Grevenbroich Neuenhausener Burg ist verschwunden

Grevenbroich · Heimatforscher Hans-Walther Gerresheim schlägt Alarm: Die Reste einer alten Wehranlage seien planiert worden, das Denkmal sei weg.

 Hans-Walter Gerresheim auf Spurensuche: Bis auf einen früheren Graben der Vorburg sei nichts mehr zu sehen von der Neuenhausener Burg.

Hans-Walter Gerresheim auf Spurensuche: Bis auf einen früheren Graben der Vorburg sei nichts mehr zu sehen von der Neuenhausener Burg.

Foto: L. Hammer

Hans-Walther Gerresheim hat einen grünen Regenmantel angezogen, er geht auf Spurensuche. Der 73-Jährige zeigt auf einen schmalen Wasserlauf neben dem neuen Filterbecken nahe der Landstraße 361. "Hier verlief früher ein Graben für die Vorburg", sagt er. Der Kaarster Heimatforscher streift oft durch die Landschaft, erkundet Spuren der Geschichte, und er macht sich vehement für deren Erhalt stark. Nun schlägt Gerresheim Alarm: "Die Neuenhausener Burg ist einplaniert worden – einfach weg, verschwunden", empört er sich. "Das ist eine Riesen-Schweinerei. So viele über 1000 Jahre alte Relikte haben wir nun wirklich nicht."

Eine lange Geschichte haben Neuenhausen und der sagenumwobene Welchenberg. Ab dem neunten Jahrhundert machten die Normannen bei Raubzügen weite Teile Mitteleuropas unsicher. An vielen Stellen an der Erft, auch bei Neuenhausen, wurden laut Gerresheim Befestigungsanlagen zum Schutz vor den Nordländern errichtet – so genannte Motten. Ein Holzturm auf einem Hügel, mit Palisaden und Gräben umgeben – so sahen diese frühen, einfachen Burgen oft aus.

Vor vielen Jahren sei die Motte im Bend westlich des Ortes entdeckt worden, mit Funden auch aus dem neunten Jahrhundert. "Ich habe 20 Jahre lang Bodendenkmäler für das Landesmuseum in Bonn erforscht", sagt Gerresheim. Damals, vor rund 40 Jahren, habe er den Fundbericht zur Neuenhausener Burg geschrieben und einen Karton mit Funden nach Bonn geschickt. Die Burg sei in eine Denkmalliste aufgenomen worden, erinnert er sich. Alle paar Jahre kehrt Gerresheim an den geschichtsträchtigen Ort zurück und wurde zunächst weiterhin fündig. Zwei Scherben "von einem großen Vorratsbehälter" datiert er aufs 12. Jahrhundert".

Vor einigen Jahren der erste Schreck: "Der etwa 2,50 Meter hohe Hügel war nicht mehr da. Nun kam's noch ärger: Diese Woche sah ich, dass auch der etwa 1,50 Meter tiefe Graben weg ist. Die Burg ist nicht mehr auszumachen", beklagt Gerresheim. Er vermutet, dass die Anlage bei Kanalarbeiten planiert worden sei. Ob das in Verbindung mit dem Becken- und Kanalbau durch den Erftverband steht, weiß er aber nicht. Seine Kritik: "Niemand scheint sich für den Erhalt der Burg hier zuständig zu fühlen. Ich habe bei der Unteren Denkmalschutzbehörde bei der Stadt angerufen: Dort war die Motte nicht bekannt", und beim Kreis habe er keinen Ansprechpartner gefunden.

Zuständig ist die Untere Denkmalschutzbehörde bei der Stadt. Dort werden die Denkmallisten geführt. "Doch die Anlage in Neuenhausen ist darin nicht eingetragen", erklärt Rathaussprecher Andreas Sterken. Die Verwaltung werde aber die Hinweise von Gerresheim prüfen. Der Rhein-Kreis ist, so erläutert Sprecher Reinhold Jung, nur bei Grabungsgenehmigungen oder Ordnungswidrigkeiten zuständig: "Wenn Herr Gerresheim eine solche befürchtet, bitten wir ihn, sich an uns zu wenden." Damit bleibt der "Fall Motte" vorerst ungeklärt.

(NGZ)
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