Grevenbroich Neue Gesamtschule mit 213 Kindern gestartet
Grevenbroich · In Orken öffnete die größte neue Gesamtschule in NRW erstmals die Türen. Der Rechtsstreit für die Schulleitung ist noch nicht entschieden.
Mia hat neben ihrer Schultasche auch ihren Zeichenblock und einen Karton mit anderem Material für den Kunstunterricht mitgebracht – und die Zehnjährige aus Gustorf freut sich auf die neue Schule. Über 200 Kinder und viele Eltern strömten gestern in die Aula an der Hans-Sachs-Straße, angesichts der vielen Menschen übertrugen Kameras die Eröffnungsfeier in die Mensa nebenan. Die Gesamtschule II – ein Name muss noch gefunden werden – ist mit acht Eingangsklassen die größte der 15 im neuen Schuljahr gegründeten Sekundar- und Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen. Eindrucksvoll war das Bild, als die Kinder Luftballons mit ihren Wünschen an ihre Schule aufstiegen ließen.
Rund ein Jahr hatten die Vorbereitungen gedauert – "der Start einer neuen Schule ist spannend, hunderte Dinge mussten bedacht werden", erklärte Konrektor Georg Balster, der zusammen mit Abteilungsleiter Arno Hanneken die Schule kommissarisch leitet. "Wir haben ein hartes Jahr hinter uns, haben für die Schule gekämpft und gerungen, damit ihr heute starten könnt", sagte Bürgermeisterin Ursula Kwasny zu den Fünftklässlern.
Der Zeitrahmen war eng gesteckt. Für Debatten sorgte unter anderem die noch nicht geklärte Schulleiter-Frage: Laut Bezirksregierung soll Peter Jigalin die Leitung übernehmen, Mitbewerberin Susan Kletzin hat Konkurrentenklage erhoben. "Wir haben nichts gegen Peter Jigalin – aber ich und andere sind verwundert und enttäuscht, dass nicht Susan Kletzin die Leiterin werden soll. Sie hat das Schulprogramm engagiert miterarbeitet, und sie hat Eltern und Kinder begeistert", schildert Dagmar Schäfer, eine Mutter aus Kapellen. Ähnlich äußerten sich gestern viele andere Eltern, auch der Stadtrat hat sich in einer Resolution an die Bezirksregierung für Kletzin ausgesprochen.
Thomas Hartmann, Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung, kann den Wunsch der Eltern verstehen. Aber "ein Schulprogramm wird von mehreren erarbeitet – und es wird nicht geändert, weil ein anderer Leiter wird." Mit der Entscheidung des Gerichts rechnet er in etwa sechs Wochen. Schuldezernent Michael Heesch, der die Bezirksregierung in der Schulleiter-Diskussion heftig kritisiert hatte, war bei der Eröffnung nicht anwesend: "Ich hatte andere dienstliche Termine", erklärte er auf Anfrage.
Bei der Feier gestern sollte die Freude über die neue Schule im Vordergrund stehen. Balster betonte, dass der Rat "den Elternwillen akzeptiert und einstimmig die neue Schule beschlossen hat, die alle Schulabschlüsse ermöglicht". Und er dankte allen, die sich bei den Vorbereitungen engagiert hätten. Neben dem Leitungsteam gehören 14 Lehrer zum Kollegium – zwei weitere sollen noch kommen.
Die zehnjährige Mia dürfte gestern die meisten der mitgebrachten Schulmaterialien nicht genutzt haben – lediglich zwei Unterrichtsstunden blieben die Kinder in der Schule. In den ersten Schultagen steht, wie Balster erläutert, erst einmal "Wiluk" ("Wir lernen uns kennen") auf dem Programm. Die Kinder erkunden die Schulgebäude, lernen sich untereinander und ihre Lehrer kennen. Das Startzeichen für den Schulbetrieb gab Georg Balster: "Lasst uns beginnen."