Grevenbroich Protest gegen Flüchtlingsunterkunft
Grevenbroich · Turnhalle und Lehrbecken in Neurath müssen geräumt werden. Die Stadt quartiert dort rund 80 Asylsuchende ein.
Bis zum 18. Dezember muss die Turnhalle an der Glück-Auf-Straße in Neurath geräumt werden. Die Stadt wird dort 80 Flüchtlinge unterbringen. Weil das Gebäude zur Notunterkunft umfunktioniert wird, können das dazu gehörende Lehrschwimmbad und auch der angrenzende Sportplatz bis auf Weiteres nicht genutzt werden. Die Pläne der Verwaltung stoßen im Grevenbroicher Süden auf massive Kritik.
"Zu Recht", sagt der in Neurath lebende SPD-Fraktionssprecher Daniel Rinkert: "Wir haben in unserem Ort schon zwei große Standorte und leisten bereits einen erheblichen Beitrag bei der Unterbringung und Integration von etwa 160 Flüchtlingen." Zwar würden sich Vereine und Initiativen hervorragend um die Asylsuchenden kümmern - doch: "Diese Leistung stößt nun an ihre Grenzen. Ich befürchte, dass die tolle Hilfe der Neurather nun enden und die freundliche Stimmung kippen könnte", sagt Rinkert. Sein Appell ans Rathaus: Die Verwaltung müsse Abstand von dem Vorhaben nehmen und Alternativ-Standorte in Stadtteilen suchen, die bisher noch keinen Beitrag geleistet haben.
Auch der Neurather Ratsherr Willibert Müller spricht sich gegen eine weitere Flüchtlingsunterkunft im Dorf aus: "Der Süden der Stadt leistet schon viel für die Asylsuchenden - und die Hilfsbereitschaft der Bürger ist groß. Ich habe Angst, dass diese gute Arbeit auf der Strecke bleiben könnte." Die Politik könne an der Entscheidung aber nichts ändern, sagt Müller. Sie sei ein Geschäft der laufenden Verwaltung.
Dass nun die sechste Turnhalle in Grevenbroich zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert werden soll, trifft beim Stadtsportverbandsvorsitzenden Heinz-Peter Korte auf Kopfschütteln: "Das ist für die Stadt der einfachste Weg", sagt er: "Weil dort Duschen und Waschmöglichkeiten vorhanden sind." Korte hat soeben - wie seine Kollegen aus den acht Städten und Gemeinden des Kreises - einen Appell des Kreissportbundes (KSB) unterzeichnet, der an die Bundes- und Landesregierung sowie an heimische Politiker verschickt wird. "Wir befürworten die Flüchtlingsarbeit, weil sie mit positiven Impulsen für die heimischen Vereine verbunden ist - sie können neue Mitglieder oder gute Sportler dadurch gewinnen", sagt KSB-Vorsitzender Thomas Lang. Schwierig werde es aber, wenn immer mehr Notunterkünfte in Sportstätten eingerichtet werden. "Schon jetzt können in einzelnen Kommunen keine Hallenzeiten mehr angeboten werden, das stellt die Vereine vor existenzielle Probleme. Trainings müssen ausfallen, Liga- und Meisterschaftsspiele können nicht zeitgerecht abgewickelt werden", kritisiert Lang. Dies sei auch der Tenor des schriftlichen Appells, der in der nächsten Woche auf den Weg gebracht werden soll.
In Neurath ist vor allem die Fußballjugend von der Hallenschließung betroffen. "Jetzt müssen wir nach Ausweichmöglichkeiten suchen", sagt Jürgen Linges, SPD-Ratsherr und Vorsitzender der SG Frimmersdorf/Neurath. Er wurde gestern von der Stadt lediglich über eine E-Mail informiert. "Man hätte vorher auch mal miteinander sprechen können", meint er.
Wie Sozialdezernent Claus Ropertz gestern gegenüber unserer Zeitung betonte, plant die Stadt "noch vor Weihnachten" eine Bürger-Information in Neurath. Wann Flüchtlinge in die Halle einziehen werden, ist zurzeit nicht bekannt.
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