Grevenbroich Mord-Zeuge in Kanada

Grevenbroich · Klaus Lüttgen ist seit Montag zurück in Grevenbroich: Der 52-Jährige fuhr mit seinem Damenrad 7000 Kilometer durch Kanada und Alaska. 47 Bären kreuzten seinen Weg – und er wurde Zeuge eines schrecklichen Brudermordes.

 Nach vier Monaten ist er gestern wieder in seiner Heimatstadt Grevenbroich angekommen: Klaus Lüttgen (52) ist mit seinem Damenrad rund 7000 Kilometer durch Kanada und Alaska gefahren.

Nach vier Monaten ist er gestern wieder in seiner Heimatstadt Grevenbroich angekommen: Klaus Lüttgen (52) ist mit seinem Damenrad rund 7000 Kilometer durch Kanada und Alaska gefahren.

Foto: S. Büntig

Klaus Lüttgen ist seit Montag zurück in Grevenbroich: Der 52-Jährige fuhr mit seinem Damenrad 7000 Kilometer durch Kanada und Alaska. 47 Bären kreuzten seinen Weg — und er wurde Zeuge eines schrecklichen Brudermordes.

Er hat viele nette Menschen kennengelernt auf seiner Fahrradtour von Kanada nach Alaska. Manche nahmen ihn im Auto mit, andere boten ihm eine Übernachtung an. So wie der Mann aus Campbell River, der Klaus Lüttgen nach einer Panne in der Wildnis auflas und ihn mit nach Hause nahm. "Ich hätte es nicht tun solen", sagt der 52 Jahre alte Grevenbroicher: "Es war die schrecklichste Nacht meines Lebens."

Denn in Campbell River, der kanadischen Stadt mit 29 500 Einwohnern, wurde er Zeuge einer grausamen Bluttat. "Mein Gastgeber wohnte mit seinen Söhnen zusammen. Sie tranken Alkohol, rauchten Hasch, hörten laute Musik", schildert Lüttgen. Weit nach Mitternacht sei es in dem Haus zu einem Streit mit tödlichen Folgen gekommen: "Ein 18-Jähriger hat seinen 33 Jahre alten Bruder niedergestochen." Klaus Lüttgen wurde von der Polizei vernommen, verbrachte den Rest der Nacht in der Unterkunft der Heilsarmee.

Der Brudermord von Campbell River war ein Erlebnis, dass der 52-Jährige am liebsten vergessen möchte. Denn es wirft einen Schatten auf eine Reise, die für Klaus Lüttgen unvergessen bleiben wird. Auf seinem mit einer Rohloff-Gangschaltung getunten Gazelle-Damenrad legte er innerhalb von vier Monaten rund 7000 Kilometer zurück. Die Tour führte ihn durch atemberaubende Bergwelten und menschenleere Landschaften. "Leider meist bei Regen und bei nächtlichen Temperaturen bis zu sieben Grad unter Null", erzählt er.

Mit im Gepäck hatte Lüttgen mehrere hundert Karnevalsorden, die er von seinem Vater geerbt hatte und die er an Menschen verschenkte, die ihn in Kanada und Alaska unterstützten. Die dekorieren jetzt etwa die Crew einer Fähre, die ihn über den Yukon setzte, oder die Hütte des Goldgräbers Jim, mit dem Klaus Lüttgen am Lagerfeuer saß und Gespräche über Gott und die Welt führte.

Seine Reise startete am 8. Juni im kanadischen Vancouver, führte ihn bis Valdez in Alaska und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Nicht immer war die Tour ungefährlich: Ein aggressiver Kojote und 47 Bären, darunter fünf Grizzlys, kreuzten seinen Weg. "In einer Nacht schnüffelte einer an meinem Zelt herum — und ausgerechnet da hatte ich das Bärenspray an meinem Rad vergessen. Mir rutschte das Herz in die Hose", erzählt Lüttgen. Zum Glück beließ es Meister Petz beim Schnüffeln, er zog wieder ab.

Gestern Morgen landete der 52-Jährige wieder in der Heimat. Die letzten Kilometer vom Düsseldorfer Flughafen bis Grevenbroich legte er mit dem Fahrrad zurück. Zu Hause erwartete ihn Lebensgefährtin Heidi Jordans, die ihm eine Überraschung auf den Tisch stellte: gefüllte Paprika. "Die habe ich mir schon auf der gesamten Tour gewünscht", sagt Klaus Lüttgen: "Da weiß man, warum man so weit gefahren ist."

Auf die Frage, ob er eine solche Reise noch einmal antreten würde, hat der 52-Jährige eine spontane Antwort parat: "Nein". Nicht etwa, weil er die Strapazen scheut, sondern nur aus einem Grund: "Eine solche Tour kann man nicht wiederholen. Das war einmalig — und das soll es auch bleiben."

(NGZ/rl)
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