Grevenbroich Pianistin entführt in die Zeit von Zarah Leander

Grevenbroich · Gita Idkin liebt die Musik der 1920er und frühen 1930er Jahre. In der Villa Erckens tritt sie mit "Nur nicht aus Liebe weinen" auf.

Wer sich mit Gita Idkin über ihre Liebe zur Musik unterhält, sollte auf das Blitzen in ihren Augen achten. An diesem Nachmittag sitzt die Konzertpianistin vor der Villa Erckens und spricht von Liebe, Leidenschaft und all jenen Stimmungen, die Musik in ihr auslöst. Die Augen glänzen dabei, als seien sie bereits in Scheinwerferlicht getaucht. Drüben, zehn Meter weiter, wird Gita Idkin in Kürze auf der Bühne stehen. In der Villa Erckens tritt sie am Mittwoch, 25. Juni, in der Reihe "Liedersalon" auf. Zu hören gibt es alte Schellack-Schlager und Kaffeehausmusik aus den 1920er und frühen 1930er Jahren. Begleitet wird Gita Idkin dabei von den Brüdern Leszek Saletra (Geige) und Andreas Saletra (Bassgitarre). Der Name des Programms: "Nur nicht aus Liebe weinen".

Die Zeile jenes berühmten Zarah-Leander-Liedes stimmt ein auf das, was die Besucher erwartet. "Diese Musik, ihre Stimmung und Emotionen, hat es mir einfach angetan. Ich werde sie so originalgetreu wie möglich arrangieren", sagt Gita Idkin. Zum ersten Mal in Berührung kam sie mit der Musik von Zarah Leander und Co. mit Mitte 20. Eine Tante in St. Petersburg, die im Berlin der 1920er Jahre selbst auf der Bühne stand, hatte sie ihr vorgesungen. "Ich war sofort berührt", sagt Gita Idkin. "Und das, obwohl ich vom Text damals kein Wort verstand."

Geboren wurde Gita Idkin in Odessa. In jungen Jahren verschlug es sie nach St. Petersburg, in der ehemaligen Zarenstadt wurde sie zur Konzertpianistin ausgebildet. 1976 wanderte sie mit ihrem Mann nach Deutschland aus. "Wir waren Dissidenten und sind damals weg aus der Sowjetunion. Zuerst landeten wir in Köln", sagt Gita Idkin. Die Anfangszeit sei nicht einfach gewesen - das Land und die Sprache fremd, die Freunde in der Ferne, und ein Job musste auch her. Doch beim Start in der Bundesrepublik half die Liebe zur Musik. Gita Idkin lernte die Sprache, arbeitete als Musiklehrerin und trat als Konzertpianistin auf. Später lebte sie in der Nähe von Schloss Dyck, inzwischen ist sie in Grevenbroich zu Hause. Das Konzert in der Villa Erckens wird daher zum Heimspiel.

Unterteilt ist das Programm von "Nur nicht aus Liebe weinen" in zwei Blöcke. Zunächst wird Gita Idkin alleine am Piano auftreten, später kommen Leszek und Andreas Saletra dazu. Auch wenn sie die Lieder, die sie darbieten wird, seit langer Zeit kennt, bereitet sie den Auftritt akribisch vor. "Ich übe jeden Tag mindestens zwei Stunden, immer vormittags", sagt sie. "Jemand, der sagt, er brauche das nicht, macht es entweder schlecht oder er lügt."

Eine klare Ansage, wie überhaupt alles, was sie zum Thema Musik sagt. Häufig fällt das Wort "Professionalität". Es ist Gita Idkin wichtig, dass alles im Programm stimmt. Die Stimmung. Die Atmosphäre. Die Gesten. Mit "Nur nicht aus Liebe weinen" möchte sie etwas zurückgeben. "Ich war jung, als ich diese Musik entdeckte. Jetzt, in reiferen Jahren, möchte ich dazu beitragen, dass diese Musik lebendig bleibt."

(NGZ)
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