Grevenbroich Rauchverbot bringt Einbußen für Wirte

Grevenbroich · Seit einem Monat gilt in NRW das strikte Rauchverbot in Gaststätten. Grevenbroicher Gastronomen beklagen, dass Kunden wegbleiben.

 Die Theke bleibt leer: Musa Ucmaz, Inhaber der "Gaststätte En de Spetz" in Neuenhausen, ärgert sich über das Nichtraucherschutzgesetz.

Die Theke bleibt leer: Musa Ucmaz, Inhaber der "Gaststätte En de Spetz" in Neuenhausen, ärgert sich über das Nichtraucherschutzgesetz.

Foto: L. Berns

Seit fünf Wochen sind die Kneipen und Restaurants in Nordrhein-Westfalen rauchfrei — die Aschenbecher lagern in den Schränken und werden nur noch für geschlossene Gesellschaften herausgeholt. Viele Grevenbroicher Gastronomen spüren die Folgen des Rauchverbots und sind unzufrieden: "Ich habe deutlich weniger Einnahmen in der Kasse. Viele Kunden kommen nicht mehr oder trinken statt sechs nur noch zwei Glas Bier", sagt Musa Ucmaz (68), der die Gaststätte "En de Spetz" in Neuenhausen führt.

Ucmaz findet für das neue Gesetz klare Worte: "Es ist beschissen", sagt der Neuenhausener, der im vergangenen Jahr extra einen Raucherraum errichtet hatte. "Ich habe 30 000 Euro investiert. Das Geld hätte ich mir sparen können", meint der Wirt.

Auch Osman Music (49) von der Gaststätte "Alt Orken" hält nicht viel vom neuen Nichtraucherschutzgesetz: "So, wie es vor dem 1. Mai war, hätte es bleiben können." Bis dahin durften sich Raucher nur dort einen Glimmstängel anzünden, wo nicht gegessen wurde und keine Kinder anwesend sind. Viele Wirte wie Musa Ucmaz hatten dafür extra neue Räume angebaut. Jetzt darf auch dort nicht mehr gequalmt werden. Die Raucher halten sich, wie es im Rathaus heißt, an das neue Gesetz. "Wir haben noch keine Verstöße ahnden müssen", sagt Stadtsprecher Andreas Sterken. Die Raucher greifen nun vor den Türen der Gaststätten zur Zigarette. "Alle Raucher gehen nach draußen. Die hohen Strafen erzielen ihre abschreckende Wirkung", sagt Osman Music.

Doch das schafft bei größeren Rauchergruppen neue Probleme. "Die Raucher unterhalten sich natürlich draußen. Somit fühlen sich die Nachbarn gestört", sagt Stavros Sakaris von der Gaststätte "Haus Neurath".

Auch der 39-Jährige hält das Rauchverbot nicht für optimal: "Es kann nicht sein, dass die Raucher nach draußen verbannt werden und die Wirte dann dafür verantwortlich gemacht werden, wenn vor der Tür geredet wird. Ich kann niemandem den Mund verbieten", sagt der Gastronom.

Ähnliche Erfahrungen hat auch Sylvi Briechle (34) vom Grevenbroicher Szenelokal "Hansa" gemacht. "Das neue Gesetz zerstört die Gastronomie. Viele Gäste bleiben weg", sagt Briechle. Sie hofft jetzt, dass sich dieser Zustand wieder normalisiert. "Die Menschen können ja nicht ewig zu Hause bleiben."

Angst haben die Wirte vor allem vor dem Winter. "Bei schönem Wetter gehen die Raucher gerne nach draußen. Im Winter wird das wohl anders sein", sagt Osman Music. Auch Musa Ucmaz befürchtet in den Monaten zwischen November und März weitere starke Umsatzeinbußen. "Kein Raucher stellt sich freiwillig in die Kälte. Die bleiben lieber zu Hause", sagt der Wirt.

Auch in den Bierzelten bei den Schützen und Heimatfesten stehen die Gäste vor den Zelten. Kontrollen der Grevenbroicher Stadtverwaltung gab es bislang nicht: "Gezielte Kontrollen führen wir nicht durch, nur in Verbindung mit dem Jugendschutz", erklärt Rathaussprecher Andreas Sterken.

(NGZ/url/ac/rl)
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