Einsatz nicht nur in Grevenbroich Die Feuerwehr ist sein Leben

Grevenbroich · Alfons Bings koordiniert von der Betriebsfeuerwehrleitstelle in Neurath aus alle Einsätze mit im Rheinischen Revier.

 Alfons Bings in der Leitstelle der RWE-Betriebsfeuerwehr im Kraftwerk Neurath.

Alfons Bings in der Leitstelle der RWE-Betriebsfeuerwehr im Kraftwerk Neurath.

Foto: Gundhild Tillmanns

Den 25. Oktober 2007 wird der RWE-Betriebsfeuerwehrmann Alfons Bings ebenso wie alle seine Kollegen niemals vergessen: Auch nicht  vergessen sind bis heute die schrecklichen Bilder, als die Retter im Kraftwerk Neurath drei Tote bergen und eine Vielzahl von Verletzten versorgen mussten. Beim Bau des neuen BoA-Blockes war ein Konstrukt aus mehreren Stahlträgern mit einem Gewicht von mehreren hunderten von Tonnen eingestürzt und  hatte etliche Arbeiter unter den Trümmern verschüttet. Drei Tote waren zu beklagen. „Einige von uns werden immer noch von Alpträumen verfolgt“, gibt Bings zu, der seit 2010 in der Feuerwehrleitstelle im Kraftwerk Neurath tätig ist. Dennoch habe er nie daran gedacht, den falschen Beruf gewählt zu haben - im Gegenteil: „Ich bin schon seit der Jugend und auch noch bis heute neben meinem Beruf auch in der Freiwilligen Feuerwehr in Baesweiler,“ berichtet der 57-Jährige, und er bekennt: „Die Feuerwehr ist mein Leben.“

Dabei unterscheiden sich sein Werdegang und seine Tätigkeit bei der RWE-Betriebsfeuerwehr von denen seiner Kollegen bei den kommunalen Feuerwehren, „obwohl wir bei großen Lagen, aber auch sonst eng zusammenarbeiten“, sagt Bings, der sein Berufsleben zunächst als Betriebsschlosser begonnen hatte. „Da war ich noch unter und über Tage im Einsatz“, blickt er auf die Zechenschließung zurück, die ihn beruflich dann aber zu einer Umstellung zwang. Die Feuerwehr war für ihn eine Perspektive. Ausgebildet wurde Alfons Bings dann bei der Berufsfeuerwehr der Stadt Grevenbroich. Sonderlehrgänge kamen hinzu und seine Aufgabe von 1990 bis 2006 als Wachabteilungsleiter für das Kraftwerk Neurath.

Bings hatte sich mittlerweile derart weiter qualifiziert, dass er projektbezogen in die Bauleitung für den neuen BoA-Kraftwerksblock in Neurath als Experte für Brandschutzmaßnahmen und -abnahmen berufen wurde. Und in diese Zeit fiel auch das wohl tragischste Ereignis seither in der Kraftwerksgeschichte im Rheinischen Revier. Doch irgendwann nach dem Schock wurde auch weitergebaut, und die BoA wurde in Betrieb genommen. Damit war das Projekt Baubegleitung für den Experten aber abgeschlossen, der berufsbegleitend noch an der Fachhochschule Kaiserslautern vorbeugenden Brandschutz studiert und seine Masterarbeit geschrieben hatte: „Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass ich bei dem Bau von weiteren neuen Kraftwerken gebraucht worden wäre. Aber dann kam ja alles anders!“, spricht er den Kohleausstieg an.

Doch schnell fand sich eine neue Verwendung für Bings, der seine Berufserfahrungen nun in die erste zentrale Betriebsfeuerwehrleitstelle einbringen konnte, die vom Standort in Neurath aus für das gesamte Rheinische Revier zuständig ist. Da gibt es alleine etwa 80.000 Rauchmeldeanlagen, die der Leitstelle zugeschaltet sind, dazu natürlich alle Bereiche in den Kraftwerken und Tagebauanlagen, aber auch noch einmal mehr als 100 sogenannte Sonim-Handys. Das sind persönliche Notrufmelder, die diejenigen Mitarbeiter bei sich haben, die alleine an ihrem Arbeitsplatz sind. Die Einsatzhäufigkeit sei in bestimmten Bereichen bei der Betriebsfeuerwehr sogar größer als bei den kommunalen Feuerwehren, berichtet Bings, der als Leitstellenmitarbeiter aber manchmal froh sei, nicht mehr „nach draußen zu müssen“, gibt er zu. Denn auch die Männer der Betriebsfeuerwehr seien genauso wie der Werksschutz immer öfter Beleidigungen, Pöbeleien und sogar tätlichen Angriffen von Kohlegegnern ausgesetzt. Jüngst hätten Aktivisten sogar mit einem Molotowcocktail auf Einsatzkräfte geworfen. Doch  der Feuerwehrmann betont: „Wir retten trotzdem alle, da machen wir keinen Unterschied zwischen RWE-Mitarbeitern und Demonstranten.“ Das gebiete ihm sein Berufsethos und -verständnis.

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