Grevenbroich Pappeln müssen Eichen weichen

Grevenbroich · Der Grevenbroicher Wald verändert sein Gesicht: Die Pappelbestände weichen Bäumen wie Ulme, Esche, Kirsche und Stieleiche. Statt großer, einheitlicher Kulturen soll das "Urwald-Prinzip" mehr an Bedeutung gewinnen.

 Laut Stadtförster Frank Wadenpohl sieht der Grevenbroicher Wald in vielen Teilen ganz anders aus als vor 20 Jahren. Bald wird "Inventur" gemacht.

Laut Stadtförster Frank Wadenpohl sieht der Grevenbroicher Wald in vielen Teilen ganz anders aus als vor 20 Jahren. Bald wird "Inventur" gemacht.

Foto: Lothar Berns

Wird der Grevenbroicher Wald in einigen Jahrzehnten ein dichter Urwald sein, durch den sich Spaziergänger mit dem Buschmesser durchkämpfen? Nein, das ist nicht zu befürchten, der Stadtwald und der Bend sollen natürlich weiter ihre wichtige Erholungsfunktion für die Grevenbroicher behalten. Doch ein Stück weit will Förster Frank Wadenpohl tatsächlich zurück zum "Urwald-Prinzip": "Weg von großen, einheitlichen aufgeforsteten Beständen hin zu einem abwechslungsreichen Wald, der sich selbst verjüngen kann", erläutert der Stadtförster.

Der "Umbauprozess" im Wald ist bereits seit langem im Gang. "Als ich hier 1992 begann, machten Pappeln 46 Prozent des Waldbestandes aus. Die Pappel war früher der ,Goldesel' des Waldes, mit ihrem Holz war viel Geld zu verdienen", erzählt Wadenpohl (50). Doch die zahlreichen in der Nachkriegszeit aufgeforsteten Bestände kamen in die Jahre. Stamm- und Wurzelfäule nahmen zu, zudem ließ der Tagebau viele Böden trockener – und damit für die Pappel weniger geeignet – werden. In großem Stil wurden in den vergangenen Jahren die Bäume gefällt und durch standortgerechte Arten ersetzt: Ulme, Esche, Stieleiche, Ahorn, Kirsche und andere Arten machen heute bereits zwei Drittel des Bestandes aus, die Pappel lediglich noch ein Viertel. Der Löß-Lehm-Boden bietet vielen Bäumen gute Bedingungen.

Tausende Bäume pflanzt die Forstkolonne der Wirtschaftsbetriebe Grevenbroich jedes Jahr, die Früchte des "Umbaus" können Grevenbroicher beim Spaziergang bereits sehen. "Etwa südlich der A 540 im Bend haben wir schon viel erreicht", so Wadenpohl. "Ein Wald mit vielen Arten ist interessanter – ein ganz anderes Erlebnis als gerade Reihen gleicher Bäume." Noch bleibt viel zu tun: "Die meisten Baumbestände auf unseren 500 Hektar Waldflächen sind jung. Es gibt wenige Bäume, die älter als 40 Jahre alt sind." Wünschenswert sei eine gleichmäßige Altersstruktur.

Hauptziel ist laut Wadenpohl ein Wald "mit maximalem Standortwert – für Emissions- und Klimaschutz, aber auch für Erholung".

Was dafür zu tun ist, das wird im so genannten Betriebsplan aufgeführt, das zweibändige Werk wird bald vom Forstamt Niederrhein für die Zeit von 2012 bis 2022 erneuert. Dafür wird zunächst im Wald Inventur gemacht. "Ein Mitarbeiter des Forstamts besichtigt und analysiert jeden Baumbestand", erklärt der Förster. Auch Pflege-Maßnahmen enthält der Plan. Während für viele Wälder anderenorts ein Betriebsplan für zwei Jahrzehnte aufgestellt wird, gilt für Grevenbroich ein schnellerer Rhythmus. "Denn in zehn Jahren hat sich unser Wald mit Sicherheit weiter stark verändert", so Wadenpohl.

(NGZ)
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