Kapellener Orgelbauer intoniert für die ganze Welt Jochen Breuer bringt Klang in die Kirchen

Kapellen/Hellentahl · In Kirchen zwischen Norwegen und Japan erklingen Orgeln, für deren guten Ton Jochen Breuer sorgt. Für ein Heimspiel des gebürtigen Kapelleners sorgte jetzt St. Sebastianus Hülchrath.

 Eine Orgel besteht aus diversen Registern, die wiederum verschiedene Pfeifen umfassen. Austariert auf ihren Kirchenraum, stimmt Intonateur Jochen Breuer, hier bei seiner Arbeit, das Instrument.

Eine Orgel besteht aus diversen Registern, die wiederum verschiedene Pfeifen umfassen. Austariert auf ihren Kirchenraum, stimmt Intonateur Jochen Breuer, hier bei seiner Arbeit, das Instrument.

Foto: Valeska von Dolega

„Genauso wie andere Fleischer oder Kfz-Mechaniker werden, bin ich Orgelbauer und Intonateur geworden“, amüsiert sich Jochen Breuer über die Frage, wie er denn zu einem ungewöhnlichen Beruf gekommen sei. Was er macht, „ist kein Job, sondern Berufung“, führt er aus. Seit 2003 ist der gebürtige Kapellener für den renommierten deutschen Orgelbauer Weimbs aus Hellenthal tätig.

„Da kommst du viel herum“, erzählt er über seinen „überaus vielseitigen“ Beruf. Luxemburg, Norwegen und Japan sind dabei nur einige der weltweiten Stationen seiner Berufstätigkeit. Eine der schönsten Anlaufstellen war jetzt „zu Hause“, wie er über den Einsatz in St. Sebastianus Hülchrath erzählt. Bekanntermaßen hat die Kirche eine neue Orgel bekommen, dass alle Töne stimmen, dafür sorgte er.

Schon im Kinderwagen hat der inzwischen 35-Jährige „laut aufgemuckt“, griff im Gottesdienst ein Kantor neben die Tasten. „Vom Neusser Münster war ich total fasziniert“, erinnert er sich. Schon als Fünfjähriger habe er gesagt, eines Tages wolle er dort die Orgel bedienen. Seine Virtuosität entfaltete sich später aber weniger im Spiel und mehr in der Technik, nach verschiedenen Praktika bei Orgelbauern und dem Abitur kam er zur Orgelbaufamilie Weimbs. „Plan B wäre Chemie gewesen“, erinnert er an eine alternative Laufbahn. „Ich hatte nämlich ein kleines Labor im Haus meiner Eltern.“ Die tolerierten die Experimente bis zu dem Tag, an dem Jochen Breuer einen Versuch mit Kaliumpermanganat unternahm. „Das war in einem mit Korken fest verschlossenen Reagenzglas“ – und hinterher war das „typisch magentafarbene Zeug“ überall. In der gleichen Phase übrigens „habe ich im Selbstversuch auch mal eine Orgel gebaut. Sie wurde nie fertig.“

Das ist längst anders. Pfeifen für die ganze Welt einzusetzen bedeutet, Töne zu intonieren, einzustimmen und auszutarieren. Lösungen für auftauchende Probleme zu finden, sei eine wesentliche Begabung, „beim Orgelbau läuft nicht immer alles nach Plan, sondern oft kreativ“. Geregelte Arbeitszeiten, fügt er hinzu, sind bei nicht fürstlicher Bezahlung Mangelware. Den guten Intonateur zeichnen nach seiner Meinung handwerkliches Geschick, künstlerisches Verständnis und Geduld aus. In den einzelnen Registern „ist Präzision gefragt“ – an Stellen, die schwer zugänglich sind.

Vor allem aber ist  musikalisches Verständnis wichtig. „Das bezieht sich vor allem auf alte Musik, um zu wissen, was ein Organist an Handwerkszeug braucht“. In seiner Freizeit kocht Jochen Breuer gerne und ist leidenschaftlicher Filmgucker. Bevorzugt schaut er per Beamer auf großem Bildschirm aus seiner umfassenden DVD-Sammlung Werke von „My Fair Lady“ bis „Avatar“, wichtigstes Kriterium für die Auswahl ist die  stimmige Filmmusik. „Das ist ein Steckenpferd“, beschreibt er den akustischen roten Faden, der Streifen von „Edward mit den Scherenhänden“ über „E.T.“ bis „Star Trek““ für ihn einzigartig machen. Einzige Ausnahme: müde Ohren. „Ich freue mich, wenn ich mal früh ins Bett komme.“

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