Grevenbroich "Müllfresser" ersetzen kleine Tonnen in der City

Grevenbroich · Der achtwöchige Feldversuch der Stellwerk-Initiative zeigt: Auffällige Mülltonnen sind sinnvoll. Das sehen auch die Umweltpolitiker so.

 Die "Müllfresser" wurden gut angenommen. Das hat der achtwöchige Feldversuch der Grevenbroicher Stellwerk-Initiative gezeigt.

Die "Müllfresser" wurden gut angenommen. Das hat der achtwöchige Feldversuch der Grevenbroicher Stellwerk-Initiative gezeigt.

Foto: Lothar Berns

Zu klein, zu unscheinbar, ein störender Deckel drauf — und wenn ein Pizzakarton kommt, dann ist wegen Überfüllung geschlossen: Das sind einige Kritikpunkte an den Mülleimern in der Innenstadt. Für den Verein "Stellwerk-Initiative" um Fred Leven und Thomas Wiedenhöfer ein Anlass, sich mit Müllvermeidung im Bahnhofskarree zu beschäftigen. Sie wollten mit ihren als "Müllfresser" deklarierten Tonnen zeigen: Ist das Gefäß groß genug, dann landet der Abfall auch drin statt drumherum. Acht Wochen hat ihr Feldversuch gedauert — wegen des Erfolgs soll er jetzt Vorbild für das Müllkonzept der Stadt werden.

Zwischen der Stadtparkinsel und dem Bahnhofsvorplatz wurden insgesamt sechs große Mülltonnen aufgestellt. Versehen mit dem Slogan "Mensch, mach keinen Müll" in deutscher und türkischer Sprache sowie auffällig gestaltet mit einem gefräßigem Grinsen sollten sie den Passanten auffallen und zur Benutzung einladen. Der Befürchtung im Vorfeld, dass in den größeren Behältern zerlegte Schrankwände entsorgt worden wären, konnte Fred Leven bei seinem Bericht im Umweltausschuss entgegentreten: "Wir haben nur typischen Abfall gefunden wie Getränkedosen oder Obstreste, aber keinen Sperrmüll."

Der gefragteste "Müllfresser" war der am Standort Stadtparkinsel: In den acht Wochen kamen dort 600 Liter Müll zusammen. Häufig genutzt wurden auch die Tonnen an der Bushaltestelle der Raiffeisenbank und am Bahnhofsvorplatz; sie wurden mit je 400 Litern Abfall gefüllt. In allen sechs Tonnen fielen 2000 Kubikmeter Müll an — das entspricht 50 Müllsäcken. "Dieser Unrat wäre statt in der Tonne auf der Straßen oder in Grünalagen gelandet", ist Thomas Wiedenhöfer überzeugt. Die Bilanz der Stellwerker: "Ein besser sichtbares und größeres Angebot an sichtbaren Müllgefäßen stellt einen wertvollen und wirtschaftlich leistbaren Beitrag für eine saubere Stadt dar." Thomas Wiedehöfer schlug allerdings eine häufigere Leerung als einmal pro Woche vor: "Gerade im Sommer wird es mit Obstresten sonst unangenehm."

Dieses Ergebnis überzeugte auch die Umweltpolitiker. Martina Flick wiederholte die UWG-Kritik an den zu kleinen Müllgefäßen in der Stadt; sie lobte das "gelungene Styling". Detlef Igné erinnerte an das Müllkonzept, sein Parteikollege Holger Holgräber forderte für die SPD, dass nun endlich etwas geschehen müsse, damit "der Müll dort landet, wo er hingehört". Holger Damaske meinte für die ABG: "Lieber eine nette Mülltonne als Abfall auf der Straße." Er schlug vor, die Bußgelder für Müllsünder in Grevenbroich zu erhöhen. "In den USA zahlt man tausend Dollar statt fünf Euro. Da können Sie auf dem Mittelstreifen picknicken!" Auch Ralf Cremers (CDU) zeigte sich überzeugt von größeren Müllgefäßen.

Wie es jetzt weitergeht: Die Verwaltung will mit dem Entsorger Schönmackers ein Konzept erarbeiten, wo größere Tonnen aufgestellt werden können, schlug Dezernent Werner Hoffmann vor. Entschiedend werde die Kostenfrage sein.

(NGZ)
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