Grevenbroich Nur noch drei Tage fasten

Grevenbroich · Bis Karsamstag läuft die Fastenzeit, die Aschermittwoch begonnen hat. Mönche im Kloster Langwaden erzählen, wie sie die Fastenzeit erleben und warum sie sich auf deren Ende freuen. Dazu: letzte Fastentipps von Dr. Michael Dörr.

Musikliebhaber Frater Aelred macht "Hörfasten".

Musikliebhaber Frater Aelred macht "Hörfasten".

Foto: Reuter

Genau 40 Tage ohne Schokolade, Alkohol, Fleisch oder sogar Musik — jetzt ist es geschafft: Das Osterfest wird gefeiert und damit das Ende der Fastenzeit. Die NGZ sprach mit zwei Experten für das Fasten über die Zeit der Entbehrungen: Frater Aelred, Mönch im Zisterzinserklsoter Langwaden, und Dr. Michael Dörr, Mediziner am Kreisgesundheitsamt.

Klosterbruder (Frater) Aelred freut sich jedes Jahr auf eine "außergewöhnliche Zeit des Verzichts" — genauso aber auch darauf, dass sie irgendwann wieder vorbei ist: "Besondere Vorschriften unseres Ordens zur Fastenzeit gibt es nicht, das wird in jedem Kloster sehr individuell geregelt", sagt der 43-Jährige. In Langwaden würden noch eher "strengere Regeln" angelegt als in anderen Ordensgemeinschaften: Montags, mittwochs und freitags gibt es für die Mönche kein Fleisch, auch Nachtisch kommt werktags nicht auf den Tisch.

Zum Abnehmen ist das Einschränken der Nahrung in der Zeit zwischen Aschermittwoch und der Osternacht jedoch nicht gedacht: "Es geht darum, sich wieder mehr auf Gottes Wort zu besinnen — und da setzt jeder unserer Mönche andere Schwerpunkte", weiß Aelred. Während ein Mitbruder in dieser Zeit auf das Rauchen verzichte, "mache ich als Musik-Fan 'Hörfasten': kein Radio, keine CDs — das stellt für mich einen echten Verzicht dar", so der Frater.

Außerdem verzichten alle Mönche des Langwadener Klosters an zwei Tagen in der Woche auf das Zusammensein am Abend (Rekreation) und nutzen diese Zeit stattdessen, um ein selbst ausgesuchtes Buch zu lesen — ihre Fastenlektüre. "Gemeinsam lesen wir in der Fastenzeit auch Ausschnitte aus der Heiligen Schrift und tauschen unsere Gedanken aus, um neue Blickwinkel zu gewinnen", erzählt Frater Aelred. Neben dem Fasten aus religiöser Überzeugung sollte auch der gesundheitliche Aspekt nicht aus den Augen verloren werden. "Wer fasten will. sollte darauf achten, immer nach dem Leitgedanken 'Des Guten nicht zu viel' zu handeln," sagt Dr. Michael Dörr, Leiter des Gesundheitsamtes. Was das Fasten keineswegs sei: eine Art Diät. Dörr warnt vor übermäßiger Askese: "Von einer extremen Auslegung ist beim Verzicht auf Nahrungsmittel aber abzuraten." Allgemein sei es vorteilhaft, sich auf das eigene Essverhalten zu besinnen und — nicht nur während der Fastenzeit — "Wert auf eine gesunde Ernährung zu legen". Bei Unsicherheiten: "Keine Experimente, sondern zur Sicherheit immer einen Mediziner konsultieren", rät Dörr. Das wird Frater Aelred wohl nicht tun, wenn er die Fastenzeit beendet: Er wird einfach mal genüsslich ein Stück Schokolade auf der Zunge lassen. Mit Musik im Hintergrund.

(NGZ)
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