Grevenbroich Politiker fordern Stopp des ISEK-Projekts

Grevenbroich · Die Fraktion "Mein Grevenbroich" befürchtet, dass das Integrierte Stadtentwicklungs-Konzept zu scheitern droht. Bevor es an Verschönerungen geht, müssten die sozialen Probleme des Bahnhofsviertels in Angriff genommen werden.

 Eines der ersten und wohl umstrittensten Projekte des ISEK-Programms: die Fahrbahnstreifen auf der Karl-Oberbach-Straße, die Fußgänger und Autofahrer verwirren.

Eines der ersten und wohl umstrittensten Projekte des ISEK-Programms: die Fahrbahnstreifen auf der Karl-Oberbach-Straße, die Fußgänger und Autofahrer verwirren.

Foto: L. Berns

Die Ratsfraktion "Mein Grevenbroich" hat den Bürgermeister aufgefordert, die Planungen für das "Integrierte Stadtentwicklungs-Konzept" (ISEK) zunächst auf "Stopp" zu setzen. Bevor es an die Verschönerung von Straßen und Plätzen gehe, müssten erst einmal Lösungen für die sozialen Probleme im Bahnhofsviertel gefunden werden, sagt Vorsitzende Martina Suermann. Sie sieht daher "dringenden Handlungsbedarf", den Zeitrahmen für die geplanten Projekte neu zu definieren.

Der Stadtrat hatte unlängst ein Verkehrskonzept für das ISEK-Fördergebiet verabschiedet - auch mit den Stimmen von "Mein Grevenbroich". "Ein Fehler", gibt Martina Suermann heute zu: "Auch wenn das Konzept inhaltlich überzeugend ist, kommt es doch viel zu früh." Denn verkehrslenkende Maßnahmen und kosmetische Gestaltungsvorhaben alleine würden dem Quartier nicht weiterhelfen.

Martina Suermann kritisiert, dass es über Jahre hinweg versäumt worden sei, sich den negativen Entwicklungen im Bahnhofsviertel zu widmen. Die Folge: Einzelhandelsgeschäfte seien abgewandert, viele Eigentümer würden nicht in ihre Immobilien investieren, es mangele an Sauberkeit, und es gebe eine Drogenszene. Und durch die Anschläge auf das Büro der türkischen Organisation UETD seien neue Probleme auf das Viertel zugekommen.

"Vor diesem Hintergrund will wohl niemand an der Rheydter Straße flanieren oder am Platz der deutschen Einheit länger verweilen", sagt Suermann mit Blick auf die geplanten Verschönerungsmaßnahmen: "Deshalb sollte bei ISEK kurz einmal auf die Stopptaste gedrückt werden, um darüber nachzudenken, wie die sozialen Probleme in den Griff zu bekommen sind." Die Fraktionsvorsitzende selbst hält den Einsatz von Streetworkern oder Sozialarbeitern für sinnvoll.

Bei den Bürgerforen zum ISEK-Programm sei es nicht gelungen, die türkische Community, die einen Großteil der Bewohner des Viertels ausmacht, zu erreichen, beklagt die Ratsfraktion. "Es sind aber gerade diese Menschen, die dringend gebraucht werden, wenn konkrete Maßnahmen umgesetzt werden sollen", sagt Suermann. Auch würden Anlieger sich darüber beklagen, dass sie bei der Verkehrsplanung für das Viertel nicht ausreichend informiert worden seien. Vor allem die Frage, welche Kosten auf den Einzelnen zukommen werden, sorge für Unruhe und führe zu mangelnder Akzeptanz für das ISEK-Projekt.

"Mein Grevenbroich" sieht nach derzeitigem Stand den Erfolg des Vorhabens gefährdet und befürchtet, dass die geplanten Investitionen aus Fördermitteln und städtischen Geldern verpuffen "und das Quartier nach einem Jahr schon wieder wie vorher" aussehen könnte.

Soziale Aspekte sind zwar Teil des ins Rollen gekommenen ISEK-Programms - doch "sie sind zeitlich hinter anderen Projekten angesiedelt", sagt Ralf Müller, Leiter des Bürgermeisterbüros. Er nimmt die Anregungen von "Mein Grevenbroich" ernst. Die Stadt werde sich mit der Bezirksregierung in Verbindung setzen, um zu eruieren, ob entsprechende Änderungen im Fahrplan des ISEK-Konzepts vorgenommen werden können.

(NGZ)
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