Grevenbroich Niederrhein-Museum zeigt Bier-Kultur

Grevenbroich · Historische Fotos mit Kneipen-Szenen, schwere Seidel und Flaschen vergangener Biermarken sind ab Donnerstag im Museum zu sehen. Viele Grevenbroicher haben für die Ausstellung ihre "Schatzkisten" auf Böden und in Kellern geöffnet.

 Zocken wie in der Kneipe, doch das Foto ist gestellt: Stefan Pelzer-Florack, Thomas Wolff, Lorena Borosa, Norbert Schmitz (v.l.) haben bis zur Eröffnung viel zu tun. Bierseidel, Fotos und anderes haben Bürger zur Verfügung gestellt

Zocken wie in der Kneipe, doch das Foto ist gestellt: Stefan Pelzer-Florack, Thomas Wolff, Lorena Borosa, Norbert Schmitz (v.l.) haben bis zur Eröffnung viel zu tun. Bierseidel, Fotos und anderes haben Bürger zur Verfügung gestellt

Foto: L. Berns

Auf dem Tisch liegen Karten neben Biergläsern, ihr Geld hüten die Spieler in Schublädchen unter der Tischplatte — und vom Tresen hinten beobachten Männer rauchend und mit Schlägermützen das Treiben am Tisch. Das Dachgeschoss des Museums der Niederrheinischen Seele wirkt zurzeit wie eine Kneipe aus einer Zeit weit vor dem Rauchverbot. "Empfehle meine gut gepflegten Getränke — Altbier, Kneipenkultur und Tanzmusik" lautet der Titel der Ausstellung, die am Donnerstag im Rahmen des Themenjahres "Alt-Bier und niederrheinisch-limburgische ALTernativen" eröffnet wird.

Zurzeit wird im Museum aufgebaut — viel zu sichten haben Fachbereichsleiter Stefan Pelzer-Florack, Thomas Wolff, Norbert Schmitz und Lorena Borosa vom Museumsteam. An der Ausstellung wirken nämlich viele Grevenbroicher mit. Nach einem Aufruf des Museums hatten sie ihre "Schatzkisten" auf Böden und in Kellern geöffnet und leihen nun freigiebig etliche Erinnerungsstücke aus. "Mit der Resonanz sind wir sehr zufrieden", so Wolff.

Auf diesem Weg kam etwa ein schwerer Bierseidel aus Glas mit massivem Eisengriff und Bügelverschluss: "Damit schickte der Vater Sohn oder Tochter in die Kneipe, um Bier für den Abend zu holen", sagt Fachbereichsleiter Stefan Pelzer-Florack. Das voluminöse Gefäß stellte die Familie Spenrath zur Verfügung, die einst eine Gaststätte in Gustorf betrieb. Von dort kommen auch die Biermünzen — mit den durchlöcherten 50-Pfennig-Münzen rechneten Wirt und Kellner untereinander ab.

Die Holzstühle mit rund 80 Jahre alten Gebrauchsspuren stammen aus dem Fundus von Willibert Schmitz, der die "Erft-ruhe" in Wevelinghoven betreibt. Eine uralte Süßbier-Flasche stellte der Getränke-Fachhandel Preckel aus Hemmerden zur Verfügung, bis 2006 stand sie im "Jägerhof" in Hülchrath. Auf rund 70 schätzt Wolff die Zahl der Gaststätten im Stadtgebiet vor rund 90 Jahren. "Die Kneipe war ein wichtiger sozialer Treffpunkt und Kommunikationsraum", so Wolff.

Auch die Grevenbroicher Sammler Jürgen Larisch und Manfred Ganschinietz haben aus ihrem Fundus Exponate beigesteuert: Etliche historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen vermitteln einen Eindruck davon, wie es einst zuging in der Kneipe an der Ecke. Einige Vergrößerungen bilden die Kulisse für Tresen und Spieltisch im Dachgeschoss - nur das Stimmengewirr und das Klappern der Teller muss sich der Betrachter hinzudenken. Dokumente und Fotos stellte auch die Familie Kreuzberg bereit — ein Ahne war einst technischer Betriebsleiter in der früheren Brauerei Schnitzeler, dem größen von etwa 20 Braubetrieben im Stadtgebiet.

Einige Exponate hatten eine längere Anfahrt: Den Spieltisch mit den praktischen Geld-Schubläden hatte Pelzer-Florack privat in Belgien gefunden, der Biertresen stand bei Bonn. Die "Kneipe" im Museum ist bis 13. Oktober geöffnet, dann endet die Ausstellung.

(NGZ/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort