Grevenbroich RWE: Frimmersdorf unter Kostendruck

Grevenbroich · Das älteste Grevenbroicher Kraftwerk steht unter der besonderen Beobachtung des RWE-Konzerns. Die 300-Megawatt-Blöcke "Paula" und "Quelle", die von 200 Mitarbeitern betrieben werden, erwirtschaften nicht mehr ihre Vollkosten.

 RWE überprüft zurzeit seine Kraftwerksflotte. Unter Beobachtung stehen die Blöcke "Paula" und "Quelle" in Frimmersdorf. Sie decken derzeit nicht ihre Ausgaben für Personal, Infrastruktur, Brennstoff und CO2-Zertifikate.

RWE überprüft zurzeit seine Kraftwerksflotte. Unter Beobachtung stehen die Blöcke "Paula" und "Quelle" in Frimmersdorf. Sie decken derzeit nicht ihre Ausgaben für Personal, Infrastruktur, Brennstoff und CO2-Zertifikate.

RWE steht unter wirtschaftlichem Druck: Das Ergebnis des Unternehmens ist in den ersten sechs Monaten des Jahres um 62 Prozent gesunken – von 1,8 Milliarden auf 690 Millionen Euro. Hauptgründe sind sinkende Großhandelspreise und der Entfall der kostenlosen Kohlendioxid-Rechte. Der Gesamtumsatz nahm um vier Prozent auf rund 5,4 Milliarden Euro ab. "Wir stehen vor dramatischen Einschnitten", erklärte gestern Matthias Hartung, Vorstandsvorsitzender der RWE Generation. Alleine im Bereich der Braunkohle wolle das Unternehmen jährlich rund 150 Millionen Euro einsparen.

"Ohne Personalreduzierung wird es nicht gehen", sagte Hartung. Soziale Härten wolle das Unternehmen aber vermeiden, dabei könne das relativ hohe Durchschnittsalter der Belegschaft helfen. "Die Prognose für 2015 zeigt, dass ein vergleichsweise großer Anteil unserer Mitarbeiter ans Rentenalter heranrückt; 2018 sind diese Werte noch signifikanter", so Matthias Hartung.

Nach seiner Einschätzung würden sich die Aussichten für den Energiekonzern weiter trüben. Der Großhandelspreis für 2014 liege aktuell bei etwa 38 Euro pro Megawattstunde Strom – Anfang 2012 seien es noch 55 bis 60 Euro gewesen. "Das Ergebnis der RWE Generation wird deshalb weiter zurückgehen", unterstrich Hartung. Vor diesem Hintergrund prüft das Unternehmen seine gesamte Kraftwerksflotte. Die beiden 300-Megawatt-Blöcke "Paula" und "Quelle" in Frimmersdorf (200 Mitarbeiter) stehen bereits unter intensiver Beobachtung des Konzerns. "Sie verdienen derzeit nicht ihre Vollkosten – sie nehmen also nicht genug ein, um die Ausgaben für Personal, Infrastruktur, Brennstoff und Kohlendioxid-Zertifikate zu decken", sagte Matthias Hartung.

Diese Entwicklung habe vor allem eine Konsequenz: "Wenn wir kein Geld verdienen, können wir diese Anlage auf Dauer nicht behalten. Wir müssen uns Gegenmaßnahmen überlegen, wie wir Kosten senken und die wirtschaftliche Situation in Frimmersdorf verbessern können", erklärte Ulrich Hartmann, Vorstand von RWE Power. Einen Spar-Beitrag erhofft sich das Unternehmen von seinem Programm "Neo", mit dem Beträge in dreistelliger Millionenhöhe erwirtschaftet werden sollen. Wie Matthias Hartung betonte, habe sich RWE mit einem "modernen und flexiblen Kraftwerkspark" auf die Energiewende eingestellt. Um das "sensible System der Stromerzeugung" zu stabilisieren, seien neben technischen Fortschritten aber auch Veränderungen bei den energiepolitischen Rahmenbedingungen erforderlich.

Hartung fordert vor diesem Hintergrund ein Marktsystem, in dem auch die Bereitstellung gesicherter Kraftwerksleistung honoriert wird – ungeachtet von Technologie und Alter der Anlagen. Außerdem müsse die Politik den Emissionshandel und das Erneuerbare-Energien-Gesetz reformieren. Nur mit Hilfe dieser drei Stellschrauben könne die Energiewende gelingen.

(NGZ)
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