Grevenbroich Mit Yoko Ono das Sofa im Büro geteilt

Grevenbroich · Inge Broska von den Grevenbroicher "Dielämmer"-Gruppe hat sie kennengelernt: Yoko Ono, die heute 80 Jahre alt wird. Den Rat, der ihr die weltbekannte Avantgarde-Künstlerin gab, beherzigt sie bis heute: "Mach Dein eigenes Ding."

 Ingeborg Broska in ihrem "Hausmuseum". Dort hütet die 70 Jahre alte Künstlerin die Schätze aus ihrem abgebaggerten Heimatdorf Otzenrath.

Ingeborg Broska in ihrem "Hausmuseum". Dort hütet die 70 Jahre alte Künstlerin die Schätze aus ihrem abgebaggerten Heimatdorf Otzenrath.

Foto: L. Berns

Für Inge Broska ist Yoko Ono nicht das, auf das sie viele reduzieren — die Witwe von John Lennon, die Frau, die die Beatles auseinanderbrachte. "Die Yoko ist für mich vor allem eine hervorragende Vertreterin der Fluxs-Kunstrichtung, eine sensible Frau von großer Bescheidenheit", sagt die 70-Jährige. Inge Broska weiß, wovon sie spricht. Sie hat Yoko Ono nicht nur persönlich kennengelernt, sondern sogar ihr Sofa mit ihr geteilt.

Die in Otzenrath aufgewachsene Künstlerin, die zur Grevenbroicher "Dielämmer"-Gruppe gehört, holte Yoko Ono im Jahr 1993 für die Ausstellung "Color, Fly, Sky" in das Bonner Frauenmuseum. Dort kamen sich die beiden Gleichgesinnten recht nahe. Broska war seinerzeit Pressereferentin des Museums und hatte dort ein kleines Büro. "Dieser Raum war während der Ausstellungseröffnung ein Rückzugsort für Yoko. Sie hat auf meinem Sofa Platz genommen und entspannt, während ich hinter dem Schreibtisch saß", schildert Inge Broska.

Bei dieser Gelegenheit habe sie die weltbekannte Künstlerin vor allem als eines kennengelernt: "Freundlich und bescheiden. Sie trug nicht dick auf, sondern hielt sich zurück und mied bewusst den Rummel. Sie war ganz ohne Brimborium — ehrlich gesagt, das war mir sehr sympathisch." Was Broska besonders schätzte: "Yoko war vor ihren Auftritten sogar nervös, so wie wir Künstler es alle sind, bevor es mit der Performance los geht."

Inge Broska hütet noch heute in ihrem Haus liebevoll die Erinnerungsstücke an diese Zeit. Die Bücher und Ausstellungskataloge, die ihr Yoko Ono schenkte, sind so etwas wie ein Schatz für die 70-Jährige. Ebenso die vielen Bilder, die sie mit dem prominenten Gast und anderen Künstlern im Garten oder auf dem Dach des Bonner Frauenmuseums zeigen. Und ein Satz, wird ihr wohl für immer in Erinnerung bleiben: Make your own thing, Inge — Mach Dein eigenes Ding. Den hat ihr Yoko Ono gesagt, als sie die Kunstwerke betrachtete, die Broska damals gleichzeitig mit ihr im Bonner Frauenmuseum ausstellte. "Das war mein Streusel-Kabinett mit Gipsabdrücken des Kuchens, den es bei uns im Rheinland hauptsächlich bei Beerdigungs-Kaffees gibt", schildert sie. Broska hat schon immer ihr eigenes Ding durchgezogen — den Rat von Yoko Ono interpretierte sie denn auch vielmehr als eine Aufforderung: Weiter so!

Die Installation im Frauenmuseum umfasste 86 Holzkreuze mit handgeschriebenen Botschaften der Avantgarde-Künstlerin. Auf dem Dach des Hauses war die Leiter-Installation "Sky Watch Ledders" zu sehen, zudem hatte Ono eine ganze Etage des Hauses für ihre Arbeiten zur Verfügung gestellt bekommen. "Das war ein Ereignis, das international für Aufsehen sorgte", sagt Inge Broska, die sich später darum kümmerte, dass die Objekte nach der Ausstellung wieder zurück zur Künstlerin kamen.

Hin und wieder hat man sich später noch einmal bei Ausstellungen getroffen. "Ihre schätze ihre Kunst und ihre experimentelle, vielleicht sogar ein bisschen aggressive Musik", meint die 70-Jährige. Was Broska bedauert: "Viele Jahre nach dem Tod ihres Mannes wird Yoko immer noch als Witwe von John Lennon angekündigt. Für eine solche Negierung einer eigenständigen Künstlerinnenpersönlichkeit gibt es keine männlichen Gegenbeispiele."

(NGZ)
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