Grevenbroich Personalnot bei den Heiligen Drei Königen

Grevenbroich · Die Tradition der Sternsinger droht auszusterben. Es finden sich immer weniger Kinder, die um den 6. Januar von Haus zu Haus ziehen wollen.

Kaspar, Melchior und Balthasar heißen die Heiligen Drei Könige, in deren Anlehnung Kinder als Sternsinger um den Dreikönigstag den Segen bringen. Doch in manchen Orten fehlt hier ein kaspar und da ein Balthasar. In anderen Stadtteilen ziehen gar keine kleinen Könige mehr von Haus zu Haus oder kommen nur noch auf Bestellung. So auch in Neuenhausen, wo seit vergangenen Jahr nur noch auf Zuruf gespendet werden kann. Es herrscht Personalnot bei den Sternsingern.

15 Kinder hat Melanie Linn bisher in Neuenhausen für die Tradition begeistern können. Auch 2012 waren es nur knapp über ein Dutzend junge Könige. Zu wenig, für das rund 3000 Einwohner große Dorf. "Es finden sich nur wenige Kinder. Viele haben keine Lust, ihnen fehlt die Motivation", sagt die 39-Jährige, die selbst Mutter von zwei Kindern ist. "Viele wollen auch in den Ferien nur entspannen. Durch Schule, Hobbys und andere Verpflichtungen, sind sie einem immer größeren Stress ausgesetzt", meint Linn.

Deshalb kommen die Sternsinger in Neuenhausen nur noch auf Bestellung. In Geschäften sowie im Pfarrheim wurden Listen ausgelegt. Dort können sich Interessierte eintragen und die drei Könige bestellen. "Dieses Konzept haben wir im vergangenen Jahr erstmalig durchgeführt. Es ist bei einigen auf Unmut gestoßen. Aber was soll ich machen?", fragt Linn.

Auch in Neurath fehlen Sternsinger. "Zum ersten Treffen kamen gerade einmal zehn Kinder. Noch vor ein paar Jahren waren es vier- bis fünfmal so viele", sagt Rita Weinberg (46), die die Aktion in Neurath leitet. In der Gemeinschaftsgrundschule, im Kindergarten und im Jugendzentrum hat Weinberg zusammen mit Gerda Damm geworben. Das Ergebnis ist dürftig. "Den Kindern fehlt die Lust. Auch die Eltern stehen oft nicht dahinter", bemängelt Weinberg. Dabei ist der Job als Sternsinger gar nicht so schlecht. "Neben den Spendengeldern bekommen die Kinder oft Süßigkeiten geschenkt. Diese dürfen die Kinder natürlich behalten", sagt Rita Weinberg. Zudem werden die Kinder am Aktionstag mit Speisen und Getränken versorgt. "Zuletzt bleibt auch das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben", meint die Sternsinger-Leiterin.

Es liegt auch an sinkenden Geburtenzahlen, dass die Zahl der Sternsinger kontinuierlich sinkt. Konnten die Organisatoren vor fünf Jahren noch auf Kommunionkinder zurückgreifen, bleiben diese heute aus. Lediglich vier Kinder gehen in Neurath 2013 zur Erstkommunion. "Davon sind viele sowieso schon lange dabei", sagt Weinberg.

Im Pfarrverband Elsbach/Erft der Stadt sinkt die Teilnehmerzahl ebenfalls. "Ich glaube ich spreche für den gesamten Pfarrverband, wenn ich sage, dass die Teilnehmerzahlen sinken", sagt Kerstin Dürrbeck (42), die zusammen mit Ute Trienekens die Gruppe in Noithausen leitet. Dort liegt das Problem allerdings nicht unbedingt an zu wenigen Kindern. In Elsen wird dringend eine neue Leitung für die Sternsingeraktion gesucht. "Dort gibt es Kinder, die mitmachen wollen, aber niemanden, der die Aktion betreut", sagt Dürrbeck.

(NGZ)
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