelegten Kühltürme sind nicht mehr standsicher. Zwar besteht laut RWE Power keine akute Gefahr - doch schon Anfang August werden die Abrissbagger im Kraftwerk anrücken.

Voraussichtlich zum Anfang des kommenden Monats wird schweres Gerät im Frimmersdorfer Kraftwerk anrollen, um die Abrissschere an markanten Hochbauten anzusetzen. Sieben Kühltürme der mittlerweile stillgelegten 150-Megawatt-Blöcke sollen dann dem Erdboden gleich gemacht werden. "Ihre Standsicherheit ist nicht mehr gewährleistet", erläuterte RWE-Sprecher Manfred Lang gestern auf Anfrage unserer Zeitung.

In der Neujahrsnacht 2013 ging mit "Martha" der letzte von zwölf 150-Megawatt-Blöcken vom Netz. Die Anlagen wurden stillgelegt, ihr Abriss soll nach den Plänen von RWE erst in den nächsten Jahren erfolgen. Dass die Bagger schon jetzt anrücken, ist ein Ergebnis des sogenannten "Statik-Monotorings", das der Energiekonzern regelmäßig an seinen Bauten vornimmt. "Bei einer routinemäßigen Untersuchung hat sich herausgestellt, dass sieben von insgesamt 29 alten Kühltürmen langfristig nicht mehr standsicher sind", berichtet Lang. Obwohl nicht zu befürchten sei, dass die eine oder andere der etwa 40 Meter hohen Anlagen unmittelbar umstürzen wird, müsse rasch gehandelt werden. Zwischen dem 4. und 8. August werden Hydraulikbagger im Kraftwerk anrücken, um die Türme mit ihren Spreizscheren stückweise abzubrechen. "Diese Arbeiten werden einige Wochen dauern", berichtet Manfred Lang. Der dabei anfallende Schutt wird nicht abtransportiert, sondern bleibt vorerst in den unter den Türmen liegenden Kühltassen liegen - und zwar bis dass der komplette Abriss der 150-Megawatt-Altanlagen ansteht.

Wann das sein wird, steht laut Lang noch nicht fest. RWE hat eine Projektgruppe eingesetzt, die sich mit der Koordination dieses Vorhabens beschäftigt. "Der Abriss ist ein komplizierter Vorgang, der genau geplant werden muss", berichtet der Konzernsprecher: "Denn zwischen den Altbauten verläuft die komplette Infrastrukturlinie für die beiden 300-Megawatt-Blöcke ,Paula' und ,Quelle' - etwa die Bekohlung, die Entaschung, die Strom- und Wasserversorgung."

Die Kühltürme, die jetzt zum Abriss anstehen, wurden 1955 und 1964 errichtet und zählen zu den ältesten Teilen des Kraftwerks. Der Ausbau in Frimmersdorf ging seinerzeit einher mit dem Wirtschaftsboom, als sich vor allem im Ruhrgebiet die energieintensive Großindustrie entwickelte. In den 1980er Jahren konnte sich Frimmersdorf mit einer Bruttoleistung von 2400 Megawatt sogar als größtes Braunkohle-Kraftwerk Europas schmücken. Klimaschützer fanden indes ein anderes Superlativ für die 150-MW-Anlagen und zählten sie zu den größten CO2-Dreckschleudern des Kontinents. Mit dem Bau der BoA in Neurath verpflichtete sich RWE, die Altanlagen abzuschalten.

(NGZ)
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