Serie Menschen im Revier „Schrauber für alle Fälle“ im Kraftwerk Neurath

Grevenbroich · Reinhard Füser sorgt mit handwerklichen Geschick dafür, dass im Kraftwerk die Kohleproduktion nie still steht.

 Reinhard Füser kontrolliert einen Kessel im Kohlekraftwerk Neurath.

Reinhard Füser kontrolliert einen Kessel im Kohlekraftwerk Neurath.

Foto: Guido Steffen/RWE

Reinhard Füser ist stolz, ein richtiger Handwerker zu sein: „Mir liegt es zu schrauben und mir etwas einfallen zu lassen,“ sagt er. Zwar ähnelt seine Tätigkeit als Vorhandwerker im Kohlekraftwerk Neurath einer Sisyphosarbeit: „Ist an der eine Ecke etwas repariert, dann geht an der anderen Stelle fünf Minuten später schon wieder etwas kaputt“, schildert er die Belastung, unter der die Kraftwerksanlagen im Rund-um-die-Uhr-Dauerbetrieb stehen. Doch für ihn sei es eine Herausforderung: „Ich experimentiere auch gerne, und mir macht mein Beruf nach 31 Jahren bei RWE immer noch Spaß“, sagt der 53-Jährige.

Zwar lernte der in Bergheim geborene und in Bedburg wohnhafte Reinhard Füser zunächst den Beruf des Kfz-Mechanikers und arbeitete die ersten Jahre nach der Ausbildung in einer Stahlbaufirma. Aber „zur Kohle“ habe es ihn „aus Familientradition“ schon immer hingezogen: „Ich wusste, es gibt da einen sicheren Job, zumindest damals war das so. Und mich hat die Vielfältigkeit gereizt, was man bei RWE alles machen kann“, sagt Füser, dessen Urgroßvater noch in der Steinkohle gearbeitet hatte. Und sein Vater war im Kraftwerk in Niederaußem beschäftigt, wo er selbst dann auch als Schweißer in der Kesselabteilung seinen Berufsstart im Unternehmen hatte.

Einer Vielzahl von Weiterbildungen sei mit den Jahren gefolgt, berichtet Füser, der seit 2012 im Kraftwerk Neurath als Vorhandwerker und Meisterstellvertreter beschäftigt ist. „Mit den handwerklichen Qualifikationen, die ich mir hier mit den Jahren erworben habe, könnte ich auch draußen auf dem freien Arbeitsmarkt noch jeder Zeit einen Job zum Beispiel im Heizungsanlagenbau oder in der Metallbranche finden“, meint der 53-Jährige, der aber noch ganz andere Pläne hat. Er bedauert zwar, dass der Kohleausstieg und damit auch das Ende für das Kraftwerk in Neurath nun nach den Empfehlungen der Berliner „Kohlekommission“ zeitlich an Fahrt aufnehmen werden. Andererseits steht Neurath, allerdings auch Niedraußem, als Standort für ein neu entwickeltes Wärmespeicherkraftwerk mit Salz- statt Kohleverbrennung zur Rede: „Ich wünsche mir, dass das Wärmespeicherkraftwerk nach Neurath kommt und ich hier noch mit dabei sein kann“, sagt Reinhard Füser.

Übrigens kennt sich der Vorhandwerker auch mit der „Abwicklung“ von Kohlekraftwerken aus und weiß, was zu tun ist, wenn ein Kraftwerk vor der endgültigen Stilllegung noch für einige Zeit in die Sicherheitsbereitschaft überführt wird. Diese Umstellungsphase hat er im benachbarten Kraftwerk Frimmersdorf mit begleitet und wird nun auch bei der Umstellung des Blocks C in Neurath in die Sicherheitsbereitschaft mit dabei sein.

Aktuell steht für Füsers Abteilung die Generalüberholung des Blocks A im Kraftwerk Neurath auf dem Plan. Und dann geht es Tag für Tag durch die riesige Anlage oft auch Trepp’ auf, Trepp’ ab für ihn durch sämtliche Außenanlagen, um unzählige Reparaturen vorzunehmen. Auskennen muss sich der Handwerker aus Leidenschaft allerdings mit einer ganzen Palette von Aufgaben, die teilweise auch den Umweltschutz berühren. So gehören zu seinen Einsatzfeldern auch die Kläranlagen der Kraftwerke ebenso wie zum Beispiel alles, was mit der Druck- oder Betriebsluft zu tun hat.

Einen Ausgleich zu seiner Arbeit findet Reinhard Füser in „seinem“ Schützenverein in Bedburg sowie bei den Karnevalisten. „Früher habe ich auch viel Sport getrieben“, erzählt er. In seinem Verein, wie eigentlich überall in seinem Umfeld, erlebt Füser allerdings vermehrt seit dem vergangenen Jahr, dass mit dem Kohleausstieg immer wieder dieses eine Thema diskutiert wird: „Manchmal wird man aber auch angefeindet.“ Doch da stehe er drüber, fügt Füser hinzu.

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