Planung für die Zeit nach der Braunkohle Planer und Bürger diskutieren Ideen für Siedlungen nach dem Tagebau

Grevenbroich/Erkelenz · Bei einem öffentlichen Workshop hatten drei Experterteams Ideen zur Nutzung des aktuellen Tagebaugebiets vorgestellt, diese gehen nun in eine Überarbeitungsphase. Am Ostufer des nach dem Kohleabbau geplanten Sees sollen später Wohnhäuser entstehen.

 Jörg Faltin (v.l.), Johannes Ringel und Volker Mielchen beim Workshop.

Jörg Faltin (v.l.), Johannes Ringel und Volker Mielchen beim Workshop.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Wie geht es nach der Auskohlung des Braunkohletagebaus Garzweiler II weiter? Gedanken darüber macht sich der Zweckverband Landfolge Garzweiler, der zur Werkstattwoche nach Erkelenz eingeladen hatte. In der sollten drei Planungsteams Ideen für ein Leitbild „Innovation Valley“ erarbeiten. Es geht um den Bereich, in dem derzeit zwischen A 44n und der alten A 61 ausgebaggert wird.

Das Leitbild soll – so erklärte der Geschäftsführer des  von Mönchengladbach, Jüchen, Erkelenz und Titz gegründeten Zweckverbands, Volker Mielchen –  im Anschluss an die Ideenwerkstatt das vorhandene Grobkonzept konkretisieren. Einen Sieger gab es nicht, nachdem eine Jury die Vorschläge der Teams aus Deutschland, Schweden und Niederlande/Schweiz bewertet hatte. „Im Idealfall würde es eine Planung geben, in der die guten Ideen aller drei Teams gebündelt sind“, meint Professor Johannes Ringel aus Leipzig, Leiter der Bewertungskommission.

Vorausgegangen waren arbeitsreiche Tage mit zwei Foren, bei denen Bürger mit den Teams diskutieren konnten. Beide Foren in der Erkelenzer Stadthalle waren ausgebucht, wenngleich wohl mancher mit der Erwartung gekommen war, er würde etwas über die Zukunft der Erkelenzer Börde, sprich, den zukünftigen Restsee erfahren. Die Planung richtete sich aber auf den jetzigen Tagebaubetrieb. Vornehmlich betroffen sind Jüchen, Grevenbroich und Titz.

Trotz unterschiedlicher Betrachtungsweisen hatten die Teams einige übereinstimmende Ansätze. Alle blicken von Osten nach Westen auf den Raum, von bereits rekultivierten Flachen über den Tagebau bis zum geplanten Restsee. Einig waren sie sich, dass am Ostufer der Sees, wie immer er spätestens 2038 gestaltet werde, eine Siedlungsstruktur mit Wohnbebauung entstehen soll. Nach Möglichkeit soll eine neue A 61 nicht zu einer räumlichen und optischen Trennung zwischen Siedlung und See führen. Und an bereits begonnenen Arbeiten, etwa dem Grünen Band rund um den Tagebau, oder anr fortgeschrittenenen Planungen wie dem interkommunalen Industriepark Jüchen/Grevenbroich, soll nicht gerüttelt werden. Auch sollen die Kraftwerksflächen in Frimmersdorf teilweise in die Folgenutzung der Region einfließen.

Auf keinen Fall soll es eine monostrukturierte Region im „Innovation Valley“ geben. Wohnen und Arbeiten, Landwirtschaft und die Nutzung erneuerbarer Energien sollen die Landschaft zu einer einzigartigen mit Vorbildcharakter machen. Die niederländisch-schweizerische Gruppe hatte primär Landwirtschaft und Wasser im Sinn, das deutsche Team setzte auf Ergänzungen bestehender Siedlungsstrukturen, während sich das schwedische für mehrere kleine Siedlungsschwerpunkte aussprach, was Ringel als ein „innovatives, nachhaltiges Projekt“ bezeichnete. Nach einer achtwöchigen Überarbeitungsphase will sich der Zweckverband entscheiden, welche Vision er als Ansatz für die Gestaltung des Innovation Valleys übernehmen will.

Ohne den Zweckverband „wäre es wahrscheinlich gar nicht zur Werkstatt gekommen“, meinte Mielchen zur Rolle von „Landfolge Garzweiler“. Jetzt seien das Land mit einer neuen Leitentscheidung und die Landes- und Regionalplanung gefordert, um die gesetzliche Basis für die Umgestaltung zu schaffen. Mit einem Antrag zum Sofortprogramm plus des Bundes sollen Fördermittel gewonnen werden.

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