Timo Natur, Steffen Büttgenbach Und Max Von Borzestowski "Politik in der Stadt braucht frische Ideen"

Grevenbroich · Für Ratskandidaten sind sie vergleichsweise jung – und sie wollen etwas verändern: Max von Borzestowski (CDU), Timo Natur (SPD) und Steffen Büttgenbach (FDP) sprechen über ihre Ziele und warum sie lieber Politik machen statt ins Kino zu gehen.

 Sie wollen im kommenden Jahr frischen Wind in den Stadtrat bringen (v. l.): Timo Natur, Steffen Büttgenbach und Max von Borzestowski.

Sie wollen im kommenden Jahr frischen Wind in den Stadtrat bringen (v. l.): Timo Natur, Steffen Büttgenbach und Max von Borzestowski.

Foto: Lothar Berns

Parteien klagen oft, dass junge Menschen sich nicht für längere Zeit ehrenamtlich binden möchten. Sie drei sind der Gegenbeweis, wollen für fünf Jahre in den Stadtrat. Was begeistert Sie für Politik?

Timo Natur Anfangs hat mich einfach die weitverbreitete Art genervt, dass viele einfach nur rummotzen statt sich aktiv für das Gemeinwohl einzusetzen. Daraufhin habe ich begonnen, mich politisch zu engagieren – und festgestellt, wieviel Spaß es macht, Dinge mitzugestalten.

Steffen Büttgenbach Gerade Politik auf lokaler Ebene ist enorm spannend. Da braucht man einerseits große, übergreifende Konzepte. Andererseits kann es natürlich sehr kleinteilig werden. Aber genau diese Kombination macht es reizvoll, weil man nah dran ist am Bürger.

Es kann aber auch schon mal stundenlange Diskussionen um vermeintlich kleine Dinge geben – zum Beispiel die Beschilderung eines Parkplatzes.

Max Von Borzestowski Aber genau diese vermeintlich kleinen Dinge beschäftigen uns alle im Alltag. Das macht für mich Kommunalpolitik aus: Sie betrifft den Bürger unmittelbar – in großen Fragen wie der Konsolidierung des Haushalts sowie in kleinen Dingen. Für letztere ist der Parkplatz ein gutes Beispiel.

Es wird viel geschimpft und verbal auf die Politik eingedroschen. Sie könnten auch abends ins Kino oder Essen gehen anstatt sich das anzutun und Verabredungen wegen Fraktions- oder Ausschusssitzungen abzusagen. Was sagen Ihre Freunde zu Ihrem politischen Engagement?

Büttgenbach Mein Freundeskreis unterstützt mich. Und man mag es kaum glauben, aber: Auf lokaler Ebene entwickeln sich aus der politischen Arbeit ja auch Freundschaften. Natürlich gibt es mitunter auch ein Geschacher um Posten, aber das ist auf höheren Ebenen – wenn es in die Berufspolitik geht – wesentlich ausgeprägter.

Natur Man merkt, dass man auch im Freundeskreis zum Ansprechpartner wird, wenn es darum geht, politische Entscheidungen und Lösungsansätze für Probleme zu erklären. Oft fehlt für das Verständnis ja vor allem Hintergrundwissen. Da muss die Politik mehr Transparenz schaffen.

Der Stadt droht 2018 die Überschuldung. Das engt den Handlungsspielraum enorm ein, Macht sich da bei Ihnen nicht Frust breit?

Von Borzestowski Es ist klar, dass wir unpopuläre Entscheidungen treffen müssen. Früher ging es darum, den Kuchen zu schneiden und die Stücke zu verteilen. Heute sind wir auf der Suche nach den Zutaten und müssen alle satt kriegen. Das müssen wir hinbekommen, und wir müssen den Bürgern erklären, warum wir Einschnitte machen.

Büttgenbach Die Sanierung des Haushalts ist eine Herausforderung. Daran mitzuwirken kann ja gerade für junge Leute ein Anreiz sein, in die Politik zu gehen. Das ist gut, denn wir brauchen frische Ideen.

Wie wollen Sie den Schuldenberg der Stadt abbauen?

Büttgenbach Wir müssen die Gewerbesteuer-Einnahmen steigern. Dazu bedarf es der Ansiedlung neuer Unternehmen.

Von Borzestowski Das sehe ich ähnlich. Die Gewerbesteuer ist ein wichtiger Schlüssel, aber es sind kaum noch Gewerbeflächen verfügbar. Zudem müssen wir alles daran setzen, noch mehr Kaufkraft in die Stadt zu ziehen. Das schafft Jobs und erhöht die Attraktivität der City. Grevenbroich ist eine gute Stadt. Sie kommt in der Wahrnehmung manchmal zu schlecht weg. Auch das müssen wir ändern.

Natur Mit Blick auf mögliches Einsparpotenzial muss ich aber sagen: Das städtische Personal hat bereits genug geblutet. In vielen Bereichen der Verwaltung wird schon am Limit gearbeitet.

Man hat den Eindruck: Sie liegen in vielen Punkten nah bei einander.

Büttgenbach (lacht) Vielleicht sollten wir ja fraktionsübergreifend eine junge Gruppe bilden, die sich intensiv austauscht und Ideen entwickelt.

Eine Art Pizza-Connection?

Von Borzestowski So weit sind wir noch nicht. Aber es gibt natürlich viele "junge" Themen, die uns alle beschäftigen. Zum Beispiel, wie der Nachtbus noch attraktiver werden kann oder die Einrichtung eines WLAN-Hotspots am Markt.

ANDREAS BUCHBAUER UND CARSTEN SOMMERFELD FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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