Seniorenheim mit Sandsäcken gesichert Stadt Grevenbroich warnt vor Überflutung
Update | Grevenbroich · Wegen des starken Regens am Erft-Quellort in der Eifel könnte es auch in Grevenbroich in Flussnähe zu Überflutungen kommen. Bereits in der Nacht rückten Helfer zum Albert-Schweitzer-Haus aus. Die Stadt hat eine Info-Hotline eingerichtet.
Retter von Feuerwehr und THW, die in Grevenbroich Sandsäcke stapeln: Das ist ein seltenes Bild. Doch nach dem Dauerregen am Mittwoch war auch am Donnerstag noch keine Entspannung der Lage in Sicht. Insbesondere, was den Pegel der Erft betraf. Denn der stieg im Laufe des Tages, bis zum Abend sollte der Wasserpegel erneut um einen halben Meter steigen. Grund waren die Regenfälle am Quellort der Erft in der Eifel. Permanent gemessen wurde der Wasserstand durch die Feuerwehr im Bereich des Bends auf einer Brücke an der Autobahn 540.
Die Gefahr einer Hochwasser-Lage für Grevenbroich veranlasste Bürgermeister Klaus Krützen am Donnerstagmittag schließlich dazu, einen Appell an die Bürger zu richten: Vorsorglich sollten alle die an der Erft gelegenen Gebiete meiden. Außerdem wurden Bewohner durch die Stadt aufgefordert, gegebenenfalls Tiefgaragen zu räumen und Wertgegenstände aus Kellern in Sicherheit zu bringen. Flussaufwärts waren Uferregionen der Erft da bereits in Teilen überflutet. Die Gefahr für Grevenbroich: Tritt die Erft im Bereich kanalisierter Straßen über die Ufer, kann es zu einem Rückstau in den Kanalnetzen durch Wassereintritt über die Schachtbauwerke und Straßeneinläufe kommen.
Die Verwaltung hat unter der Nummer 02181 6083299 eine Info-Hotline geschaltet, unter der sich Bürger über die aktuelle Hochwasserlage und eventuelle städtische Maßnahmen informieren können.
Der Dauerregen hat den Einsatzkräften in Grevenbroich bereits am Mittwochabend viel Arbeit beschert. Nachdem die Zahl der Notrufe gegen 20.30 Uhr kurzfristig stark angestiegen war, wurde Stadtalarm für alle Kräfte der Feuerwehr ausgelöst. Schwerpunkte des Einsatzgeschehens waren zunächst die Stadtteile Langwaden und Frimmersdorf sowie die Südstadt. Anwohner meldeten überflutete Straßen und vollgelaufene Keller. Bereits in den ersten zwei Stunden bis 22.30 Uhr zählten die Helfer rund 30 Einsätze, weitere folgten in der Nacht und am Donnerstag. In Neurath musste die Frimmersdorfer Straße nach einer Überflutung gesperrt werden, an der Gürather Straße blockierte ein Baum die Fahrbahn. In der Laag in Frimmersdorf kam es zu großflächigen Überflutungen. In Kapellen liefen an der Stormstraße mehrere Keller voll.
Parallel zum Einsatzgeschehen überwachte der Führungsdienst die Entwicklung des Wasserstandes der Erft. Aus Sicherheitsgründen wurde das in der Nähe des Flusses liegende Albert-Schweitzer-Haus in der Innenstadt mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks in der Nacht zu Donnerstag gegen eine mögliche Überflutung geschützt. Rund 3000 Sandsäcke wurden 50 Zentimeter hoch gestapelt, um das Wasser an strategische Punkte abzuleiten, wo es abgepumpt werden kann. In dem Seniorenheim leben 140 Menschen.
Elena Esaian, Pflegedienstleiterin im Albert-Schweitzer-Haus, war fast die ganze Nacht vor Ort. „Ich wurde kurz nach Mitternacht angerufen“, sagte sie am Donnerstagmorgen. „Die Einsatzkräfte haben die ganze Nacht Sandsäcke gestapelt.“ Esaian sprach ein großes Lob aus: „Das war alles sehr gut organisiert von Feuerwehr, THW, von der Stadt.“
18 Bewohner mit Demenz, die in den Wohnungen leben, die mit Sandsäcken geschützt werden mussten, wurden in obere Etagen gebracht. In den Gärten des Landesgartenschau-Geländes, das an das Haus angrenzt, kam das Wasser dem Ufer so nah wie selten, einige Bereiche in Ufernähe blieben am Donnerstag überschwemmt.
Dem Einsatz am Albert-Schweitzer-Haus war am Mittwochabend eine große Sandsack-Füll-Aktion im Industriegebiet vorausgegangen. Auch dabei erhielt die Feuerwehr Unterstützung durch zwölf Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks, die den Sandsack-Füllplatz auf einem Firmengelände in der Nacht mit einem Spezial-Lichtmast ausleuchteten und Abfüll- sowie Nähmaschine mit Strom versorgten.
„Am Seniorenhaus war auch einer unserer Mitarbeiter, die speziell für den Deichschutz geschult sind“, sagte der Grevenbroicher THW-Chef Jürgen Diekmann. 1500 Sandsäcke, die das Hilfswerk auf Lager hatte, sind gefüllt worden, weitere wurden von der Feuerwehr geordert. Am Albert-Schweitzer-Haus arbeiteten Feuerwehr und THW Hand in Hand. Auch am Donnerstag hielten sich alle Einsatzkräfte bereit, die vom THW sagten ihre Teilnahme an überregionalen Einsätzen ab, um notfalls in Grevenbroich helfen zu können. Die Feuerwehr Grevenbroich erhielt Unterstützung unter anderem aus Korschenbroich.
In Langwaden wurden in der Nacht zu Donnerstag erneut weite Teile der Dorfstraße überflutet. Auch dort war die Feuerwehr im Einsatz. Es mussten einige Pferde in Sicherheit gebracht werden, weil der nahe Gillbach überzulaufen drohte. Die Feuerwehr forderte die Pferde-Besitzer auf, ihre Tiere weiter entfernt an den Häusern zu betreuen. „Die Schleuse des Bachs ließ sich zum Glück rechtzeitig öffnen“, sagte Pferde-Besitzerin Anika Hinzer. Sie und ihr Mann Robert Hinzer bereiteten sich am Donnerstag auf weiteren Regen vor, brachten nicht nur die Pferde in Sicherheit, sondern auch das Heu.
Im Laufe des Tages wurden weitere Vorbereitungen getroffen. Ein Schäfer in Gindorf beispielsweise wurde aufgefordert, sein Gelände nahe der Erft mit seinen Tieren zu verlassen. Auch Privatleute rüsteten sich für die Flut, füllten Säcke in Eigenregie mit Sand und dichteten die Schwellen an ihren Haustüren ab.