Grevenbroich Museum: Zuccalmaglios Lieder zum Mitsingen

Grevenbroich · Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack spielt die schönsten Titel der Grevenbroicher Liedersammler - und jeder kann mit einstimmen.

Er war Junggeselle, Privatgelehrter und zeitlebens auf unruhiger Wanderschaft. Einen Ruhepol fand der aus Waldbröl stammende Anton Wilhelm von Zuccalmaglio (1803-1869) in Grevenbroich. Dort hatte sich 1856 sein Bruder Vincenz (1806-1876) niedergelassen, der Notar und Publizist war und unter dem Pseudonym "Montanus" veröffentlichte. Was die beiden Brüder vereinte: Sie waren leidenschaftliche Sammler von Volksliedern. Anton Wilhelm verfasste sogar eigene Weisen, die vielen auch heute noch wohlbekannt sind. Etwa "Kein schöner Land" oder "Die Blümelein, sie schlafen."

Weil das auch ein bisschen Stadtgeschichte ist, hat Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack die Liederbüchlein von Anton Wilhelm herausgeholt und die schönsten Titel ausgewählt. Die möchte er am 24. August, ab 20 Uhr mit möglichst vielen Grevenbroichern in der Villa Erckens gemeinsam singen. "Passend zur Dauerausstellung im Museum", wie er meint: "Denn die beschäftigt sich auch mit der Literatur und der Sprache am Niederrhein - und selbstverständlich mit den beiden Zuccalmaglio-Brüdern."

Stefan Pelzer-Florack, selbst ein passionierter Musiker, hat die Texte von 40 Volksliedern kopiert, die er am Mittwoch an die Besucher verteilen wird. Und er geht fest davon aus, dass er an diesem Abend nicht alleine mit seiner Gitarre im Salon sitzen wird. "Es wird sicherlich voll. Denn das gemeinsame Singen liegt wieder im Trend", sagt der Kulturamtsleiter. Und dafür gibt es Beispiele: Lädt der Musiker Johannes Brandt zum Mitsingen im Museum ein, sind die Vorstellungen regelmäßig ausverkauft. Und auch die Liedernachmittage, die im Rahmen des Senioren-Projekts "Mokka" veranstaltet werden, erfreuen sich großer Beliebtheit.

"Mich erstaunt es immer wieder, wie textsicher vor allem das ältere Publikum beim Volkslieder-Singen ist", sagt Pelzer-Florack: "Viele brauchen unsere Ausdrucke gar nicht, sondern kennen die meisten Titel bis in die vierte, fünfte Strophe hin auswendig." Um auch dem jüngeren Publikum am Mittwoch etwas anzubieten, hat er neben dem Zuccalmaglio-Volksgut auch einige bekannte Kinderlieder mit ins Repertoire aufgenommen - zum Beispiel "Ein Schneider fing 'ne Maus". In den 90er Jahren hat der Kulturamtsleiter als "Stefan Strohhut" übrigens selbst eine Kassette mit Kinderliedern herausgegeben.

Stefan Pelzer-Florack ist sonst eher auf rockige Nummern spezialisiert. Volkslieder sind für ihn eine echte Herausforderung, wie er meint: "Sie erfordern eine andere Form des Singens, der Ton muss kräftiger geführt werden, außerdem gibt es keinen Platz für Improvisationen." Aber Spaß macht es, sagt der Musiker. Und: "Laut wissenschaftlicher Studien hellt das Singen die Stimmung auf. Wer am Mittwoch in die Villa Erckens kommt, wird mit einem besseren Gefühl nach Hause gehen."

(NGZ)
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