Grevenbroich Planer: Schneckenhaus ist verschandelt

Grevenbroich · Gartenschau-Planer Georg Penker ist mit der Entwicklung des Schneckenhauses nicht zufrieden. Die Stadt sollte es in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen, sagt er. Dazu gehöre auch die in den 90ern gewählte Farbgestaltung.

 Das Schneckenhaus ist zwar immer noch blau gestrichen - aber nicht mehr im ursprünglichen Farbton, kritisiert Landschaftsarchitekt Georg Penker.

Das Schneckenhaus ist zwar immer noch blau gestrichen - aber nicht mehr im ursprünglichen Farbton, kritisiert Landschaftsarchitekt Georg Penker.

Foto: LBER

Etwas traurig macht es ihn schon, wenn Georg Penker (92) das Schneckenhaus im Bend betrachtet. Denn dem Planer der Landesgartenschau vermisst an dem markanten Gebäude die Handschrift eines Künstlers, der vor wenigen Tagen verstorben ist: Horst Lerche. Was viele nicht wissen: Der Maler und Bildhauer, der viele Jahre in Jüchen lebte, war einst für die farbliche Gestaltung der Holz- und Glas-Konstruktion verantwortlich.

"Er hat in den 90er Jahren die für ihn charakteristische blaue Lasur aufgetragen, so dass die Struktur des Holzes noch durchschimmerte", schildert Penker. "Das hat dem Gebäude ein gewisses spirituelles Antlitz verliehen." Zwar ist das Haus heute immer noch blau - aber nicht mehr im ursprünglichen Sinne des Künstlers, meint Penker. "Es ist bei der Sanierung vor einigen Jahren einfach angestrichen worden", berichtet der Neusser Landschaftsarchitekt: "Das war sicherlich gut gemeint, aber auch ein wenig naiv. Damit wurde Horst Lerche zum Anstreicher degradiert."

Der Künstler war maßgeblich am Entwurf des von Professor Heinz Döhmen konzipierten Gebäudes beteiligt. "Es entstand damals auf einem Gelände im Bend, das größtenteils als Müllkippe genutzt wurde", erinnert Georg Penker. 1995 trug es noch den Namen "Blauer Pavillon" und beherbergte das Grüne Klassenzimmer, das seinerzeit zu den Standards von Landesgartenschauen gehörte. "Ich weiß nicht, wer ihm den unpassenden Namen Schneckenhaus gegeben und es mit Solarpaneelen versehen hat", sagt Penker, dem es recht wäre, wenn die Stadt wieder zum alten Namen zurückkehren würde - und zu der ursprünglichen Gestaltung und Farbgebung, das wäre auch im Sinne des verstorbenen Künstlers.

Überhaupt kann sich der Planer der Landesgartenschau nicht mit der Entwicklung anfreunden, die das Schneckenhaus in den vergangenen Jahren genommen hat. "Das alles ist in eine Richtung gegangen, die mir nicht passt", sagt Penker unverblümt. So seien auf dem Areal - das einst als "geistiger Mittelpunkt des Bendgebiets" gedacht war - mit der Zeit mehrere Holzbuden und Volieren entstanden, die kaum vereinbar seien mit dem einst entwickelten Konzept. "Auf dem Gelände sollte sich die Vegetation des wasserreichen Umfeldes widerspiegeln, damit vor allem Kinder dort auf Entdeckungsreise durch die Natur gehen können", berichtet der Landschaftsarchitekt. Zu dieser Gestaltung sollte die Stadt wieder zurückkehren - "das gesamte Gelände bedarf einer Überarbeitung und Neuorientierung, ohne Bruchbuden und leere Tierställe", mahnt er.

Während ihm die Entwicklung des Schneckenhauses nicht gefällt, begrüßt Georg Penker die Initiative des neuen Fördervereins, der sich für den Stadtpark engagiert und ihn möglichst bis 2020 in den Zustand zurückversetzen möchte, den er zur Landesgartenschau einmal hatte. "Das ist eine wunderbare Aktion. Und ich glaube, das wird was", sagt der 92-Jährige: "Die Stadt hat einst Millionen in das Projekt investiert, das darf nicht vergessen werden."

(NGZ)
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