Grevenbroich Nach Ela braucht der Wald weiter Hilfe

Grevenbroich · 30 Hektar Forst verwüstete der Sturm Ela. Zwar sind neue Bäume angepflanzt worden. Doch die können sich nicht alleine gegen das sprießende Unkraut durchsetzen.

Grevenbroich: Nach Ela braucht der Wald weiter Hilfe
Foto: Berns Lothar

Sechs Uhr morgens, irgendwo in einem Forstgebiet zwischen Noithausen und der Erft. Frank Wadenpohl und seine sieben Mitarbeiter durchpflügen mit Planierwalzen und Sicheln eine ehemalige Waldfläche. "Der Sturm Ela hat hier gewütet. Wir müssen die verloren gegangenen Bäume wieder aufforsten ", erklärt der Stadtförster.

Doch ist das nicht so einfach. Zwar sind die ersten gepflanzten Wildbäume wie Stieleichen, Waldkirschen, Ulmen und Ahornbäume schon auf Hüfthöhe angewachsen. Auch an den Rändern des Forstgebiets wurden bereits Sträucher angesiedelt. Doch bietet das tropische nass-heiße Klima der vergangenen Wochen auch ideale Bedingungen für Unkraut.

Grevenbroich: Nach Ela braucht der Wald weiter Hilfe
Foto: Kilian Treß

Der Wildwuchs ist kaum zu zähmen. Disteln, Brennnesseln oder Bärenklau bilden binnen weniger Wochen ein meterhohes, nicht zu durchdringendes Gestrüpp, das Jungbäumen nicht nur das Sonnenlicht raubt, sondern mit ihnen auch in der Erde um Platz konkurriert und beim Wurzeln bilden hindert. Zum Wohle des Baumbestandes muss der "verdrängende Begleitwuchs", wie Experten das Unkraut nennen, also gestutzt werden. Eine Knochenarbeit.

Bei dem warmen Wetter bilden Harz und Pollen der Pflanzen in der Kombination mit Schweiß eine zähe, klebrige Masse auf der Haut, die schon kurz nach Arbeitsbeginn zu jucken beginnt. Dazu verwickeln sich die Mitarbeiter immer wieder mit Armen und Füßen in den Pflanzen, sie werden gestochen von nervigen Mücken und andere Krabbeltieren, die nur allzu gerne auch den Weg in die Arbeitskleidung finden. "Vor allem Schnaken und Mücken haben wir wegen des feuchten Klimas besonders viele dieses Jahr. Und Zecken", betont Wadenpohl.

Zum anderen macht auch eine einfache Rechnung die Sisyphusarbeit deutlich. Für die rund 3000 Quadratmeter große Fläche bei Noithausen brauchten die sieben Mitarbeiter zu Befreiung von Unkraut etwa zwei Arbeitstage. Das gesamte aufzuforstende Gebiet in Grevenbroich ist aber 100 Mal größer. Für diese rund 30 Hektar bräuchten die Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe Grevenbroich also gut 200 Arbeitstage. "Und wir müssen bei diesem Klima mit viel Sonne und Regen jede Fläche bis zu dreimal im Jahr beschneiden", sagt der Stadtförster. Um dem Unkraut also Herr zu werden, bräuchte das Team 600 Tage pro Jahr. Ein Ding der Unmöglichkeit. "Es ist ein Kampf gegen Windmühlen", sagt Wadenpohl. Die Mitarbeiter nehmen es aber mit Humor. "Wer in diesem Job arbeitet, ist schnell abgehärtet", sagt Claus Mayer.

Er ist sowas, das man wohl auch als echten Naturburschen bezeichnet. Ihm kann weder Stich noch ein Tritt in Disteln oder Brennnesseln etwas anhaben, sagt er. "Morgens packe ich mir sogar die Brennnesseln auf mein Butterbrot", sagt er. Das ist entzündungshemmend und gesund", sagt Mayer und lacht. Allerdings wird ihm auch das bei seiner Arbeit nicht helfen. Das Unkraut in der Stadt sprießt nämlich schneller, als er es essen kann.

(NGZ)
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