Grevenbroich Räuber sprengen Geldautomat

Grevenbroich · Explosion in der Hemmerdener Sparkassen-Filiale: Unbekannte haben in der Nacht zu gestern mit Gas einen Geldautomaten gesprengt und großen Schaden verursacht. Die Täter entkamen mit mehreren zehntausend Euro.

Grevenbroich: Räuber sprengen Geldautomat
Foto: Berns, Lothar

Monika Schwabe wohnt direkt über der Sparkassen-Filiale am Kirchplatz. Ihr Mann ist nicht zu Hause, der Feuerwehrmann schiebt 24-Stunden-Dienst in Mönchengladbach. Gegen 2.45 Uhr wird die Frau von einer Explosion jäh aus dem Schlaf gerissen. "Das hat tierisch geknallt", schildert die 44-Jährige. Schwabe holt ihre Zwillinge (10) aus dem Bett und flüchtet nach draußen. "Dort sah es aus wie nach einem Bombenangriff", berichtet die Mutter.

Unbekannte haben in der Nacht zu gestern mit Gas einen Geldautomaten gesprengt und dabei nicht nur mehrere zehntausend Euro erbeutet, sondern auch große Teile der SB-Filiale zerstört. Durch die Wucht der Explosion wird die gesamte Fensterfront herausgerissen, Metallteile fliegen bis zu 25 Meter weit und beschädigen mehrere Autos, die auf dem Kirchplatz parkten. "Das sah katastrophal aus", sagt der Hemmerdener Hubert Koch (53), der kurz nach der Explosion am Tatort ist: "Ich dachte zuerst an einen Anschlag."

Gleich nach der Alarmierung startet die Polizei eine Fahndung, bei der auch ein Hubschrauber eingesetzt wird. Gesucht wird ein silberner VW-Golf 5, den Zeugen unmittelbar nach der Tat in Richtung Schulstraße davonfahren sahen. "Vorher stiegen zwei dunkel gekleidete junge Männer in das Auto ein — sie waren maskiert", sagt die Anwohnerin Rosina Berghausen (69). Wie sich am Nachmittag herausstellt, trug das Auto gestohlene Kennzeichen. Die Täter hatten die Nummernschilder zuvor an einem Golf in Neuss-Rosellen abmontiert.

Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei — in die auch Experten des Landeskriminalamtes eingeschaltet wurden — haben die Täter gegen 2.30 Uhr Gas in den Raum eingeführt. "Einige Minuten später kam es zu einer Explosion, bei der ein Geldautomat zerstört sowie Fenster und Türen in Mitleidenschaft gezogen wurden", berichtet Polizeisprecherin Diane Drawe: "Zum Glück wurden keine Menschen verletzt." Von den Tätern fehlt bisher jede Spur.

Ein Statiker begutachtete gestern das Mehrfamilienhaus, in dem die SB-Filiale untergebracht ist. Die Bewohner — wie die Familie Schwabe — konnten über mehrere Stunden nicht in ihre Wohnungen und mussten bei Verwandten und Bekannten unterkommen. Über die Höhe des entstandenen Sachschadens konnten noch keine Angaben gemacht werden.

"Wir sind bemüht, den Betrieb in Hemmerden so schnell wie möglich wieder aufzunehmen", erklärt Stephan Meiser, Sprecher der Sparkasse Neuss. Die Kunden des Geldinstituts kann er beruhigen: "Es sind keine persönlichen Daten abhanden gekommen." Bereits am Nachmittag wurde mit der Sanierung der Filiale begonnen, wann sie wiedereröffnet, steht noch nicht fest. Bis dahin rät Meiser, die Bankautomaten in Wevelinghoven, Bedburdyck oder Kapellen zu nutzen.

Im Rhein-Kreis Neuss wurden vor zwei Jahren gleich vier Geldautomaten in kurzer Zeit hintereinander mit Gas gesprengt, darunter auch in einer Elsener Bankfiliale. Die Polizei vermutet, dass es keinen Zusammenhang mit der jüngsten Tat in Hemmerden gibt — doch: "Natürlich wird auch das untersucht", so Diane Drawe.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort