Naturschutz in Grevenbroich Eine „Käfer-Allee“ verbindet zwei Dörfer

Gustorf/Gindorf · Das Naturschutz-Projekt an den Ortsränden von Gustorf und Gindorf geht im Frühjahr in die zweite Runde.

 Gerd Cremer aus Gustorf ist Initiator der „Käfer-Allee“, die unterhalb der Landstaße 116 angelegt wird.

Gerd Cremer aus Gustorf ist Initiator der „Käfer-Allee“, die unterhalb der Landstaße 116 angelegt wird.

Foto: Dieter Staniek

Die im vergangenen Sommer mit viel Engagement angelegte „Käfer-Allee“ hat stark leiden müssen. An etlichen Stellen ging die Saat nicht auf, sie fiel dem Winterfrost zum Opfer. Doch aufgeben, das ist keine Option für Gerd Cremer und seine vielen Mitstreiter. Im Frühjahr soll noch einmal großzügig gesät werden, damit es endlich klappt mit dem anderthalb Kilometer langen Blühstreifen zwischen Gustorf und Gindorf. Der soll nicht nur Insekten eine abwechslungsreiche Nahrungsquelle bieten, sondern künftig auch ein kleines Naherholungsziel für die Bewohner der beiden Dörfer sein.

Idee

Gerd Cremer (62), Chef des dritten Jägerzuges in Gustorf, will etwas gegen das Insektensterben unternehmen. Im vergangenen Jahr hatte er die örtlichen Vereine, Landwirte, Kindergärten, Schulen und die Feuerwehr dafür gewinnen können, einen insgesamt 2500 Quadratmeter großen Blühstreifen unterhalb der Landstraße 116 anzulegen. Rund 200 Kinder und Erwachsene hatten sich im September an der Einsaat beteiligt. Aus der Idee wurde ein Projekt, das mit dem Heimatpreis der Stadt Grevenbroich ausgezeichnet wurde.

Zweiter Anlauf

Nachdem ein großer Teil der Saat nicht aufgegangen ist, soll die Aktion noch einmal wiederholt werden. „Das Saatgut habe ich bereits bei einem großen Betrieb in Kapellen bestellt“, sagt Cremer. „Gesät werden ausschließlich regionale Pflanzen, die eine maximale Höhe von 50 Zentimetern erreichen und die Nahrung für heimische Insekten bieten.“ Zur Böschung der Landstraße 116 hin soll die frisch eingesäte „Käfer-Allee“ mit leuchtend gelb blühenden Sonnenblumen eingefasst werden. Überhängende Brombeer-Sträucher, die fast bis zum Weg reichen, sollen radikal beschnitten werden. „Dafür muss der Landesbetrieb Straßen.NRW aber noch sein Okay geben“, sagt Gerd Cremer. Darum wolle sich die Stadtverwaltung kümmern.

Naherholung

Bei der Einsaat allein wird es nicht bleiben. Entlang der „Käfer-Allee“ sollen zwei Bänke aufgestellt werden, auf denen sich die Besucher künftig ausruhen können, wenn sie jenseits der Dörfer spazieren gehen. Nur einfach hingestellt werden sollen diese Sitzgelegenheiten aber nicht. „Eine Bank wird in einem Stockrosen-Garten stehen, die andere auf einer Lavendel-Insel“, berichtet Cremer. Auch diese beiden Vorhaben sollen möglichst in diesem Jahr umgesetzt werden.

Naturschutz

Mit ihrer „Käfer-Allee“ wollen die Akteure vor allem Kinder für Natur und Umwelt begeistern. „Schon im vergangenen Jahr waren viele kleine Gustorfer und Gindorfer mit großer Begeisterung bei der Einsaat dabei“, freut sich Cremer. Darauf aufbauend, findet er sich nun regelmäßig in der Grundschule „Erftaue“ ein, um Nisthilfen mit den Schülern zu bauen. Aus gelb-schwarz angemalten Konservendosen (für den Körper), Kunststoffflaschen (für die Flügel) und Kronkorken (für die Augen) werden dekorative Unterschlüpfe für Wildbienen gebastelt – im Inneren ausgerüstet mit etlichen Bambusstäbchen. Gleichzeitig werden mit den Kindern Insektenhotels aus Lärchenholz gefertigt, die in die an der „Käfer-Allee“ stehenden Bäume gehängt werden. Und: „Wir werden in diesem Jahr auch Ansitzstangen für die am Ortsrand lebenden Greifvögel installieren“, berichtet der Initiator. Im März wird er in den drei örtlichen Tagesstätten präsent sein, um dort gemeinsam mit den Kindern kleine Blühwiesen anzulegen.

„Käfer-Sträßchen“

Am 21. März startet die Aktion „Käfer-Sträßchen“, ein Unterprojekt der „Käfer-Allee“. An diesem Tag wird Gerd Cremer mit seinem Team an alle Gustorfer und Gindorfer kostenloses Saatgut verteilen, das zu einem bunteren Bild in den beiden Dörfer beitragen soll. „Wer eine Baumscheibe oder ein öffentliches Beet vor der Haustüre hat, bekommt von uns kostenlosen Blumenblüh-Samen“, sagt er. Diese Aktion sei mit Patenschaften verbunden, da die Stadtbetriebe ihren Mähplan auf die Bepflanzungen im öffentlichen Raum abstellen müssten. Das Saatgut für etwa 30 Zentimeter hoher Blühpflanzen eigne sich aber auch hervorragend für die Gestaltung öder Schottervorgärten, sagt Gerd Cremer. Mit der Aktion „Käfer-Sträßchen“ soll auch ein Beitrag zum 25. Jahrestag der Landesgartenschau in Grevenbroich geleistet werden. Und: „Wenn im nächsten Jahr der Bundesköniginnentag in Gindorf stattfindet, könnte sich die eine oder andere Straße in einem bunteren Bild präsentieren“, sagt der 62-Jährige.

Zukunft

Die „Käfer-Allee“ soll keine Eintagsfliege bleiben. Gerd Cremer und sein Team planen weitere Aktionen. So sollen im Bereich der L 116-Böschung etwa Totholzstämme und Wurzelstümpfe als Verstecke und Lebensraum für Insekten und Kleintiere ausgelegt werden. Darüber hinaus planen die Akteure, mehrere Info-Tafeln, die entlang des anderthalb Kilometer langen Weges über Pflanzen und Tiere aufklären sollen. „Kindergärten könnten künftig den Blühstreifen besuchen, und auch unsere Grundschule hätte Anschauungs-Unterricht gleich vor der Haustüre“, sagt Gerd Cremer. Das wäre ein Gewinn, meint er – denn: Die Natur „live“ zu erleben, sei allemal besser als sie über das Internet kennenzulernen.

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