Durch die NGZ wurde ein "waschechter Buckauer" in Magdeburg auf den Firmenstandort Grevenbroich aufmerksam / Stammwerk mit wechselvoller Geschichte Mit Zeichnungen im Rucksack ins Rheinland gekommen

Grevenbroich. Jahrzehntelang stand die Firma Buckau R. Wolf für Arbeit und Brot für zahlreiche Grevenbroicher. Aber auch anderswo wird mit dem Namen "Buckau" viel verbunden: Buckau ist ein Stadtteil von Magdeburg und Stammsitz der Maschinenfabrik, die ihre Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg ins Rheinland verlegte. "Es gibt so viele Parallelen. Auch hier sind die Werkshallen eingerissen worden", meldet sich aus Magdeburg ein "waschechter Buckauer", Herbert Rasenberger.

Grevenbroich. Jahrzehntelang stand die Firma Buckau R. Wolf für Arbeit und Brot für zahlreiche Grevenbroicher. Aber auch anderswo wird mit dem Namen "Buckau" viel verbunden: Buckau ist ein Stadtteil von Magdeburg und Stammsitz der Maschinenfabrik, die ihre Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg ins Rheinland verlegte. "Es gibt so viele Parallelen. Auch hier sind die Werkshallen eingerissen worden", meldet sich aus Magdeburg ein "waschechter Buckauer", Herbert Rasenberger.

Durch die Neuß-Grevenbroicher Zeitung, die der 67-Jährige von einer Grevenbroicherin erhielt, wurde der heute in der neuen Neustadt Magdeburgs lebende "Hobby-Chronist" auf den Buckau-Standort im fernen Westen aufmerksam. "Ich habe die vor mir liegenden Zeitungen mindestens drei Mal gelesen, bis ich dahinter kam: Es gibt nicht nur ein Buckau in Magdeburg, sondern auch in Grevenbroich."

Nur dass das Magdeburger "Buckau"-Werk wesentlich älteren Datums ist. Gerade mal 430 Einwohner hatte 1815 das gleichnamige Dorf, das sich durch seine gute Lage an der Elbe auszeichnete. Die nutzte 1838 die neugegründete "Magdeburger Dampfschiffahrts-Companie", die sich im Ort niederließ und eine Maschinenfabrik gründete. 1847 arbeiteten in der "Alten Bude" bereits 800 Beschäftigte. Elbe-Dampfer, Dampfmaschinen, Pressen verließen die Werkshallen. 1884 wurde das Unternehmen zur "Maschinenfabrik Buckau".

Nach mehreren Firmen-Übernahmen fusionierte der Betrieb mit der am selben Ort ansässigen Maschinenfabrik R. Wolf zur "Maschinenfabrik Buckau R. Wolf Aktiengesellschaft" mit zwölf Millionen Mark Aktienkapital und 6.000 Mitarbeitern. Bereits im Jahr zuvor hatte Buckau die 1878 gegründete Maschinenfabrik Buckau übernommen. Ziel war es, den Bau von Zuckerfabrik-Einrichtungen am Standort Magdeburg zu konzentrieren.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges rückten zunächst amerikanische und dann britische Truppen in Buckau ein, das dann aber im Juli 1945 der sowjetisch besetzten Zone zufiel. Ende des Jahres wurde der Firmenvorstand verhaftet, das Werk unter sowjetische Verwaltung gestellt und später in volkseigene Betriebe umgewandelt. Das sollte aber keineswegs das Ende der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf bedeuten: Der damalige Firmenchef, Dr. Wilhelm Kleinherne, wechselte in die westliche Zone und machte sich daran, die Produktion in dem vom Krieg nur wenig beschädigten Grevenbroicher Werk wieder aufzunehmen.

Der Verwaltungssitz war in Neuss nahe der Rennbahn. Manfred Kauertz war damals noch nicht dabei, doch der langjährige Betriebsratsvorsitzende und heutige stellvertretende Bürgermeister erinnert sich: "Es wurde erzählt, dass Dr. Kleinherne in einem Rucksack Zeichnungen von Braunkohlebaggern und Zuckerfabriken mit nach Grevenbroich brachte.

Auch viele andere Ingenieure kamen von Magdeburg hierher und brachten ihr Know-how mit. "Das brachte Grevenbroich wieder hoch." Zunächst hätten viele Buckauer im so genannten "Bullenkloster" in der Nähe des Bahnhofs gewohnt. Später holten sie ihre Familien nach. Häuser und Siedlungen für sie entstanden beispielsweise an der Röntgen- und Niermannstraße, in Orken und Wevelinghoven.

"Damals arbeitete alles bei Buckau", so Kauertz, der selbst 1954 als Lehrling ins Unternehmen kam - als einer von insgesamt knapp 3.996 Beschäftigten und mehr als 268 Lehrlingen. "Buckau hat für Rheinbraun den Bagger mit 200.000 Tonnen Tagesleistung geliefert, ebenso viele Zuckerfabriken in den Iran." Auch Dieselmotoren und Getriebe, Anlagen für Brikett- und Zuckerrohrfabriken wurden gebaut.

Krupp übernahm den Betrieb, "die ersten großen Entlassungswellen setzten ein", so Kauertz. Später wurden Dorr-Oliver und Krauss-Maffei Hausherren. 1995 schloss die Fabrik mit zuletzt 150 Mitarbeitern, ein Kapitel Grevenbroicher Geschichte wurde damit beendet.

Auch im Magdeburger Buckau-Werk ist es stiller geworden, das "Georgi-Dimitroff-Werk" gehört ebenfalls der Geschichte an. Auf dem Gelände mit den Krananlagen zeigen heute, so berichtet Herbert Rasenberger, die freien Kammerspiele Magdeburg "Open Air"-Aufführungen. Herbert Rasenberger hofft nun auf einen Chronisten-Austausch zwischen Magdeburg und Grevenbroich. Ein erster Schritt ist bereits gemacht: Manfred Kauertz hat sich bereits im vergangenen Jahr mit ihm in Verbindung gesetzt und kann sich vorstellen, mal den Stammsitz seines ehemaligen Arbeitgebers in Buckau zu besuchen. Carsten Sommerfeld

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