Grevenbroich Nuklearmediziner bildet Fachärzte in Ungarn aus
Grevenbroich · Grevenbroicher Know-how international gefragt: Nuklearmediziner Lutz Freudenberg hat mit einem Kollegen aus Wien in Debrecen in Ungarn ein Trainingscenter für die Tumor-Diagnostik aufgebaut.
Weltweit erkranken jedes Jahr Millionen Menschen an Krebs. Um genauer erkennen zu können, wie stark sich Tumore bei Patienten ausgedehnt haben, kommen seit einigen Jahren vermehrt Spezialgeräte zum Einsatz, die den Fachärzten bei der Diagnostik helfen. Die Geräte setzen sich international durch - unter anderem in Osteuropa und den Staaten des Nahen Ostens kommt immer mehr Hightech zum Einsatz. Das ruft auch den Grevenbroicher Nuklearmediziner Lutz Freudenberg auf den Plan: Gemeinsam mit seinem Wiener Kollegen Thomas Beyer hat er in einer Uniklinik im ungarischen Debrecen nahe der Grenze zu Rumänien ein Trainingscenter aufgebaut, in dem Fachärzte darin geschult werden, neue Methoden anzuwenden, Tumor-Abbildungen zu deuten und Befunde richtig zu schreiben.
Das Know-how aus dem Grevenbroicher Kreiskrankenhaus beziehungsweise dem dortigen Zentrum für Radiologie und Nuklearmedizin (ZRN) ist stark gefragt - nicht nur bei der Fortbildung von Ärzten aus aller Welt, sondern auch in Sachen Prävention: Zuletzt hatte Lutz Freudenberg bei Vorträgen in verschiedenen Kommunen über Jodtabletten informiert, die bei einer Atom-Katastrophe an die Bevölkerung verteilt werden sollen.
Zu den Fortbildungen in Ungarn, von denen dieses Jahr noch zwei anstehen, reist der 48-Jährige freiwillig, um sein Wissen an Kollegen aus Ländern wie Kasachstan, Russland und Serbien zu vermitteln. "Die Schulungen werden von der Internationalen Atomenergiebehörde ausgeschrieben", erzählt Freudenberg, der diese jedoch nicht mit irgendeinem Kollegen vor Ort durchführt: Mit dabei ist der Physiker Thomas Beyer, der Anfang der 2000er Jahre gemeinsam mit dem Amerikaner David Townsend mit der Entwicklung eines Gerätes, das gleichzeitig schichtartig röntgen und die Radioaktivität im Körper messen kann, einen Meilenstein in der Nuklearmedizin gesetzt hat.
Mit diesem Gerät - PET-CT genannt - hatte Freudenberg bei seiner Facharztausbildung über Jahre hinweg geforscht. Eines dieser technisch komplexen Geräte kommt etwa in Neuss zum Einsatz. "Weltweit werden immer mehr dieser Geräte installiert. Das Besondere ist, dass sie genauere Untersuchungen ermöglichen, die für die Behandlung sehr wichtig sind", erzählt der Professor. "Für die Untersuchung wird dem jeweiligen Patienten ein radioaktiver Zucker gespritzt, der sich insbesondere an den Stellen im Körper sammelt, die viel Energie verbrauchen." Sammelt sich der radioaktive Zucker an unüblichen Stellen, deute dies auch auf bösartige Tumorzellen hin, die mehr Energie verbrauchten als gesunde Körperzellen. Für die Deutung der Bilder, die das Spezialgerät machen kann, ist eine Menge Fachwissen gefragt - das, was Lutz Freudenberg und Thomas Beyer ihren Kollegen nun in Ungarn bei einwöchigen Schulungen auf Englisch vermitteln werden. "Ungarn ist für uns insofern attraktiv, als dass es dort sehr gute Möglichkeiten zur Fortbildung gibt. Dazu zählen natürlich die technischen Geräte, mit denen wir arbeiten, aber auch Schulungsräume", sagt Lutz Freudenberg.
Das Projekt, das vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde, trägt inzwischen Früchte: Viele Ärzte, die bereits an den Schulungen teilgenommen haben, vermitteln ihr neu erworbenes Wissen wiederum an andere Ärzte in ihrer Heimat weiter