Grevenbroich Neurather Schützen ohne Kirmes-Attraktion
Grevenbroich · Am Wochenende findet in Neurath das Schützenfest statt. Der Kirmes mangelt es an Attraktionen. Auch den Autoscooter wird es nicht geben.
Der Frust ist groß bei vielen Neurathern. Jahrzehntelang stand zum Schützenfest ein Autoscooter auf dem Festplatz an der Donaustraße. Doch in diesem Jahr klafft erstmals eine große Lücke zwischen Festzelt und Königshütte. Der Betreiber des beliebten Fahrgeschäftes hat der Stadtverwaltung abgesagt. Neben einem Kinderkarussell locken nun lediglich ein paar Buden auf den Platz. Ein Fahrgeschäft für Jugendliche fehlt komplett. Das trübt die Stimmung vor dem Schützenfest am Wochenende und sorgt für Ärger - nicht nur bei den Schützen.
Bei Facebook sorgte der fehlende Scooter gestern für hitzige Diskussionen. Etwa in der Gruppe: "Kummer- und Kümmerkasten Neurath". Dort erklärte der aus Neurath stammende SPD-Stadtverbandsvorsitzende Daniel Rinkert: "Die Stadtverwaltung ist für die Bestückung der Kirmesplätze verantwortlich. Die Schausteller bewerben sich für die Plätze. In diesem Jahr hat sich niemand beworben. Einer hat lediglich Interesse bekundet." Die Begründung: Der Umsatz in Neurath stimme nicht.
In den vergangenen zehn Jahren baute der Schaustellerbetrieb "Lupp" sein Fahrgeschäft auf dem Neurather Platz auf. Doch dieser steht nun am Wochenende in Büttgen-Vorst. "Dieser Platz ist für uns als Schaustellerbetrieb lukrativer", sagt Norbert Lupp, der sich in diesem Jahr gar nicht erst für Neurath beworben hatte. "Ich habe aber gehört, dass ein anderer Schausteller sein Angebot kurzfristig zurückgezogen hat", sagt er.
Stadtsprecher Andreas Sterken kennt die Problematik. "Wir haben uns wirklich bemüht, einen Ersatz zu finden. In einem Umkreis von 100 Kilometern haben wir alle Schaustellerbetriebe angefragt. Doch alle Betriebe waren schon ausgebucht", sagt er. "Für die kleineren Vereine wird es immer schwerer. Nur wenige Schaustellerbetriebe sind noch bereit, dort mit ihren Fahrgeschäften hinzukommen."
Für entsetzte Gesichter sorgte die Mitteilung auch beim Vorstand des Bürgerschützenvereins (BSV) Neurath. "Wir haben in der vergangenen Woche einen Brief von der Stadtverwaltung erhalten. Dort wurde uns die Situation geschildert", erklärt Geschäftsführer Oliver Beil. Handlungsspielraum hatte der Verein keinen mehr. "Wir sind natürlich enttäuscht. Für unsere Kinder und Jugendlichen fehlt nun ein wichtiger Anlaufpunkt auf der Kirmes", sagt Beil. In diesem Jahr kann das Problem schon aus Zeitgründen nicht mehr behoben werden. Um das Loch zu füllen, ist das Kinderkarussell in die Platzmitte gerückt. Eine Bude hat die Seite gewechselt. "Das Loch fällt trotzdem auf. Wir werden nach dem Fest Gespräche mit der Stadt führen, wie es weitergehen kann. Mit der jetzigen Lösung geben wir uns auf keinen Fall zufrieden."
Viele Neurather sehen die Stadtverwaltung in der Verantwortung. Ein Vorschlag: Kleinere Schützenfeste sollen für Schausteller attraktiver werden - zum Beispiel durch einen Erlass der Standgebühren.