Grevenbroich Parteien: "Kleine" legen zu

Grevenbroich · FDP und Grüne freuen sich über neue Mitglieder, während CDU und SPD seit 2011 sinkende Zahlen beklagen.Insgesamt gilt der Trend: Immer weniger Bürger finden es lohnend, sich über die Parteien in die Politik einzumischen.

 FDP-Chef Bijan Djir-Sarai (Mitte): "Junge Leute finden zu uns."

FDP-Chef Bijan Djir-Sarai (Mitte): "Junge Leute finden zu uns."

Foto: Archiv

Rhein-Kreis Volksparteien haben es schwer. CDU und SPD laufen die Mitglieder weg – auch im Rhein-Kreis Neuss. In den vergangenen zehn Jahren verlor die Union 20 Prozent ihrer personellen Basis, bei der SPD waren es sogar 37 Prozent. Die kleinen Parteien legten hingegen kräftig zu, allerdings auf niedrigem Niveau: Die FDP steigerte die Zahl ihrer Parteigänger seit 2001 um 32 Prozent, die Grünen um 25 Prozent. Aber der Trend ist eindeutig: Immer weniger Bürger sind bereit, sich über eine der vier etablierten Parteien aktiv in die (Kommunal-)Politik einzumischen.

Die nordrhein-westfälische CDU will diese Talfahrt stoppen. Das versichert zumindest ihr Kreisvorsitzender, Ex-Minister Lutz Lienenkämper (41): "Wir wollen unsere Stammwähler zu Mitgliedern machen." Daher plane die Landespartei für die zweite Jahreshälfte eine Werbeoffensive. Die Vorbereitungen seien im vollen Gange.

Auch Klaus Krützen (42), Chef der Kreis-SPD, redet das Problem nicht klein: "Wir müssen zumindest unsere Mitgliederzahl halten, um meinungsbildend und handlungsfähig zu bleiben." Er sieht ein kleines Licht am Horizont "nach den Einbrüchen der Agenda-2010-Zeit": In den jüngsten Jahren habe sich die Mitgliederentwicklung stabilisiert.

Ähnlich sieht es Benedikt Jerusalem (49) für den CDU-Stadtverband Grevenbroich. "Wir hatten in den vergangenen Jahren zwar leichte Verluste, konnten aber neue Mitglieder dazugewinnen", erklärt er. Dabei habe unter anderem ein eigens auf die Stadt zugeschnittener Werbe-Flyer geholfen. Mit offenen Angeboten wie dem "CDU-Forum" will Jerusalem das Interesse für die Parteiarbeit wecken: "Daran kann jeder teilnehmen."

Diese Offenheit ist für Bündnis 90/Die Grünen nicht neu, sondern Programm. Selbst in die Stadt- und Gemeinderäte ziehen viele Politiker mit dem grünen Ticket ein, ohne der Partei formal anzugehören. Kreissprecher Ingo Kolmorgen (38) stützt sich auf 220 Mitglieder. "Das ist keine gewaltige Zahl", räumt der Dormagener ein, "aber grünes Klientel bindet sich nicht gern." Und wenn die Entwicklung nicht trügt, macht das Beispiel Schule.

Mit Wohlgefallen blickt derweil Vorsitzender Bijan Djir-Sarai (34) auf die FDP-Mitgliederkurve. Als er vor zehn Jahren in den Kreisvorstand gewählt wurde, gab's kreisweit offiziell 341 Liberale, heute sind es 449. "Wir sind für junge Leute attraktiv", ergänzt der jüngste der vier Kreisvorsitzenden stolz. Dabei legt die FDP im Rhein-Kreis gegen den Landestrend zu. "Wir pflegen die alten Mitglieder und werben Neuzugänge", sagt Sarai, "und nebenbei machen wir vor Ort gute Politik. Das merken die Menschen."

(NGZ)
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