Grevenbroich Riesen-Bagger hängt in den Seilen

Grevenbroich · Einer der größten und ältesten Bagger im Tagebau Garzweiler wird derzeit aufwendig repariert. Die beiden Seilspanner des "Zwoachtundfünfzig" werden ausgetauscht. Sie sorgen dafür, dass der Giganta die Erdmassen bewegen kann.

 Alle Hände voll zu tun hatten Kristijan Madzar (li.) und sein Team mit der Reparatur von Bagger 258. Sein Arbeitsplatz ist normalerweise in der ersten Sohle, also ganz oben im Tagebau.

Alle Hände voll zu tun hatten Kristijan Madzar (li.) und sein Team mit der Reparatur von Bagger 258. Sein Arbeitsplatz ist normalerweise in der ersten Sohle, also ganz oben im Tagebau.

Foto: RWE

Ein ungewohntes Bild war in den vergangenen Wochen im Tagebau Garzweiler zu sehen. Vom Skywalk aus sahen Besucher nämlich nicht nur die in der Ferne unermüdlich schaufelnden Bagger, die sich Meter für Meter in den Boden hinein fressen. An einer Stelle, direkt unterhalb des Skywalks, stand ein Stahlkoloss ganz still und regungslos.

Seit drei Wochen hängt Bagger Nummer 258 nun schon in in den Seilen und geht nicht seiner wühlenden Tätigkeit nach. Der Grund dafür: Der riesige Schaufelradbagger von RWE Power hatte eine aufwendige Reparatur nötig. "Das Gerät musste dafür stillgelegt werden. Nur so konnten wir die Reparaturen in aller Ruhe durchführen", sagt RWE-Sprecher Guido Steffen im Gespräch mit unserer Redaktion.

Doch was hatte "Patient 258"? Repariert werden mussten die sogenannten Seilspanner. Sie sitzen hinten auf dem Ballastausleger und sorgen dafür, dass der Bagger seine tonnenschweren Arme und die darauf befindlichen Erdmassen überhaupt halten kann. "Die Seilspanner waren über die Jahre schwergängig geworden, und die eingebauten Druckmessdosen meldeten nicht mehr hundertprozentig die richtigen Werte", erklärt Steffen.

Eine direkte Gefahr für die Arbeit habe nicht bestanden, allerdings sei diese Wartung sehr wichtig für die Sicherheit. "Wenn die Seilspanner nicht mehr halten, macht es einmal laut ,Padauz!', dann fallen die Arme des Baggers nach unten und er kippt nach vorn. Das wäre ein Problem", sagt Steffen.

Deshalb hat sich ein Team rund um Kristijan Madzar um die Reparatur gekümmert. Dazu wurden die Seilenden aus den Spannern gelöst und entspannt, dann wurde die Spanner abmontiert und mit einem Autokran abgehoben, verladen und zur Werkstatt gebracht. Damit der Bagger zwischenzeitlich nicht auseinanderfiel, waren die beiden Pylone (einer davon ist starr) vorher ganz senkrecht gestellt und miteinander verlascht, also aneinander gefesselt worden. "Man kann sich das so vorstellen, wie wenn ein Mensch beide Arme über dem Kopf ausstreckt und man sie dort zusammenbindet", verbildlicht Steffen.

In diesen Tagen soll "Patient 258" wieder befreit werden. Der 100.000er Bagger - er kann bis zu 100.000 Kubikmeter Abraum am Tag wegbaggern - geht am Montag wieder in den Dienst. Zuvor werden die beiden 620 Meter langen und faustdicken Seile wieder eingespannt. Sie werden auch auch eingesetzt, um Brücken zu halten.

Es ist nicht die erste Reparatur, die der Bagger erlebt hat. Immerhin gehört der Stahlkoloss mit dem Baujahr 1960 zu den ältesten Schaufelradbaggern, die RWE im Einsatz hat. Eine sechsstellige Summe hat das Energieunternehmen investiert - das lohne sich trotz des fortgeschrittenen Alters von mittlerweile 58 Jahren. "Bei diesen Maschinen ist es wie bei Flugzeugen: Wenn man sich an die Wartungsintervalle hält, funktionieren sie sehr lange einwandfrei", sagt Steffen und ergänzt mit einem Augenzwinkern: "Bevor er 70 wird, braucht Nummer 258 nicht an die Rente zu denken".

(kron)
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