Wettbewerb in Grevenbroich Schüler debattieren über Kleiderordnung
Südstadt · Sollte an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule eine Kleiderordnung eingeführt werden? Beim Debattenwettbewerb von Rheinischer Post und Evonik haben Oberstufenschüler schlagkräftige Argumente ausgetauscht. Am Ende wurde abgestimmt – mit klarem Ergebnis.
Mädchen in ultrakurzen Hosen, Jungen im Jogginganzug: Ist das noch okay – oder braucht es eine verbindliche Kleiderordnung an der Schule? Mit der Frage, ob so eine Kleiderordnung eingeführt werden sollte, haben sich jetzt Oberstufenschüler der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in der Südstadt befasst. Anlass gab ihnen ein von der Rheinischen Post und dem Unternehmen Evonik initiierter Debattenwettbewerb, der unter dem Hashtag #mitreden steht. Der Wettbewerb geht jetzt in die dritte Runde, auch diesmal beteiligen sich einige Schulen in der Region.
Am Freitag kam es in der Aula zum Schlagabtausch der Befürworter und Gegner einer Kleiderordnung. Zwei Teams mit jeweils zwei Schülern waren dafür auf die Bühne getreten, um ihre Argumente auszutauschen. Überzeugt werden wollten nicht nur die vier Mitglieder einer Jury, sondern auch rund 150 weitere Oberstufenschüler im Publikum, die am Ende nach ihrer Meinung gefragt wurden – und danach, welches Team sie argumentativ stärker fanden.
Die Schüler Emil Palmowski, Carolina Corell, Rebecca Willim und Ivonne Alfa hatten sich gut einen Monat lang auf die Debatte vorbereitet und sich Argumente für und gegen eine verbindliche Kleiderordnung an ihrer Schule überlegt. Willim und Alfa sprachen sich für die Einführung einer Kleiderordnung aus – für eine angenehmere Lernatmosphäre, für einen Stil, der der Vorbereitung aufs Berufsleben angemessen ist. Jogginghosen beispielsweise könnten zur Faulheit verleiten, argumentierten sie. Und zu kurze Hosen könnten von manchen als unangenehm empfunden werden. „Wir wollen Schutz bieten vor Ausgrenzung und Sexualisierung“, sagten Rebecca Willim und Ivonne Alfa.
Emil Palmowski und Carolina Corell hielten dagegen. Starre Bekleidungsvorschriften halten sie für unnötig, den Schülern würde damit eine Freiheit genommen: die auf die Entfaltung ihrer eigenen Persönlichkeit. „Anstatt Schüler in vorgefertigte Kleidernormen zu pressen“, sagten die beiden, sollte die Einzigartigkeit des Einzelnen im Vordergrund stehen. Außerdem würde die Durchsetzung einer Kleiderordnung viele Ressourcen fressen.
Tatsächlich hatten Rebecca Willim und Ivonne Alfa in der Debatte den schwierigeren Stand. Denn lediglich 20 Prozent der Schüler im Publikum hatten vor Debattenbeginn in einer digitalen Sofort-Abstimmung angegeben, für die Einführung einer Kleiderordnung zu sein. Obwohl die Schülerinnen wohl schon vor dem Wettbewerb die Meinung der Schülermehrheit kannten, traten sie mutig auf die Bühne, um zu streiten.
Trotz starker Argumente allerdings konnten sie die Mehrheit nicht überzeugen. Am Ergebnis änderte sich nach der Debatte im Wesentlichen nichts. Auch die Frage, welches Team argumentativ stärker war, beantwortete das Publikum (vielleicht auch getrieben von der eigenen Meinung) eindeutig – zugunsten des Lagers „kontra Kleiderordnung“. Das heißt: Für Emil Palmowski und Carolina Corell geht es jetzt in die nächste Runde des Wettbewerbs. Der erste Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Die Juroren Martin Kessler und Lilli Stegner (Rheinische Post) sowie Markus König und Andrea Dimitrova (Evonik) dankten allen Schülern für ihren Einsatz. „Ihr habt präzise argumentiert“, sagte Martin Kessler, der das Politikressort bei der Rheinischen Post verantwortet. In der 20-minütigen Debatte sei deutlich geworden, dass das Thema Kleiderordnung offensichtlich für die Schüler von Relevanz ist. Markus König von Evonik lobte die Schüler: Sie hätten ihre Rollen gut ausgefüllt. König regte aber auch an, das Publikum (das bei bestimmten Argumenten durchaus Reaktionen zeigte) stärker mit einzubeziehen.
Der Wettbewerb allgemein soll die Lust am Debattieren wecken. Vize-Bürgermeister Edmund Feuster hatte in seiner Rede zum Start des Wettbewerbs verdeutlicht, dass auch die Politik von der Debatte lebt. Er verknüpft mit Projekten wie #mitreden die Hoffnung, dass sich junge Talente in den Diskurs einbringen. Schließlich sei auch die Frage nach einer Kleiderordnung eine politische.