Rathaus Grevenbroich Personalmangel im Jugendamt

Grevenbroich · Laut einer Beraterin fehlen allein im Allgeminen Sozialen Dienst 7,5 Stellen. Darunter haben alle Arbeitsbereiche zu leiden. Es werde schlecht dokumentiert und nicht ausreichend beraten.

 Dezernent Michael Heesch muss im Jugendbereich des Rathauses Personal aufstocken.

Dezernent Michael Heesch muss im Jugendbereich des Rathauses Personal aufstocken.

Foto: Wiljo Piel

Alarmruf im Jugendhilfeausschuss, JHA: Beim Organisationscheck im Fachbereich Jugend der Grevenbroicher Verwaltung kam heraus, dass der Allgemeine Soziale Dienst, ASD; dramatisch unterbesetzt ist. Angesichts der Arbeitsbelastung fehlen dort 7,5 Stellen, teilte Beraterin Manuela Hastrich vom INSO – Institut für Soziale Planung mit. Bei ihrem Bericht an die Kommunalpolitik und die Vertreter caritativer Organisationen nahm Hastrich die derzeit beim ASD eingesetzten Mitarbeiter in Schutz: „Dort wird gut gearbeitet.“

Dann jedoch kam das große „aber“. Die Dokumentation im Bereich Kinderschutz sei äußerst „sparsam“, so die Gutachterin. Dies werde sich rächen, sobald Konflikte zwischen dem Jugendamt und Familien eskalieren und es möglicherweise vor Gericht geht. Wesentliche Standards bei der Steuerung der täglichen Arbeit mit den anvertrauten Familien und Personen würden nicht eingehalten, sagte Hastrich. Und betonte, dass dies nicht aus Schlampigkeit geschehe, sondern Zeitmangel dafür verantwortlich sei.

Dieser mache sich zudem in der Beratung bemerkbar – also wenn die Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes abklären, wie einer Familie geholfen werden kann. Normalerweise komme es zu sieben Kontakten, bevor eine Hilfe eingeleitet werde; in Grevenbroich geschehe dies bereits nach zwei bis drei Kontakten. Ebenfalls wegen Zeitmangels gebe es so gut wie keine eigene Beratung. Stattdessen würden die Menschen an Freie Träger wie Caritas oder Diakonie übergeben. Eigentlich sollten auch dafür zunächst die Herausforderungen und der Bedarf der Betroffenen vom ASD ermittelt werden. Um den Mangel auszugleichen, übernähmen auch Führungskräfte einzelne Fälle – und vernachlässigten notgedrungen ihre eigentlichen Führungsaufgaben.

Neben dem ASD wurden weitere sieben Abteilungen von INSO unter die Lupe genommen. Lediglich in zweien davon gab es leichte Überbesetzungen, die nach Auskunft der Beraterin aber durch eine zufällige Häufung entstanden sein könnten. Der erste Beigeordnete Heesch kündigte an, die fehlenden Stellen im ASD würden eingerichtet und besetzt. Da die neuen Mitarbeiter eingearbeitet werden müssen, wird es bis 2022 dauern, bis die Verbesserungen im ASD wirksam werden.

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