Grevenbroich Oldtimer von 1928 ist fit für den Alltag

Grevenbroich · Mit seinem Ford Model A ist Ulrich Cremer aus Wevelinghoven jedes Jahr rund 5000 Kilometer unterwegs. Bei einer Tour durch Belgien, Frankreich und Süddeutschland stellte der Oldtimer wieder seine Alltagstauglichkeit unter Beweis.

 Ulrich Cremer mit seinem Ford Modell A, Baujahr 1928. "Ein Auto muss fahren", sagt der 55-jährige Wevelinghovener. Die bislang längste Tour führte jetzt 2000 Kilometer durch Europa.

Ulrich Cremer mit seinem Ford Modell A, Baujahr 1928. "Ein Auto muss fahren", sagt der 55-jährige Wevelinghovener. Die bislang längste Tour führte jetzt 2000 Kilometer durch Europa.

Foto: Lothar Berns

Zündung einstellen, Benzinhahn öffnen, Choke ziehen, dann folgt der Tritt auf den Startknopf im Fußraum. Mit einem Donnern meldet sich der Motor unter der Haube vor der Windschutzscheibe, doch schon nach etwa 50 Metern surrt es vorne angenehm. Als absolut alltagstauglich erweist sich das Ford Model A auch nach 89 Jahren. "Ein Auto muss fahren, der Wagen ist nicht für den Showroom", sagt Ulrich Cremer, der 55-Jährige ist Besitzer des Oldtimers.

Was der betagte Wagen vom Baujahr 1928 zu leisten vermag, konnte "Henry" - seinen Namen verdankt er Fordkonzern-Gründer Henry Ford - jetzt bei einer langen Tour durch mehrere Länder unter Beweis stellen. "Genau 2064 Kilometer waren wir unterwegs, durch Belgien. Frankreich und Süddeutschland", erzählt Ehefrau Birgit Cremer. "Wo wir auch halten, der Wagen steht nie lange allein, immer kommen Leute, um sich ihn anzusehen." Pannen auf der langen Fahrt? Fehlanzeige, lediglich die Batterie sei einmal leer gewesen.

 Mit dem 40-PS-Wagen durchs Höllental im Schwarzwald.

Mit dem 40-PS-Wagen durchs Höllental im Schwarzwald.

Foto: Cremer

Vor drei Jahren hatte sich Ulrich Cremer, von Beruf Haustechniker im Neusser Etienne-Krankenhaus, den alten Ford zugelegt. "Wir haben bis in die Niederlande gesucht - fündig geworden sind wir dann in Bergheim", erzählt er lächelnd. "Ich wollte ein Auto, an dem man noch vieles selbst machen kann", erklärt der Wevelinghovener. Ersatzteilmangel gebe es nicht, "man kann noch jede Schraube in den USA bestellen". Alle 800 Kilometer steht eine Wartung an.

Ulrich Cremer ist gelernter Schlosser, und er ist in seiner Freizeit oft mit Werkzeug an seinen Fahrzeugen finden - früher beispielsweise an einem Ursus-Traktor oder an einer Zündapp von 1937. Heute steht eine Harley Davidson in seiner Garage - und eben der grüne Ford. Dessen Motor gewinnt aus 3,3 Litern Hubraum 40 Pferdestärken. Tempo 100 soll der Wagen bringen. "Mehr als 80 fahre ich aber nicht", erklärt Ulrich Cremer. Und die Geschwindigkeitsanzeige neben dem Lenkrad tänzelt so, dass eher Näherungswerte abzulesen sind.

 Toller Ausblick: Malerische Häuser im Elsass und die grüne Motorhaube.

Toller Ausblick: Malerische Häuser im Elsass und die grüne Motorhaube.

Foto: Ulrich Cremer
 Unterwegs auf der Höhenstraße im Elsass - ohne Panne.

Unterwegs auf der Höhenstraße im Elsass - ohne Panne.

Foto: Ulrich Cremer

Apropos Lenkrad: Servolenkung ist im Ford von 1928 unbekannt, ABS und andere Helfer ebenso. "Das Fahren ist schon Arbeit", sagt Ulrich Cremer während einer kleinen Runde durch Wevelinghoven. "Kreisverkehre sind grausam." Doch der Ford besticht durch einfache Details. Die Windschutzscheibe kann geöffnet werden, um Luft ins Innere zu lassen. Und auch ohne Klimaanlage sei es drinnen - dank der senkrecht stehenden Scheiben - angenehm, versichert Ulrich Cremer. Rund 5000 Kilometer fährt er im Jahr mit dem Ford. Ein Reiseziel für die Zukunft: mit dem Model A durch den Eurotunnel auf die britische Insel.

(NGZ)
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