Grevenbroich Nur 84 Flüchtlinge seit Jahresbeginn

Grevenbroich · Die Ehrenamtler atmen durch, dennoch ist keine Beruhigung in Sicht.

 Helmut Deußen, der Leiter der Sozialen Dienste, berichtet über die Flüchtlingssituation in Grevenbroich.

Helmut Deußen, der Leiter der Sozialen Dienste, berichtet über die Flüchtlingssituation in Grevenbroich.

Foto: Jaczyck

Seit Jahresbeginn sind nur 84 Flüchtlinge der Stadt zugewiesen worden. "Das ist fast nichts", sagt der Fachdienstleiter für Soziale Dienste, Hartmut Deußen. "Im Dezember kamen allein in einer Woche so viele", rechnet er vor.

Der abnehmende Flüchtlingsdruck lässt die Sozialarbeit der Stadt durchatmen. Mit der Betreuung der aktuellen 784 Flüchtlinge in der Stadt, die in Unterkünften auf ihre Anerkennung warten, sei zwar noch immer viel zu tun, sagt Tatjana Matuszczyk. "Aber jetzt können wir endlich auch mal richtige soziale Arbeit betreiben."

Im vergangenen Jahr blieb ihrem Team und den etwa 100 ehrenamtlichen Helfern kaum Zeit, auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Heute gibt es Arbeitsgruppen für Recht, für Sprachkurse, eine die sich um Kinder kümmert und mehr", zählt Tatjana Matuszczyk auf. Auch in den Unterkünften kann besser organisiert werden. "Wir optimieren das Zusammenleben und versuchen, Menschen gleicher Herkunft, gleiche Ethnien, gleicher Religion und Sprache zusammenzulegen, um mögliche Konfliktherde einzugrenzen", sagt Hartmut Deußen.

Dennoch steht die Stadt vor weiteren Herausforderungen. Ziel müsse es sein, den Menschen auch eine Jobperspektive in Aussicht zu stellen. "Bisher haben drei eine 20 Stundenwoche, mit denen sie ihre Leistungen etwas aufbessern", sagt Deußen. Unlängst haben die Fraktionen FDP und "Mein Grevenbroich" im Rat angefragt, ob zumindest gemeinnützige Arbeitsangelegenheiten bei der Stadt zur Verfügung gestellt werden können. "Das A und O sind gute Deutschkenntnisse", antwortet Deußen. "Ohne die, kann man den Menschen beispielsweise keine Sicherheitsbelehrung geben, und so auch keine Arbeit", erklärt er. Eine bessere Perspektive haben sie, sobald sie das Sprachzertifikat B2 vorweisen können. Will heißen, sich klar und detailliert ausdrücken zu können. Das kann aber Monate oder Jahre dauern. Und was man nicht vergessen darf. Vor einem Jahr waren Grevenbroich erst 90 Flüchtlinge zugewiesen worden. Erst ab Juli explodierte die Zahl wegen des zunehmenden Flüchtlingsdrucks. Deußen meint: "Dieses Szenario kann sich wiederholen."

(NGZ)
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