Grevenbroich Mit "Pia" gegen den Erzieher-Mangel

Grevenbroich · Das Berufsbildungszentrum will die Erzieherausbildung jetzt auch in praxisintegrierter Form ("Pia") anbieten. Die Stadt hat das Projekt bei der Bezirksregierung mit initiiert. Als Kooperationspartner will sie auch Ausbilder sein.

 Javita Maubach, Yannik Seidel und Norman Hoffmann, hier zusammen mit Lehrerin Katharina Bäuerle, wollen Erzieher werden.

Javita Maubach, Yannik Seidel und Norman Hoffmann, hier zusammen mit Lehrerin Katharina Bäuerle, wollen Erzieher werden.

Foto: Andreas Woitschütze

Adäquat ausgebildete Erzieher für die vakanten Kita-Stellen zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Das weiß Schuldezernent Michael Heesch aus Erfahrung. Insgesamt zehn Stellen sind derzeit in den 16 städtischen Einrichtungen unbesetzt, also offen. "Den Fachkräftemangel können wir aber nicht nur beklagen. Wir können auch selbst etwas tun", sagt er. Zusammen mit der Bezirksregierung und dem Berufsbildungszentrum (BBZ) soll jetzt ein neues Ausbildungsmodell für künftige Erzieher angeboten werden, das "Pia" heißt und auch von Marie Therese Buchkremer, Ausbildungsleiterin der Stadt Grevenbroich als "neue und spannende Ausbildung mit Perspektive" begrüßt wird.

"Pia" umfasst drei Ausbildungsjahre, die zu fast gleichen Anteilen in der Schule, also im BBZ, sowie am Ausbildungsplatz, beispielsweise eine der 16 städtischen Kita, absolviert werden. "Basis- und praxisbezogen", wie Heesch betont, werden die Schüler über dieses Modell umfassend ausgebildet. "Vom ersten Tag an sind die jungen Leute nicht nur Azubis, sondern Arbeitnehmer und werden in den Betrieb integriert." Davon wiederum erhoffen sich Heesch und Buchkremer eine entsprechende Bindung, die dann jenseits der Ausbildung Bestand hat. Fünf Ausbildungsplätze bietet die Stadt pro Jahr an, in drei Jahren wären das 15 neue Erzieher.

"Das ist so etwas wie eine duale Ausbildung", freut sich Katharina Weßeling. Die 20-Jährige ist am BBZ Fachoberschülerin und entschlossen, sich für den Ausbildungsweg, der jetzt erstmalig angeboten wird, anzumelden. ",Pia' ist wie ein Lottogewinn", die dreijährige Ausbildung verzahnt "optimal Theorie und Praxis, das wird alles gut miteinander verbunden", sagt sie. Um einen möglichen Ausbildungsplatz kümmert sich die Schülerin selbstständig: "Ich habe bereits einen Probetag bei einer Kita vereinbart." An "Pia" gefällt Weßeling auch, "kein schlecht bezahlter Praktikant" zu sein, sondern ein Ausbildungsgehalt nach Tarif" zu bekommen. Und weil der "Pia"-Absolvent so etwas wie ein Arbeitnehmer ist, hat er nicht zwölf Wochen Ferien, sondern einen sechswöchigen Jahresurlaub. Anders als bei der klassischen Fachschulausbildung zum Erzieher, den Interessierte am BBZ ebenfalls ablegen können, finden bei "Pia" die Abschlussprüfungen als drei Fachschulexamina nebst Kolloquium nach dem dritten Jahr statt.

"Eine sehr gute Ausbildung und Vorbereitung aufs Berufsleben", wie die Schülerin findet. Dieter Urbanski, am BBZ zuständiger Bereichsleiter, ist sicher, mit diesem Ausbildungsweg auf Interesse und Resonanz zu stoßen. Zustande kommt "Pia", wenn sich etwa 20 Schüler anmelden, die einen externen Ausbildungsvertrag vorweisen können, erklärt er. "Bei den Trägern scheint das Interesse an "Pia" groß zu sein", weiß er aus Vorgesprächen. Ob dadurch mittelfristig mehr Erzieher auf dem Arbeitsmarkt zu Verfügung stehen, hängt davon ab, ob das Ausbildungsmodell zusätzliche Bewerbergruppen anspricht, lautet Urbanskis Einschätzung. "Das ist schon krass, wie händeringend Erzieher gesucht werden", sagt Katharina Weßeling. Für sie ist der Beruf als Erzieherin ein "Traumjob".

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